Berlin (dpa/KNA). Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK rekrutiert nach Informationen des „Spiegels“ in Deutschland Kämpfer für die Auseinandersetzung mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Unter Berufung auf Sicherheitskreise meldet das Magazin, es seien bereits etwa 50 Freiwillige aus der Bundesrepublik in den Irak und nach Syrien gereist. Demnach sprechen speziell geschulte Rekrutierer die potenziellen Aktivisten an. Nach einer ideologischen Schulung in den Niederlanden oder in Belgien werden die Freiwilligen ins türkische Grenzgebiet geschleust, wo sie eine militärische Ausbildung erhalten.
Die Ausreise der PKK-Kämpfer zu verhindern, fällt den deutschen Sicherheitsbehörden deutlich schwerer als bei islamistischen Terrortouristen. „Diese Leute sind nicht so blöd wie die Dschihadisten“, sagte ein Geheimdienstler dem „Spiegel“. Man könne sie kaum von normalen Reisenden unterscheiden.
Im Unterschied zu den IS-Anhängern posteten die PKK-Rebellen auch keine Fotos in sozialen Medien. „Wir stochern da ziemlich im Nebel“, so ein anderer Beamter. Jedoch fürchten die Behörden dem Bericht zufolge, dass zurückkehrende PKK-Kämpfer die Spannungen mit der salafistischen Szene in Deutschland verschärfen. In einer vertraulichen Lageeinschätzung hatte das Bundeskriminalamt bereits vor zwei Wochen vor der „starken Emotionalisierung“ beider Seiten gewarnt.
CSU-Herrmann für Einreiseverbot
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnte unterdessen davor, beim Vorgehen gegen Salafisten, die sich Terrororganisationen anschließen wollen, allein auf die Verhinderung von Ausreisen zu setzen. Wichtig sei es ebenso, dass mehr gewaltbereite Salafisten abgeschoben würden, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Zwar dürfe Deutschland den Terror nicht sehenden Auges exportieren. Wenn aber durch Salafisten „unmittelbare Gefahren für die Sicherheit in Deutschland drohen, dann haben unsere eigenen nationalen Interessen ganz klar den Vorrang“.
Die Sprecherin der Grünen für innere Sicherheit, Irene Mihalic, kritisierte Herrmanns Vorschlag: „Mit jungen Menschen, die hier aufgewachsen sind, sich hier in Deutschland radikalisieren und dem Salafismus zuwenden, muss auch hierzulande umgegangen werden.“ Und wenn von diesen Menschen unmittelbare Gefahren für die Sicherheit drohten, müssten die Maßnahmen getroffen werden, die schon jetzt gesetzlich vorgesehen seien: „Abschiebungen oder Ausbürgerungen wären kontraproduktiv“. Dies würde die Unterstützung von IS vor Ort nur stärken und dem Problem in Deutschland in keiner Weise gerecht werden.