Ist das noch Weihnachten oder schon der 1. April? Eine Irritation von Vykinta Ajami

Weihnachten – eine der schönsten Traditionen im abendländischen Europa – steht vor der Tür. Natürlich, wie immer im Dezember. Aber gescherzt wird wie im April. 

(iz). Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Weihnachtssüßigkeiten in den Supermarktregalen bereits ab September stehen? Auch die Ostereier finden in die Geschäfte gleich nach dem Valentinstag ein. Das Jahr wird immer kürzer. Aber Business is Business. Dieses Jahr verkürzt sich nicht nur marketingstrategisch, sondern auch gesellschaftlich und politisch. Um ganze dreieinhalb Monate. Ist das noch Business, oder schon Politik?

Bevor 2014 ordentlich zu Ende gehen konnte, hat der Frühling 2015 längst angefangen. Mit den Aprilscherzen im … Dezember. Die Dinge um die Migration, um das vermeintlich Fremde werden immer seltsamer. Und immer komischer. Und auch wenn sie kurz vor den Weihnachten geschehen, haben sie eine beeindruckende Absurdität der Scherze des 1. Aprils.

So der Deutschpflicht-für-zu-Hause-Vorschlag der CSU, der kam zwar pünktlich zum St. Nicolaus, klingt aber wie ein Aprilscherz. Aus dieser Perspektive gesehen könnte man endlich darüber lachen. Man müsste sich nicht mehr fremdschämen. Dafür, dass eine politische Partei ernsthaft der Meinung ist, Integrationsprobleme durch die deutsche Sprache in den eigenen vier Wänden lösen zu können. Dafür, dass die Herkunftssprachen der hier lebenden Menschen nicht als Bereicherung, sondern als Hindernis gesehen werden. Und dafür, dass so wenig Respekt anderer Herkunft gezollt wird.

So eine Art Aprilscherz sind auch die Pegida-Spaziergänge, wie sie es selbst nennen. Zwar genauso ein ungelungener, nicht witziger, nur ein komischer. Und in diesem Fall ist auch das Fremdschämen noch schwieriger zu unterdrücken. Ein Fremdschämen für zehntausende Mitmenschen, die inhaltsleeren und realitätsfremden Parolen hinterher „spazieren“. Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Wie bitte?

Patriotische Europäer, wie ich sie kenne, kaufen jetzt Weihnachtsgeschenke ein, in vorweihnachtlicher Stimmung, verzehren wutfrei Reibekuchen mit Apfelmuss auf einem Weihnachtsmarkt und suchen noch nach einer Spendengelegenheit gegen Jahresende, um auch jemandem zu helfen, dem es nicht so gut geht. Eventuell einem Flüchtling.

Gegen die Islamisierung. Wo genau gibt es die in Deutschland? Ach ja, die gefährlichen geschätzten 5,6 Prozent Muslime in Deutschland. Die in den letzten 25 Jahren so rasant gewachsen sind: um ganze 2,3 Prozent. 

Und das Abendland bereitet sich gerade auf die wichtigste Jahrestradition des abendländischen Europa vor. Das Abendland machen glücklicherweise die restlichen Millionen Menschen aus, die weltoffen und der eigenen Kultur sicher sind.

Die CSU hat ihren Vorschlag mittlerweile entschärft. Dabei gäbe es marketingtechnisch da noch Ausbaupotential. Wie die Möchtegern-Abendländer: Dreisilbige Markennamen liegen gerade im Trend, ein hohler populistischer Slogan dazu und fertig wäre der neugebackener Trend: DeFüZu –Deutschpflicht für Zuhause. Einprägsam, kurz, trendig. Dafür wären eventuell auch paar Hunderte auf die Straße gegangen. Aber das kann die CSU noch zur richtigen Zeit nachholen, im Frühling, zum 1. April, mit einem DeMuVer – denken in Muttersprache verboten.

Die PeGiDa hat weitere Märsche angekündigt. Der Spaß geht also weiter. Weihnachten steht aufgrund der Rettung des Abendlandes dieses Jahr aus. Bis April 2015 sind wir mit gescheiterten Scherzen reichlich versorgt.

In dem Sinne, Feliz Navidad. Und einen guten Rutsch. Fragt sich nur wohin? Nach Neujahr sieht das alles hier auch nicht aus. In eine neue Runde der Absurdität.