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Mamdani steigt auf. Muslimfeindlichkeit steigt an

Ausgabe 362

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Foto: Z. Mamdani/X

Die Aussicht, dass die New Yorker im November Zohran Mamdani zum Bürgermeister wählen könnten, hat eine Welle paranoider Äußerungen ausgelöst, darunter auch islamfeindliche Kommentare. 

(IPS/iz). Zohran Mamdani, 33 Jahre alt, hat überraschend und mit deutlichem Vorsprung die demokratische Vorwahl zur Bürgermeisterwahl in New York City gewonnen. Er wäre das erste indisch-amerikanische und muslimische Oberhaupt der Stadt. Er setzte auf einen Wahlkampf von unten mit über 50.000 Ehrenamtlichen, Tür-zu-Tür-Aktionen und starker Präsenz in sozialen Medien. Von Thalif Deen & Ali Kocaman

Seine zentralen Themen sind kostenloser Nahverkehr, stabile Mieten und bezahlbare Lebensmittel. Trotz geringer finanzieller Mittel besiegte er den etablierten Ex-Gouverneur Andrew Cuomo und mobilisierte viele Erstwähler, auch in konservativen Vierteln. Unterstützt wird er von Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez.

Ein Rechtsradikaler warnte fälschlicherweise, dass Zohran Mamdani, der kürzlich die Vorwahlen der Demokraten zum Bürgermeister gewonnen hatte, die islamische Scharia in den Gesetzbüchern der fünf Stadtbezirke von New York einführen könnte – mit Steinigung von Ehebrechern in der Öffentlichkeit.

Unterdessen schaltete sich Präsident Trump, wie nicht anders zu erwarten, in die Debatte ein und bezeichnete den jungen Aufsteiger als „kommunistischen Irren“.

Diese Bemerkung war eine düstere Erinnerung an die Ausbreitung des „McCarthyismus“ in den USA in den frühen 1950er Jahren: eine Kampagne gegen angebliche Kommunisten in der US-Regierung und anderen Institutionen.

Der 33-jährige demokratische Sozialist und Social-Media-Star, ist derzeit Mitglied der Stadtverordnetenversammlung für den 36. Bezirk mit Sitz im Stadtteil Queens. Er wurde in Kampala, Uganda, geboren und sein zweiter Vorname ist eine Hommage an Kwame Nkrumah, einen politischen Theoretiker und Revolutionär, der von 1957 bis 1966 Premierminister der Goldküste (später Ghana) und Präsident war.

Dr. James E. Jennings, Präsident von Conscience International, meinte gegenüber IPS: „Wenn New York wirklich eine Weltstadt ist, sollte ein muslimischer Bürgermeister eine willkommene Entwicklung sein. Ein Viertel der Weltbevölkerung und fast 10 % der Einwohner New Yorks sind Muslime. Wo sonst als im Big Apple könnten die Vereinigten Staaten ihre Gründungsprinzipien der Freiheit und Gerechtigkeit für alle besser demonstrieren?“

Zuerst faszinierte die Welt der Schrecken von 9/11, dann übernahm New Yorks berüchtigtster Playboy in Washington das Ruder, was weltweite Auswirkungen hatte. Vielleicht könnte jetzt ein vorbildlicher US-Bürger wie Mamdani, der zufällig Muslim sei, die aktuelle Politik auf rationalere und moralischere Weise führen.

Seine Wahl könnte dazu beitragen, die zerrütteten Beziehungen zu den 50 mehrheitlich Ländern der islamischen Welt zu reparieren und die US-Politikgestaltung aus ihrem derzeitigen Chauvinismus herauszuführen, sagte er.

Foto: Z. Mamdani/X

Vorurteile gegenüber Muslimen seien untrennbar mit der Politik im Nahen Osten verflochten. Eine klare Stimme wie diese wäre notwendig, um sich für Gerechtigkeit einzusetzen. „Diejenigen in der jüdischen Gemeinde New Yorks, die die Abkehr der Likud-Partei von den Gründungsprinzipien Israels bedauern und den Völkermord in Gaza verurteilen, haben offenbar bereits beschlossen, für den progressiven Kandidaten zu stimmen“, sagte Dr. Jennings.

Ian G. Williams, Präsident der Foreign Press Association (FPA), erklärte gegenüber IPS, Mamdanis größter Vorteil im Kampf um die Wählergunst sei, dass er Fragen direkt und sachlich beantworte, ohne sich umzuschauen, was seine Geldgeber und PACs davon halten. Aktionskomitees und Super-PACs spielen eine wichtige Rolle in Wahlkämpfen, indem sie Geld sammeln und ausgeben, um Wahlen zu beeinflussen.

„Keine Ausflüchte, keine Anbiederung, kein Clintoneskes Ausweichen bei der Frage, was ‘ist’ bedeutet. Die Wahlberechtigten werden den Mut respektieren, auch wenn sie nicht vollständig mit der Botschaft übereinstimmen.“

Dr. Ramzy Baroud, Journalist und Herausgeber von „The Palestine Chronicle“, erklärte gegenüber IPS, dass die Angriffe auf den Kandidaten – einen prinzipientreuen Mann mit einer soliden Anhängerschaft unter Menschen, die eine wertebasierte Politik anstreben – eine seltsame Mischung aus allen Gemeinplätzen der Vergangenheit seien: Jenen, die die McCarthy-Ära begleiteten. Solchen, die sich auf jegliche Kritik an Israel beziehen. Und denen, die den Anschlägen vom 11. September 2001 vorausgingen und sich danach verstärkten.

„Dieser Mischmasch aus Anschuldigungen“, sagte er, „hat kein zentrales Thema, obwohl die eigentliche, oft unausgesprochene Angst darin besteht, dass Mamdani eine Gefahr für die herrschenden Klassen darstellt, offen gesagt auf beiden Seiten.

Sie beschuldigen ihn gleichzeitig, ein Kommunist, ein Islamist, ein Verrückter und ein Antisemit zu sein, neben einer langen Liste weiterer lächerlicher Anschuldigungen.“

Norman Solomon, Geschäftsführer des Institute for Public Accuracy und nationaler Direktor von RootsAction, erklärte gegenüber IPS, dass ein allmählicher Trend zu weniger Rassismus und mehr Antirassismus in den Vereinigten Staaten, insbesondere unter jüngeren Amerikanern, ein wichtiger Faktor für Mamdanis Sieg in den Vorwahlen gewesen sei.