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Pandemie: Familien hatten viel zu tragen

Ausgabe 316

Foto: JenkoAtaman, Adobe Stock

Die Pandemie hat vor allem Familien hart getroffen und deren Alltag auf den Kopf gestellt.

„Erste Studien zeigen, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen unter den Corona-Schutzmaßnahmen gelitten und ein Drittel von ihnen psychische Auffälligkeiten entwickelt hat. Daher muss besonders vulnerablen Familien auf verschiedenen Ebenen geholfen werden“, betonte der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, Prof. Arno Deister.  Fachliche Aufklärung, Beratung und Vernetzung müssten gefördert werden – in den Lebenswelten wie Schule und Kindergarten, aber auch in sozialen Einrichtungen und relevanten Behörden wie etwa den Jobcentern. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist eine bundesweite Initiative.

Auch wenn sich die Mehrheit der Eltern erleichtert fühlten, ließen sich die Erfahrungen aus der Krise nicht abschütteln. Das schrieb der Zusammenschluss der Betriebskrankenkassen pronova BKK in der aktuellen Erhebung „Familien in der Krise“ zu den Folgen von Pandemie und ihren Gegenmaßnahmen, für die 1.000 Haushalte mit Kindern befragt wurden. Demnach würde „jede zweite Familie“ von körperlichen und seelischen Konsequenzen bei ihren Kindern berichten. 

Die mehreren Lockdowns hätten den Alltag von Eltern und Kindern „aus den Angeln gehoben“. Erleichterung hätte eine Mehrheit der Befragten mit der Wiedereröffnung von Schulen und Kitas gespürt. Auch wichtig war ihnen die Aufhebung von Kontaktbeschränkungen. Drei Viertel der befragten Eltern hoffen, dass ihre Kinder den Lockdown „gut verarbeiten“ werden. Der offene Schule- und Kitabesuch tue „ihnen gut“.

Nichtsdestotrotz hätte die Zeit seit März 2020 in vielen Haushalten zu Veränderungen geführt. 79 Prozent der befragten Familien berichteten von einer Zunahme des Medienkonsums ihrer Kinder. 36 Prozent sprachen von vermehrten Streitigkeiten und 46 Prozent der Eltern sehen Beeinträchtigungen durch Bewegungsmangel. „Das ist ein extrem hoher Wert, wenn man bedenkt, dass viele Menschen davor zurückschrecken, sich zu mentalen Herausforderungen zu bekennen“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen. „Für viele Eltern war es Teil der Krisenerfahrung, dass sie sich um die psychische Gesundheit ihrer Kinder kümmern mussten.“

Zu den am häufigsten genannten Erscheinungen berichteten Eltern von Kindern ab einem Alter von sechs Jahren insbesondere von Müdigkeit (47 Prozent), Antriebslosigkeit (45 Prozent) und Schwierigkeiten mit Konzentration (43 Prozent). Bei älteren Kindern ab elf Jahren dominierten Müdigkeit und fehlende Motivation. Ein gegenläufiges Symptom erlebten Haushalte mit jungen Nachkommen: 29 Prozent berichteten von Unruhe.