
Besuch beim Propheten: Der Wert dieser Handlung wurde von vielen Gelehrten als wichtig betont.
(iz). Das große Ereignis der Hadsch, die lebensbestimmende und vervollkommnende Reise für Muslime in aller Welt, läuft mittlerweile. Während Sie dieses lesen, sind Millionen Muslime in Mekka oder auf dem Weg dorthin, um das Haus Allahs zu besuchen und die Riten unseren Vorfahren Ibrahim zu erfüllen. Damit vervollkommnen sie die fünf großen Säulen des Islam.
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Der Besuch des Propheten kommt nach der Hadsch
Das ist das erste Stadium der Reise. Danach kommt der Besuch beim Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, an dessen Grab in der großen Moschee von Medina Al-Munawwara. Das ist ein Punkt, bei dem kein Hadschi meinen sollte, er könnte darauf verzichten. Denn durch diesen Besuch wird seine Pilgerfahrt vollendet.
So ist die Übereinkunft der Leute des Wissens unter den vier Rechtsschulen und es ist der Grund, warum der Besuch des Prophetengrabes in den Rechtsbüchern immer im Kapitel über die Hadsch abgehandelt wird. So sagte Ibn ‘Aschir beispielsweise in seinem „Murschid Al-Mu’in“ am Ende der Sektion über die Hadsch: „Geh zum Grab des Auserwählten mit spiritueller Höflichkeit und einer Absicht, sodass jede deiner Bitten beantwortet werden mag.“
Und An-Nawawi schrieb: „Wisse, dass jeder, der die Hadsch vollzieht, das Grab des Gesandten Allahs – gleich, ob dies auf seinem Weg liegt oder nicht – besuchen sollte. Denn der Besuch bei ihm ist eines der wichtigsten Mittel, um Allah nahe zu kommen, eine der nützlichsten Bemühungen, die man anstreben kann, und eine der besten Dinge, um die man bitten kann.“
Heutige Verwirrung
Dieser wichtige Teil der Hadschreise wurde auf verschiedene Art und Weise durcheinandergebracht: Zuerst wurde dieser Besuch vor die Hadsch verlegt. Etwas, das bis vor Kurzem niemals Praxis der Muslime war. Er ist der Schlussstein der Hadsch, nicht ihr erstes Stück. Jeder, der die Wahl dazu hat, muss sich den Besuch für die Zeit danach aufheben.
Dies wird eindeutig durch ein bekanntes Hadith des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, belegt: „Wer auf die Hadsch nach Mekka geht und mich dann in meiner Moschee besucht, wird zwei angenommen Hadschreisen für sich aufgezeichnet haben.“
Er sagte eindeutig „und dann“ und verwies darauf, dass es eine Reihenfolge gibt, die mit dem Haus Allahs beginnt. Imam An-Nawawi sagt hierzu: „Wenn die Reisenden zur Hadsch und die Leute auf der ‘Umra (die ‘kleine’ Pilgerfahrt) Mekka verlassen, dann ist es stark angeraten, sich auf den Weg nach Medina zu machen, um ihn, Frieden und Segen auf ihm, zu besuchen.“
Zweitens gibt es solche Fraktionen unter Muslimen, welche die Bedeutung dieser Aufwartung herunterzuspielen suchen. Sie glauben, dass die Reise in Medina vorrangig dem Gebet in der Prophetenmoschee zu gelten habe und nicht dem Besuch seines Grabes. Sie behaupten, der Gesandte Allahs habe den Besuch von Gräbern verboten.
Einerseits widerspricht eine solche Meinung den Worten und Handlungen des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, selbst. Dieser besuchte die Gräber seiner Gefährten in Al-Baqi (dem Friedhof von Medina).
