Syrien: Drei Decken pro Familie

Ein Leben auf der Flucht ist immer schwer. Doch wenn das Zelt unter Wasser steht und die Kinder frieren, erscheint das Schicksal geradezu unerträglich. Syriens Nachbarn wollen ihre Hilfe jetzt koordinieren.

Istanbul (dpa). Kinder, die in Zelten auf nassen Matratzen schlafen und Männer, die in Plastikschlappen durch den Schnee stapfen – die Kältewelle hat das Leben der syrischen Flüchtlinge und Vertriebenen noch schwieriger gemacht. «Wir können jeder Familie nur ein Zelt geben und drei Decken, mehr haben wir einfach nicht», sagt Lawond Kiki. Der Syrer, der aus den USA angereist ist, um den Menschen in der alten Heimat zu helfen, organisiert zusammen mit anderen Freiwilligen die Verteilung von Lebensmitteln im Lager Katma.

8134 Menschen leben in dem Zeltlager, das in der Provinz Aleppo unweit der türkischen Grenze auf den Feldern eines Bauernhofes errichtet wurde. Die Zelte hat ein wohlhabender syrischer Geschäftsmann bezahlt, dessen Vater vor einem halben Jahrhundert einmal mehrere Monate lang Präsident von Syrien war.

Seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad im März 2011 haben etwa drei Millionen Syrer Zuflucht im Ausland oder in vermeintlich sichereren Gebieten in Syrien gesucht. Die meisten der rund 607 000 Flüchtlinge leben in Lagern in Jordanien, im Libanon und in der Türkei. Die Zahl der Vertriebenen, die in Lagern in Syrien auf ein Ende des Bürgerkrieges warten, wird auf etwa 2,5 Millionen geschätzt.

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Die türkisch-islamische IHH gehört zu den wenigen Hilfsorganisationen, die auch innerhalb Syriens arbeiten. «Der Bedarf an Hilfsgütern ist enorm. Wir tun, was wir können, aber auch die Vereinten Nationen und andere Organisationen sollten vor Ort sein», sagt IHH-Vize-Präsident Hüseyin Oruc. Seitdem die Rebellen mehrere Grenzübergänge in die Türkei kontrollieren, ist der Zugang zu einigen Gebieten, in denen die Hilfsbedürftigen leben, zwar leichter geworden. Gefährlich ist es in den Bürgerkriegsgebieten aber immer noch.

//1//Dass die Außenminister der Staaten der Arabischen Liga an diesem Sonntag erstmals über die Flüchtlingshilfe beraten, geht auf einen Vorschlag der Libanesen zurück. Denn je länger der Konflikt in Syrien andauert, desto mehr werden die rund 194 000 Flüchtlinge im Libanon zu einer innenpolitischen Belastung. Denn einige libanesische Parteien stehen auf der Seite der Rebellen, während die schiitische Hisbollah das Regime unterstützt.

Da die schiitischen Parteien im Irak ebenfalls mit dem syrischen Regime sympathisieren, hatten die Flüchtlinge anfangs keine Möglichkeit, im Irak Zuflucht zu suchen – obwohl in den vergangenen Jahren viele Iraker vor dem Terror in ihrer Heimat nach Syrien geflohen waren. Inzwischen hat sich das jedoch geändert. Zwei Drittel der Flüchtlinge sind Kurden, die in Lagern im nordirakischen kurdischen Autonomiegebiet untergekommen sind.