Nach den Morden in Chapel Hill: ein Blick über den Großen Teich. Von Joseph Preville

Ausgabe 237

(iz). Islam in den USA ist leicht zu definieren und leicht misszuverstehen. Mehr als neun Millionen Muslime leben in den Vereinigten Staaten. Mehr als 2.000 Moscheen sind über das Land verteilt. Seit rund 400 Jahren haben Muslime hier Fuß gefasst – zuerst als Sklaven, die gegen ihren Willen hergebracht wurden und ab dem 19. Jahrhundert als Einwanderer, als sie aus freien Stücken aus Europa und dem Nahen Osten einwanderten.
Um das Jahr 1900, als ­Alexander Russell Webb, eine bekannter weißer US-Bürger, den Islam annahm und seine Werte im ganzen Land verbreitete, war der Islam eine lebendige Religion in den USA. Heute verfügt das Land über die mannigfaltigste muslimische Bevölkerung überhaupt. Moscheen wie die Al-Farooq Masjid in Atlanta haben Mitglieder aus mehr als 30 Nationen – Afrika, Asien und Europa. Hier, und anderswo, beten sie zusammen mit schwarzen, weißen und hispanischen Muslimen aus den ganzen USA.
Die Vielfalt des Islam in den Vereinigten Staaten bietet eine inspirierende Vision der Religion. Als Malcolm X 1964 auf die Pilgerfahrt ging, war er freudig überrascht, diese Vielfalt zu erleben. Das veranlasste ihn, seinen Glauben in die Nation of Islam im Austausch für den traditionellen Mehrheitsislam aufzugeben.
Im Vergleich mit Europa sind die US-Muslime wesentlich stärker in die Gesellschaft eingebunden. Allgemein gesprochen geht es ihnen auch ökonomisch besser. Eine Studie des Pew Research Center von 2007 zeigt, dass das Einkommensniveau der US-Muslime deutlich über dem vergleichbaren von Frankreich, Spanien, Deutschland und Großbritannien liegt.
Trotz der langen Geschichte des Islam in Amerika ist die Anteilnahme der Muslime an der Gesellschaft ein junges Phänomen. Und erst 2007 gewann mit Keith Ellison ein Muslim einen Platz im höchsten Parlament.