
Verträge und Zusagen einhalten: Die Ethik der Muslime beweist sich im konkreten Verhalten und weniger in abstrakter Moral.
(iz). Verträge bzw. Abmachungen sind das Herzstück unseres täglichen Lebens. Jeder Austausch ist eine Vereinbarung. Eine Tasse Kaffee kaufen, einen Babysitter engagieren oder sogar eine kleine Faser verleihen.
Das Leben besteht im Grunde aus einer Reihe von Deals. Wenn diese Transaktionen nicht in Ordnung sind, gerät unsere gesamte Existenz aus dem Gleichgewicht. Wir verlieren eines der wesentlichsten Elemente, die die Muslime auszeichnen und uns zur besten Umma machen, die je auf dieser Erde gelebt hat. Amana ist Vertrauenswürdigkeit und bedeutet, den Menschen die Dinge zurückzugeben, denen sie gehören.
Sie liegt im Herzen des Glaubens (arab. iman). Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte hierzu: „Wer keine Amana hat, hat keinen Iman. Und wer seine Versprechen nicht einhält, hat keinen Din.“ Diese Eigenschaft der Geradlinigkeit und Redlichkeit hat uns immer ausgezeichnet. Sie wird durch unser Verständnis untermauert, dass alles, was wir haben, letztendlich Allah gehört und wir nur seine Sachwalter auf Erden sind.
Die Amana, das anvertraute Gut, ist auch dann hochzuhalten, wenn andere es nicht tun. Und auch dann, wenn Unehrlichkeit und Ausbeutung zum dominanten Paradigma geworden sind. Der Gesandte Allahs sagte: „Gib die Dinge, die dir anvertraut wurden, an diejenigen zurück, die sie dir anvertraut haben. Und betrüge nicht diejenigen, die dich betrügen.“
Wir folgen dem Beispiel des Gesandten, selbst wenn wir dadurch vermeintlich benachteiligt werden sollten wie im Geschäftsleben. Wir beteiligen uns nicht an Zinsgeschäften, auch wenn diese scheinbar die einzige Möglichkeit sind, ein Geschäft zu starten.
Wir beuten nicht aus, selbst wenn der Herr der Welten uns in eine Position der Dominanz in der Transaktion gebracht hat. Wir vermeiden Ausbeutung weiterhin. Wir nehmen keine Abkürzungen und zerstören die Schöpfung sowie die Menschen nicht, auch wenn es die kostengünstigste Option zu sein scheint und der Weg zur größten Profitmarge.
So war es immer; zumindest als es unserer Umma gesundheitlich gut ging. Es waren die Gerechtigkeit und der gute Charakter der Muslime, insbesondere ihrer Händler, die Ehrlichkeit und die Geradlinigkeit in ihren Geschäfte an den Tag legten. Das war von vorrangiger Bedeutung in Regionen, die später zu muslimischen Kerngebieten wurden wie Indonesien, Malaysia, der größte Teil Ostafrikas sowie große Zonen in Indien.
Diese Händler, diese Muslime, die auf diese Weise unterwegs waren, handelten und zeigten ihren Charakter, wann immer sie mit Menschen in Kontakt kamen. Sie taten dies, weil sie ihren Glauben an die erste Stelle setzten. Und sie waren sich bewusst, dass geschäftlicher Erfolg zwar nützlich ist, aber nicht das A und O des Daseins. Das Ergebnis in der Dunya ist nicht das entscheidende Kriterium, nach dem wir letztendlich beurteilt werden.
Vielmehr werden wir nach dem Grad unseres Iman an Allah und dem Ausmaß beurteilt, in dem unsere Taten mit dem übereinstimmen, was unser Herr geboten hat. Diese Männer und Frauen handelten, weil sie wussten, dass dies ein Weg war, Allah zufriedenzustellen. Der Prophet sagte: „Der ehrliche und wahrhaftige Händler wird am Tag der Auferstehung in Gesellschaft der Aufrichtigen und der Märtyrer auferweckt werden.“
Menschen haben oft gute Absichten, wenn sie diese Verträge mit ihren Mitmenschen eingehen. Aber die Wahrheit ist, dass wir eine vergessliche Spezies sind. Wir denken, wir hätten das eine gesagt, während wir das andere gesagt haben. Wir meinen, wir hätten das eine zugesagt, während wir etwas anderes versprochen haben.
Zwei Parteien können eine Abmachung in gutem Glauben abschließen, und dennoch können Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten entstehen, selbst wenn jede von ihnen sich an das hält, was sie für ihren Teil der Vereinbarung erachtet.
Diese allzumenschliche Tendenz kann zwar nie ganz behoben werden, aber sie kann durch die ordnungsgemäße Einhaltung der im Qur’an und im Recht festgelegten Schritte für den Abschluss eines Vertrags minimiert werden. Diese Schritte sind im Buch Allahs dargelegt und in den Büchern der Rechtswissenschaft erklärt.
Hierbei handelt es sich um ein Wissensgebiet, das die Juristen der Vergangenheit, die mit diesem Phänomen konfrontiert waren, für sehr wichtig hielten. Diese Wissenschaft basiert in erster Linie auf dem großen Vers über Schulden in Sure Al-Baqara, der mit Allahs Worten beginnt: „O ihr Gläubigen, wenn ihr eine Schuld für eine bestimmte Laufzeit aufnehmt, schreibt sie auf.“ (Al-Baqara, Sure 2, 282)