,

Jerusalem: Eine Reflexion der Schönheit

Ausgabe 312

Jerusalem Tempelberg Al-Aksa-Moschee Haram al-Scharif
Foto: CPO, Adobe Stock

(Amaliah.com). Vielen von uns ist nicht bewusst, dass die Al-Aqsa-Moschee die drittwichtigste Stätte für Muslime nach dem Haram in Mekka und der Prophetenmoschee in Medina ist. Daher ist es traurig zu beobachten, dass ihre Besucherzahl im Vergleich ­relativ und unproportional gering ist.

Ich besuchte Palästina zum ersten Mal als Teil einer Gruppe und möchte einige der spirituellen Reflexionen dieser Reise teilen. Palästinenser erinnerten mich daran, dass wir ihre Schönheit verbreiten und Besucher ins Land bringen sollten. Inscha’Allah gelingt es mir, einen Teil der Vornehmheit dieses Ortes mitzuteilen. Von Shaheen Munshi

(Amaliah.com). Nachdem wir den ersten Tag zur Erholung von der Anreise nutzten, sammelte sich unsere Gruppe im Hotel, um von unseren Teamorganisatoren eine Einführung zu bekommen. Unser Hotel war großartig gelegen; direkt gegenüber der osmanischen Mauer, welche die Altstadt umspannen. Man kann nicht anders, als leicht eingeschüchtert und demütig auf den Wall zu schauen. Sein Bau wurde im 16. Jahrhundert von Sultan Suleyman angeordnet – möglicherweise als Verteidigungslinie gegen feindliche Eroberung.

Wir betrachten die Altstadt durch eines der vielen Tore und sahen sofort den Kontrast zwischen den vorher modernen Straßen und dem jetzt sichtbaren Kopfsteinpflaster. Die gekrümmten Wege der Altstadt waren auf beiden Seiten von Häusern und Geschäften gesäumt, wobei sich Autos, Fahrräder und Fußgänger ­gefährlich eng den gleichen Raum teilten. Obwohl der Weg zur Moschee an einem heißen Sommernachmittag relativ ruhig war, kann man sich das geschäftige ­Treiben während der Stoßzeiten gut ­vorstellen.

Sobald ich den Komplex der Al-Aqsa betrat, fühlte sich jeder Schritt voll Bedeutung und schwer ob seiner Wichtigkeit an. Uns wurde gesagt, dass auf jedem Fleck des Ortes ein Prophet gebetet habe und damit für uns die Heiligkeit des Landes zementierte, auf dem er steht. Schließlich den Felsendom persönlich zu sehen, fühlte sich surreal an, nachdem man so viele Bilder von ihm in Büchern und Nachrichten betrachtet hatte, die traurigerweise nicht immer mit positiven Narrativen verbunden sind.

Wir schlossen uns in seiner Moschee der Gemeinschaft für die Freitagsgebete an. Ich war voller Demut, als ich mir das monumentale Ereignis vorstellte, das hier vor weit mehr als tausend Jahren stattfand: die Nachtreise und der Aufstieg in die Himmel des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Hier war eine unbeschreibliche Ruhe, die mich überkam, als ich meinen Kopf in der Niederwerfung auf den Boden legte. Ich war eingehüllt in Staunen – und der Liebe zu Allah und Seinen Gesandten. Also war es kein Wunder, dass mich in diesen Gebeten immer wieder Tränen überkamen.

An dem Ort zu sein, wo der Gesandte Allahs, Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, das Gebet aller Propheten der Vergangenheit leitete, war hypnotisierend. Eines der Lieblingsdinge dieser Reise war es für mich, bei den Bäumen nahe der Stufen zu sitzen, die vor dem Eingang der Qibli-Moschee (dem Gebetsraum des Felsendoms) stehen. Hier dachte ich über meinen Lebenszweck nach: überwältigt von Dankbarkeit, dass Allah mich zum Besuch dieses Ortes eingeladen hatte. Um die Al-Aqsa-Moschee herum liegt eine leiten­de Kraft, die das Herz mit Ruhe und Frieden umhüllt; als könnte man gleichermaßen die Macht und Barmherzigkeit Gottes spüren.

Die Entfernung zwischen dem Hotel und dem Al-Aqsa-Komplex war recht kurz. Das machte die Teilnahme an allen Gemeinschaftsgebeten einfach, wenn wir in der Stadt waren. Selbst für Gebete in der Nacht wie Qijjam Al-Lail und Fadschr war sie angenehm und erfreulich. Die Nachtluft ist von einzigartiger Ruhe. Das Gefühl ist noch stärker, während man dort ist. Automatisch sind wir während dieser nächtlichen Reise in Behaglichkeit gehüllt.

Die Tage waren durchsetzt mit erhellenden Vorträgen von Dr. Mustafa Abu Sway, einem Lehrer für Philosophie und Islamwissenschaften der Al-Quds-Universität, sowie vom Imam der Al-Aqsa, Schaikh Yusuf Abu Sneina. Die Referate waren ansprechende Erinnerungen unseres spirituellen Zustands und behandelten Geschichten der Propheten sowie ihrer Gefährten. Sie nahmen sich die Zeit, unsere Fragen zu beantworten und strahlten Weisheit, Humor und Güte aus. Während der Zeit, die wir mit ihnen ­verbrachten, hatte sich mein spiritueller Zustand deutlich gesteigert.

Das Reisen in einer Gruppe war eine kluge Entscheidung. Insbesondere, weil das Ziel im Ruf steht, Muslime schlecht zu behandeln. Dankenswerterweise traf ich als Ergebnis wunderbare Menschen. Auch wenn nicht alle gleich alt waren, im selben Beruf arbeiteten oder im ­Inneren ähnlich, war es leicht, einen ­gemeinsamen Nenner zu finden. Unser Glaube über den Ort, an dem wir uns befinden, vereinte uns. Am Ende gingen viele von uns mit der gleichen Emotion: der Hoffnung, bald wieder zurückzukehren.

Ich glaube, es ist unsere Verantwortung, die Orte lebendig zu halten und uns nicht durch Befürchtungen von ­einem Besuch abhalten zu lassen. Die Al-Aqsa-Moschee hat das Gefäß unserer ­Spiritualität wieder aufgefüllt, das bei ­vielen durch den Alltag geleert wurde. Wir haben jedoch Drehtüren zwischen uns und diesem gesegneten Land gebaut, mit der festen Absicht, es oft zu besuchen und jeden, den wir kennen, mitzu­bringen.