Auf der Krim geht die Unterdrückung der muslimischen Tataren weiter. Inzwischen regt sich Widerstand gegen die Besatzer. Exil-Tschetschenen bereiten Tribunal gegen Kadyrow vor.
Kyiv (iz). Die mit der russischen Annexion der Krim 2014 begonnene und mit dem Angriffskrieg 2022 intensivierte Repression gegen die muslimischen Krimtataren geht unvermindert weiter. So wurden am 16. Juni Ansar Osmanow und andere wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Krim: Russische Besatzer setzen Verfolgung fort
Zusammen mit drei weiteren Männern wurde Osmanow am 9. Februar 2022 von den russischen Behörden festgenommen.
Wie Refat Chubarov vom Majlis der Krimtataren berichtete, werden alle krimtatarischen Gefangenen nach Russland deportiert. „Unsere Landsleute, die politischen Gefangenen, werden in sehr abgelegene Regionen Russlands geschickt. Deshalb ist es sehr schwierig, mit ihnen in Kontakt zu treten und ständig Informationen über ihre Situation zu erhalten.
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Er wies darauf hin, dass Anwälte, Konsuln und Diplomaten die politischen Gefangenen vor der massiven Invasion besuchen konnten, aber jetzt habe sich die Situation erheblich verschlechtert. Was in den Gefängnissen passiere, könne er am Beispiel des politischen Gefangenen Nariman Dscheljal, des ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Mejlis des krimtatarischen Volkes, erklären.
„Für ihn wurde ein Regime eingeführt, in dem er 16 Stunden auf den Beinen sein muss und kein Recht hat, in einer Zelle zu sitzen. Niemand kann erklären, was dieses Regime bedeutet. Das Wichtigste ist, dass man versucht, einen Menschen zu brechen. Das bedeutet maximale Repression, maximale Einschüchterung“, sagt Chubarow.
Osmanow ist nicht der einzige. Am 30. berichtete die „Ukrainska Prawda“, dass die Tatarin Lenija Umerowa bis zum Beginn ihres Prozesses in Untersuchungshaft genommen wurde. Sie sitzt wegen angeblicher Spionage in einem russischen Gefängnis.
Die 25-Jährige hatte am 4. Dezember 2022 versucht, von Kiew aus auf die besetzte Krim zu reisen, um ihren kranken Vater zu besuchen. Russische Sicherheitskräfte nahmen sie nach dem Überqueren der georgisch-russischen Grenze fest, weil sie angeblich gegen die Regeln für die Sperrzone verstoßen hatte.
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Dschemiljew: Zum Widerstand entschlossen
Ukrainische Medien zitierten den Parlamentsabgeordneten und Führer der krimtatarischen Bewegung, Mustafa Dschemiljew, am 20. Juli mit den Worten, rund tausend Krimtataren seien zum bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer bereit.
Bereits heute gibt es rund um die Stadt Melitopol und auf der Krim die Widerstandsbewegung „Atesh“, der auch Tataren angehören. Sie sammelt seit Monaten im Untergrund Informationen über russische Truppen und Stellungen und hat bereits vereinzelt Sabotageakte verübt.
Laut Dschemiljew leiden die Angehörigen seines Volkes am meisten unter der Moskauer Besatzung. „Derzeit sind etwa 1.000 junge Männer bereit, zu den Waffen zu greifen, sobald die ukrainische Armee eintrifft“, zitiert ihn die Webseite LB.ua.
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Tschetschenen: Exilregierung bereitet Tribunal gegen Kadyrow vor
Die Exilregierung der tschetschenischen Republik Itschkeria arbeitet an der möglichen Einrichtung eines Sondertribunals gegen den tschetschenischen Staatschef Ramsan Kadyrow wegen der Gründung der extremistischen Einheit Achmat, die in der Ukraine Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat.
Inal Scherip, Mitglied der Exilregierung von Itschkeria, sagte dies in einem Kommentar für Ukrinform. „Wir arbeiten an der Möglichkeit, ein separates Gericht für Ramsan Kadyrow und seine extrem radikale religiöse Sekte Achmat einzurichten“, sagte der Politiker.
Die Exilregierung ist der Ansicht, dass die von der Achmat-Spezialeinheit vertretene Ideologie, die ihre Beteiligung am Krieg gegen die Ukraine und die Ermordung von Ukrainern rechtfertigt, es rechtfertigt, sie als eine extremistische religiöse Sekte zu betrachten, die eine Bedrohung für die Völker des Kaukasus, Europas und der Ukraine darstellt.
Er fügte hinzu, dass er die Idee, ein Sondertribunal für Kadyrow einzurichten, auf Expertenebene in den Vereinigten Staaten vorgestellt und auch mit Mitgliedern der interfraktionellen Gruppe „Für die Entkolonialisierung und den Zerfall des russischen Imperiums“ in der ukrainischen Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, diskutiert habe.
Achmat ist eine Spezialeinheit der russischen Nationalgarde, die in der Republik Tschetschenien stationiert ist und von Ramsan Kadyrow befehligt wird. Sie war an der russischen Invasion in der Ukraine beteiligt. Die ukrainischen Behörden verdächtigen die Mitglieder und den Kommandeur der Einheit, an der Ermordung von Zivilisten in der Ukraine beteiligt gewesen zu sein.