
Mit „Wandel der Geschichte der Islamischen Welt“ sollen die historisch-politischen Entwicklungen der Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches sowie der Arabischen Halbinsel dargestellt werden.
(iz). Die Existenz ist in steter Veränderung befindlich. In regelmäßigen Zeitläufen werden sämtliche Moleküle und Atome unserer lebendigen Zellen getauscht. Selbiges gilt für die menschliche Geschichte – inklusive der muslimischen. Die Vorstellung eines Dauerzustands der ewigen Größe, der vom bösen anderen zerstört wurde, ist ahistorisch und gefährlich. Denn er führt zu einem magischen Denken.
Foto: Archiv
Blick auf die Geschichte
Nun hat das in Aachen beheimatete Internationale Islamische Stiftungswerk (IISW) für Bildung und Kultur, das vor einigen Jahren von Dr. Nadeem Elyas initiiert wurde, ein neues Projekt gestartet. Mit „Wandel der Geschichte der Islamischen Welt“ sollen die historisch-politischen Entwicklungen der heutigen Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches sowie der Arabischen Halbinsel (was die Macher als „islamische Kernländer“ bezeichnen) anschaulich dargestellt werden.
„Hierbei werden die markanten Ereignisse einer jeden Region zweisprachig, Deutsch und Arabisch, beschrieben und durch entsprechende historische Briefmarken und Dokumente, welche als Zeitzeugen fungieren, veranschaulicht. Die Auswahl von nicht mehr als 18 historischen Ereignissen bei jeder Region und die Auslese entsprechender Briefmarken aus der Fülle der einzigartigen Sammlung der Nadeem Elyas Collections mit mehr als 400.000 Briefmarken stellte für uns eine große Herausforderung dar“, hieß es in einer Erklärung des IISW.
Foto: GRAPHIC DESIGN BLOG
Das Kernplakat liegt vor
Das Kernplakat liegt bereits vor. Auf 210 x 130 cm wird darin die neuere Geschichte der osmanischen Kernländer (später Türkei) sowie der Hidschaz, Nadschd, Jordanien und Palästina erklärt. Das nächste, an dem derzeit letzte Arbeiten vorgenommen werden, behandelt das Gebiet des heutigen Jemen. Rund 20 weitere Darstellungen von anderen Staaten der muslimischen Welt sollen folgen. Zu jeder Präsentation soll es darüber hinaus Begleithefte geben. Das erste (Deutsch & Arabisch) liegt mit 72 Seiten vor und ist verfügbar.
Das Material im Projekt „Wandel der Geschichte der muslimischen Welt“ richtet sich an Lehrer und Begleitpersonen. Damit soll ein Zugang zu dieser komplexen Thematik ermöglicht werden. „Sowohl dieses Plakat als auch die in Kürze fertiggestellten Plakate samt Begleitmaterial stellen wir Museen, Ausstellungen und Gemeinden gerne zur Verfügung. Für die Ergänzung bestimmter Themen bei vorgesehenen Ausstellungen mit weiterem Material aus unserer Sammlung können wir gerne Konzeptvorschläge erarbeiten“, hieß es von Seite der Stiftung.
Das Internationale Islamische Stiftungswerk – Bildung und Kultur (IISW) ist eine deutsche Kulturstiftung, die mit ihren islamischen Werten sowohl der abendländischen Kultur und Bildung als auch der islamischen verpflichtet ist. Durch die Förderung von gemeinnützigen Projekten in Kultur und Wissenschaft leistet das IISW einen Beitrag zur kulturellen Bildung in unserer Gesellschaft.
Foto: gemeinfrei
Historiker Eugene Rogan zur Auflösung des Osmanischen Reiches
Im Interview mit dieser Zeitung sagte der Historiker Eugene Rogan über die Auflösung des Osmanischen Reiches: „Nun, sie war historisch konsequent. Schon 1914 waren alle nordafrikanischen Territorien des Osmanischen Reiches durch europäische Mächte besetzt.
Auch sämtliche Balkanterritorien waren verloren, mit Ausnahme eines schmalen Streifens von Thrazien. Das Osmanische Reich bestand nur noch aus der Türkei und der arabischen Welt.
Doch in der Türkei gab es die griechische Minderheit. Es gab die armenische Frage. Es gab ein erwachendes kurdisches Nationalbewusstsein. Und es gab ein wahrhaftes kulturelles Erwachen unter den Arabern.
Alle diese Bewegungen zerrten am Gewebe eines multiethnischen Reiches. Noch mehr als der Erste Weltkrieg war es die Idee des Nationalismus, die das Osmanische Reich bedrohte, und sie wurde im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts immer stärker. Von da an war das Modell des Vielvölkerstaates dem Untergang geweiht.
Nationalismus im 21. Jahrhundert hat irrationale Züge, und es ist schwer, heute Sympathie für ihn zu empfinden. Aber wenn Sie sich den Nationalismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ansehen, dann können Sie verstehen, warum er damals eine attraktive und legitime Idee war: Nationen in Vielvölkerreichen beginnen damals ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Sie wollen ihr Recht auf nationale Existenz unabhängig von einem Imperium sichern.“
Unter folgendem Link finden Sie unser Kernplakat und das dazugehörige Begleitheft:
https://drive.google.com/open?id=1lHIapfoGATUJjL_oMyoIU7DT0lQf1s85&authuser=info%40iisw.de&usp=drive_fs