Schulen dürfen Schülern das Fasten nicht verbieten

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Köln (iz). „Immer mehr Schulen sprechen Fasten-Verbote für muslimische Kinder aus. Offenbar fühlen sie sich dazu ermuntert von haltlosen Politiker-Forderungen. Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang, der das Kindeswohl massiv gefährdet. Wir fordern Schulämter umgehend auf, sich diesem Skandal anzunehmen und dieser islamfeindlichen Praxis ein Ende zu setzen“, erklärt Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland. Anlass sind zunehmende Beschwerden besorgter Eltern.

Burhan Kesici weiter: „Die Zahl der Beschwerden besorgter Eltern hat ein Hoch erreicht. In immer mehr Schulen verbieten Lehrer und Schulleitungen den Kindern das Fasten. In mehreren Fällen seien die Kinder sogar im Schulunterricht unter Zwang aufgefordert worden, das Fasten zu brechen. Eltern berichten, wie ihre Kinder verstört von der Schule nach Hause kommen oder frühzeitig nach Hause geschickt werden.

Offensichtlich zeigen Aussagen von Politikern über fastende Kinder Wirkung. Die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann etwa forderte zuletzt sogar einen neuen Straftatbestand, wenn Kinder von ihren Eltern zum Fasten gezwungen würden. Aufgrund welcher Datenlage die Ministerin diese Forderung aufstellt, bleibt ihr Geheimnis. Uns ist bisher kein einziger Fall bekannt, in der Kinder von ihren Eltern zum Fasten gezwungen worden sind.

Das verbietet nicht nur die elterliche Fürsorge, sondern auch der Islam. Es gibt keinen Zwang im Islam. Und Kinder, die noch nicht in der Pubertät sind, sind vom Fasten ausdrücklich befreit. Wir als Religionsgemeinschaft weisen bei jeder Gelegenheit darauf hin und beraten Eltern auch bei individuellen Fragen.

Abgesehen davon ist Pflege und Erziehung der Kinder ausschließlich Sache der Eltern. Sie wissen am besten, was für ihre Kinder das Beste ist. Erst bei Verstößen gegen die elterliche Fürsorge greift die staatliche Gemeinschaft – dann auch zu Recht – ein. Solange ein Verstoß jedoch nicht festgestellt wurde – falls doch, so bitten wir um konkrete Beispiele – hat sich die Politik mit unhaltbaren Forderungen, die Vorurteile und Islamfeindlichkeit schüren, zurückzuhalten.

Sie führen im Ergebnis dazu, dass Stimmung gegen Musliminnen und Muslime gemacht wird. Es entsteht der Eindruck, als seien muslimische Eltern nicht in der Lage einzuschätzen, was das Beste für ihre Kinder ist. Das ist eine ungeheuerliche Unterstellung.

Nun fühlen sich Schulen offenbar berufen, auf eigene Faust Verbote auszusprechen. Das sind Auswüchse einer islamfeindlichen Gesinnung, die den Schulfrieden stören, die Entwicklung muslimischer Kinder massiv beeinträchtigen, sie irritieren sowie verunsichern. Es trägt auch nicht dazu bei, dass Kinder selbstbewusst und selbstbestimmt heranwachsen, wenn sie von Lehrerinnen und Lehrern Ablehnung erfahren. Dies ist ein massiver Eingriff in das Kindeswohl, in das elterliche Erziehungsrecht sowie in die Religionsfreiheit. Diese Praxis gehört umgehend eingestellt.

Wir fordern Schulämter sowie Politik auf, Beschwerden von Eltern ernst zu nehmen und sich dieser Schikane-Praxis unverzüglich anzunehmen. Das sind ungeheuerliche Vorgänge, die wir in Deutschland so nicht für möglich gehalten hätten.“