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Politiker warnen vor Eskalation im Libanon

Libanon
Foto: Freepik.com

Saarbrücken/Beirut (KNA). Nach der Explosion im Hafen von Beirut herrscht im Libanon der Ausnahmezustand. Politiker mehrerer Staaten warnen vor weiteren Eskalationen und fordern die libanesische Regierung zum Handeln auf.

Die Krise dürfe nicht genutzt werden, „um ausländischem Einfluss in Libanon Tür und Tor zu öffnen“, betonte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) im Gespräch mit der „Saarbrücker Zeitung“ 7. August. Es gebe im Land bereits nichtstaatliche, aus dem Ausland finanzierte Akteure wie die Hisbollah, die die Unruhen ausnutzen könnten.

Von der libanesischen Regierung fordert Maas nun „echten Reformwillen“. Bislang sei ihr nicht gelungen, „die dringend benötigten Reformen im Wirtschafts- und Finanzsektor schlagkräftig anzugehen“. Schon die Corona-Pandemie habe das Land schwer getroffen; nun stünden viele Menschen „vor den Trümmern ihrer Existenz“, so der Außenminister.

Um die örtliche Wirtschaft wieder anzukurbeln, sei Deutschland auch bereit, den Libanon in den Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds zu unterstützen. „Kein Land kann so eine Katastrophe alleine bewältigen“, sagte Maas.

Einen Tag zuvor reiste Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron in den Libanon. Nach einem Treffen mit seinem libanesischen Amtskollegen Michel Aoun und mit Ministerpräsident Hassan Diab kritisierte Macron ebenfalls die Regierung und forderte umgehend Reformen, wie verschiedene Medien berichteten. Von den Bewohnern Beiruts sei Macron mit großer Begeisterung empfangen worden.

Gleichzeitig kam es laut libanesischen Medien (Freitag) am 6. August zu Ausschreitungen in der Hauptstadt. Demonstranten versuchten, die Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen und bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen und Gegenständen. Es habe mehrere Verletzte und Verhaftungen gegeben.

Offiziellen libanesischen Angaben zufolge explodierten bei einem Feuer im Hafen 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, die ungesichert in einer Lagerhalle aufbewahrt wurden. Mindestens 145 Menschen starben, mehr als 5.000 wurden verletzt. Für Beirut wurde ein zweiwöchiger Ausnahmezustand verhängt.

Die Katastrophe trifft das Land inmitten der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Bürgerkrieg. Seit Oktober waren Libanesen in Massen auf die Straße gegangen, um gegen Missstände und Korruption zu demonstrieren und den Rücktritt der gesamten politischen Klasse zu fordern.