Auch in Deutschland protestieren Muslime gegen das umstrittene Mohammed-Video – friedlich und ohne Zwischenfälle. In Dortmund waren es mehr als erwartet.
Berlin (dpa). Muslime in Deutschland haben den zweiten Tag in Folge gegen das in den USA produzierte Schmähvideo über den Propheten Mohammed demonstriert. In Dortmund zogen am Samstag 1.500 Muslime friedlich durch die Innenstadt, in Karlsruhe startete ein Protestzug mit zunächst 200 Teilnehmern. Auf Plakaten in Dortmund hieß es: «Nein zu Gewalt, Ja zu Toleranz.» Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kritisierte die Gewalt im Namen der Religion. «Die größte Beleidigung für eine Religion ist es, in ihrem Namen Gewalt auszuüben», sagte er der «Bild»-Zeitung (Samstag).
Die Bundesregierung will eine öffentliche Aufführung des Films, wie es die rechtspopulistische Splitterpartei «Pro Deutschland» in Berlin plant, verhindern. «So einen Film darf man nicht zeigen», forderte Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) in dem Blatt «Wir sollten nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen», sagte er. «Derjenige, der sich in dieser Frage auf grenzenlose Meinungsfreiheit beruft, hat keine Ahnung, welche Konflikte dadurch noch provoziert werden können.»
Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), ist dagegen, das Video öffentlich vorzuführen. «Denjenigen, die das vorhaben, geht es ja nicht um die Kunst- oder die Meinungsfreiheit. Sie wollen die öffentliche Ordnung stören», sagte sie der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte dem Blatt, das «Machwerk» diene dazu, «Muslime zu verleumden» und in ihrer Würde zu verletzen.
In der islamischen Welt hat das Video massive Proteste und eine Welle der Gewalt ausgelöst, die schon mehrere Menschen das Leben gekostet hat.
In Dortmund riefen die Demonstranten: «Respekt für alle Religionen. Stoppt den Film, stoppt den Spott!» In einem Flugblatt forderten sie ein Gesetz, das das Verspotten und Schmähen von heiligen Symbolen aller Religionen untersagt. Einige Teilnehmer hielten Deutschlandfahnen hoch und zeigten Bilder, auf denen Muslime und Christen gemeinsam religiöse Schriften lesen. Männer und Frauen liefen in jeweils eigenen Demonstrationszügen.
Bereits am Freitag hatten in Freiburg, Münster und Cuxhaven insgesamt rund 1.600 Menschen gegen die Beleidigung des Propheten demonstriert.