Andererseits wird aus dem Qur’an und der Übereinkunft der Gelehrten ersichtlich, dass es keinen Unterschied darin gibt, ob er am Leben oder verstorben ist – ihm gebührt in beiden Fällen der gleiche Adab. Allah sagt im Qur’an: „Und wisset, dass Allahs Gesandter unter euch ist.“ (Al-Hudschurat, Sure 49, 7)
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Der Liebende besucht den Geliebten
Die erste Sache, die ein aufrichtig Liebender tut, wenn er heimkehrt, ist der Besuch beim Geliebten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben. So handelten die Gefährten, wenn sie nach Medina von einer Reise heimkehrten. Es war sogar die erste Sache, die sie nach dem Betreten der Stadt taten.
Nehmen wir als Beispiel Bilal, den Gebetsrufer des Propheten. Wegen des Todes des Gesandten Allahs vermochte er nicht mehr in der Stadt zu bleiben und verbrachte sein Leben in Syrien. Aber nach vielen Jahren hatte er einen Traum, in dem der Prophet zu ihm kam und fragte: „Warum diese Entfremdung, Bilal? Ist die Zeit nicht für dich gekommen, mich zu besuchen.“
Also sprang er auf, packte seine Sachen und machte sich auf den Weg nach Medina. Im Augenblick seiner Ankunft ging er sofort zu dessen Grab. Seine Reise – ein Weg von mehr als 1.600 Kilometern! – wurde nur aus einem Grunde gemacht: Um den Propheten an dessen Ruhestätte zu besuchen. Bilal sehnte sich nach dem Propheten und wusste, dass er so wieder in dessen Gegenwart sein konnte.
Und dies gilt für jeden Muslim; insbesondere für die, welche von der Hadsch kommen. Der Prophet sagte: „Wenn ihr die Hadsch verrichtet und mich nach meinem Tod besucht, so wird es sein, als hättet ihr mich in meiner Lebenszeit besucht und begleitet.“ Wie könnte irgendeiner – jemand mit nur einem Stäubchen Liebe in seinem Herzen für den Propheten – nicht alles stehen und liegen lassen, wenn dies bedeuten würde, dass er auch nur einen Augenblick in der Gegenwart des Gesandten Allahs verbringen würde? Für die meisten Muslime bietet sich diese Gelegenheit nicht oft – höchstens ein oder zwei Mal in ihrem Leben.
Dann muss man wissen, dass der Raum in der Umgebung seines Grabes, die Rauda Asch-Scharif, der beste Ort auf der ganzen Welt ist – größer sogar als der Haram in Mekka. Darüber gibt es keinen Streit, wie dies von Qadi ‘Ijad in seiner „Schifa“ dargelegt wurde. Wenn wir ihn grüßen und ansprechen, kann er uns hören. So sagte er, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken: „Niemand grüßt mich an meinem Grab, ohne dass Allah meine Seele Geist (Ruh) zu mir zurückbringt, sodass ich den Gruß erwidern kann.“
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Der Prophet versprach Fürsprache
Und der Prophet versprach im Namen aller Fürsprache einzulegen und Zeugnis abzugeben, die ihn an seinem Grab besuchen. „Meine Fürsprache ist verpflichtend für alle, die mein Grab besuchen.“
Allah sagt im Qur’an: „Und wenn sie, wo sie sich selbst Unrecht zugefügt haben, zu dir kämen und dann Allah um Vergebung bäten, und der Gesandte für sie um Vergebung bäte, würden sie wahrlich Allah Reue-Annehmend und Barmherzig finden.“ (An-Nisa, Sure 4, 64)
Al-Utbi überlieferte, dass er einmal in der Nähe des Grabes des Propheten saß. Dann hörte er, wie ein Wüstenaraber hereinkam, den Propheten grüßte, einen Qur’anvers rezitierte und dann sagte: „Ich bin gekommen, um Vergebung für meine falschen Handlungen zu finden und bitte dich, bei meinem Herrn Fürsprache einzulegen.“
Dann rezitierte der Mann einige Gedichtzeilen zum Lobe des Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, und ging hinaus. Nachdem er ging, schlief Al-Utbi ein. In seinem Traum sah er den Propheten, der ihn anwies: „Utbi, finde diesen Wüstenaraber und gebe ihm die gute Nachricht, dass Allah ihm vergeben hat.“