Presseerklärung der DJP e.V. zur schwierigen humanitären Lage im syrischen Flüchtlingslager Al-Yarmouk

Berlin/Damaskus (DJP e.V.). Die Bevölkerung von Al-Yarmouk, einem Lager für palästinensische Flüchtlinge im Süden der syrischen Hauptstadt Damaskus, leidet unter einer erdrückenden Blockade. Anfang Juni 2013 wurde die Blockade noch weiter intensiviert und das Lager vollkommen abgeschlossen. Zivilisten werden am Betreten und Verlassen des Lagers gehindert; ebenso ist es ihnen untersagt, sich dem Checkpoint am Eingang des Lagers zu nähern. Seit zehn Monaten gibt es keinen Strom, und das Lager wird verstärkt bombardiert. 

Dies hat zu einer humanitären Katastrophe geführt. So etwa kam es verbreitet zu Fällen von Austrocknung bei Säuglingen, von denen einige, wie das Mädchen Dschanna Hassan, starben. Dschanna verlor ihr Leben, weil keine Säuglingsmilch verfügbar war, während der Mutter, die sich aufgemacht hatte, um Lebensmittel zu besorgen, verboten wurde, ins Lager zurückzukehren.

„Das Lager befindet sich am Rande einer humanitären Katastrophe. “Lebensmittel, Säuglingsmilch und Medikamente sind vollständig aufgebraucht und es steht kein ärztliches Personal mehr zur Verfügung,“ analysiert ein Sprecher der Deutschen Jugend für Palästina (DJP) e.V. die Lage. Alle verbliebenen siebzigtausend Zivilisten im Lager sind betroffen, Palästinenser, wie auch im Lager lebende Syrer, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, sowie mittellose Familien, die sich dorthin geflüchtet hatten. 

Die DJP zeigte sich zutiefst besorgt und appellierte daran, „dass die westlichen Medien endlich ihrer Pflicht nachkommen müssen, die Öffentlichkeit gewissenhaft und unparteiisch zu informieren. Die Bevölkerung von Al-Yarmouk hat sich Hilfe rufend an die Öffentlichkeit gewandt und forderte die Aufhebung der Blockade angesichts der Not, die mittlerweile die Menschen dazu treibt, Katzen und Hunde zu essen. Bis jetzt wurde ihr Hilferuf jedoch von niemandem erhört.“

Wir appellieren an alle Organisationen und ganz besonders an das Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA), das für das Leben der palästinensischen Flüchtlinge zuständig ist, und explizit an das Auswärtige Amt und die gesamte Bundesregierung, der Blockade und Willkür in Al-Yarmouk Einhalt zu gebieten. Wir missbilligen das schreckliche und verdächtige Schweigen bezüglich der Blockade des Lagers.

Es ist die größte Schande, dass heute, zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts, Verbrecher den Hunger als Waffe nutzen, um Menschen zu töten – und dies vor den Augen einer schweigenden Welt. Aus diesem Grund, haben sich Mitglieder der DJP dazu entschieden, in den Hungerstreik zu gehen, um die Aufhebung der Blockade zu erreichen und um auf das in Al-Yarmouk herrschende Leiden aufmerksam zu machen. Wenn das ein Weg ist, um die deutsche Regierung zum handeln zu bewegen, dann soll auf Essen verzichtet werden.

Update vom 20.01.2013
Die zwölf Hungerstreikenden haben sich gemeinsam dazu entschieden, den Streik vorübergehend aufzuheben, da ihre Forderungen, dem Flüchtlingslager Nahrungsmittel und medizinische Versorgung zukommen zu lassen, entsprochen wurde. Das Lager befand sich am Rande einer humanitären Katastrophe. Das Fehlen, von Nahrungsmittel und medizinischer Versorgung führte zu mehrfachen Todesfällen.