New York (dpa). Der verheerende Bürgerkrieg im Jemen hat das bitterarme Land auf der arabischen Halbinsel nach Einschätzung der Vereinten Nationen Jahrzehnte in die Vergangenheit katapultiert. Der Jemen sei nach vier Jahren Krieg „in seiner Entwicklung fast um ein Vierteljahrhundert zurückgeworfen worden“, sagte der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, Achim Steiner, am Montagabend (Ortszeit) in New York bei einer Veranstaltung des „Council on Foreign Relations“. 80 Prozent der etwa 28 Millionen Jemeniten seien auf Hilfe angewiesen. „Zehn Millionen Menschen sind wortwörtlich eine Mahlzeit vom Verhungern entfernt“.
Im Jemen kämpfen die Huthi-Rebellen gegen die international anerkannte Regierung des Landes. Ein vom reichen Nachbarland Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis unterstützt die Regierung seit 2015 aus der Luft und hat seitdem mit Bombardements weite Teile der Infrastruktur des Jemens zerstört und auch immer wieder Zivilisten angegriffen. Riad beschuldigt seinen Erzfeind Iran, seinerseits die Huthis zu unterstützen und sie zu Raketenangriffen auf Saudi-Arabien anzustacheln.
Dem deutschen UN-Diplomaten Steiner zufolge habe die internationale Gemeinschaft bei dem Konflikt mit ihrer anfänglichen Passivität zu dem Desaster beigetragen: „Ich glaube, im Jemen haben wir traurigerweise viel zu lange gewartet“, bis auch den an dem Stellvertreterkrieg beteiligten Mächten klar geworden sei, dass der Konflikt sich nicht von selbst löse oder gewonnen werden könne.
Allerdings gebe es Hoffnung für das Land. Der UNDP-Leiter nannte den Rückzug der Huthi-Rebellen vom strategisch wichtigen Hafen Hudaida vor einigen Tagen einen ersten „handfesten Durchbruch“. UN-Einsatzkräfte hätten den Hafen übernommen und reparierten momentan zerstörte Infrastruktur. Etwa 4000 Menschen würden für die Minenräumung um den Hafen herum eingesetzt. „Das ist ein großer Schritt, um Vertrauen zu schaffen, Frieden kann tatsächlich funktionierten und das Land damit anfangen, sich wieder zu erholen.“