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Staatssekretär kündigt „Erneuerung“ der Islamkonferenz durch das Innenministerium an

Foto: Bundesministerium des Inneren (BMI)

Berlin (KNA). Das Innenministerium will die Deutsche Islamkonferenz nach der Sommerpause neu aufstellen. Man müsse viel stärker als bisher die Vielzahl der in Deutschland noch nicht organisierten muslimischen Mitbürger ins Zentrum der Islamkonferenz stellen, sagte Heimatstaatssekretär Markus Kerber (54) der „Bild“-Zeitung (Freitag).
Vermutlich im November sollten dann auch wieder Einzelpersonen zugelassen werden, und zwar „sicher auch kritische muslimische Stimmen zum Islam“, so Kerber. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte zunächst offengelassen, ob er die Islamkonferenz überhaupt weiterführen wolle.
„Viele Muslime in Deutschland suchen eine deutsch-muslimische Heimat und finden sie nicht“, sagte Kerber weiter. Auf die Frage, ob er Seehofers Ansicht teile, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, antwortete der Staatssekretär mit einer Gegenfrage: „Kann es einen deutschen Islam geben, der auf den rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen in Deutschland basiert?“ Die Antwort könnten „allein deutsche Muslime geben“. Der Staat könne dafür nur Rahmenbedingungen schaffen.
Die Aufgabe der nächsten Islamkonferenz werde sein, so Kerber, dass die deutschen Muslime einen Islam definierten, „der zu Deutschland gehört“. Dies müsse ein „deutscher Islam“ sein, „und zwar auf dem Boden unserer Verfassung“.
Kerber wandte sich auch gegen eine Einflussnahme der Türkei in Deutschland. Dies sei schon deshalb nötig, „um die Interessen der muslimischen deutschen Staatsbürger besser schützen zu können“. Zurecht habe sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) 2017 „jede Art von Einmischung der Türkei verbeten“, sagte der Heimatstaatssekretär: „Mezut Özil und die Millionen anderen türkeistämmigen deutschen Staatsangehörigen gehören nämlich zu uns dazu.“
Zur Deutschen Islamkonferenz (DIK)
Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) dient als zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Islam in Deutschland. Sie soll die religions- und gesellschaftspolitische Integration der mehr als vier Millionen Muslime voranbringen. 2006 wurde sie vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen.
Zu den Mitgliedern gehören auf staatlicher Seite Vertreter der Bundesministerien, der Fachminister der Länder und der kommunalen Spitzenverbände. Auf muslimischer Seite nehmen seit 2013 Vertreter von zehn muslimischen Dachverbänden teil. Verbandsfreie muslimische Einzelpersonen sind nicht mehr vertreten. Stattdessen werden Experten und Praktiker zu den konkreten Themen hinzugebeten. Wegen langjähriger Erfahrung bei den Themen Wohlfahrt und Seelsorge wurden in dieser Legislaturperiode auch Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen eingeladen.
In der Arbeitsphase zwischen 2013 und 2017 befasste sich die Konferenz insbesondere mit dem Aufbau von muslimischen Wohlfahrtseinrichtungen, etwa im Bereich Kinder- und Jugendhilfe sowie der Altenhilfe, sowie muslimischer Seelsorge in öffentlichen Einrichtungen wie Gefängnissen und Bundeswehr. Angesichts der Ankunft von zahlreichen Flüchtlingen thematisierte die DIK auch das Engagement der muslimischen Gemeinden in der Flüchtlingshilfe.