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Das islamische Recht: Kontext ist wichtig

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Kontext: So verdeutlichen diese Beispiele, dass die Einteilung in haram und halal von zahlreichen Faktoren abhängt. (iz). Die Frage, ob Schweinefleisch jemals halal oder Wasser einmal haram werden könnte, wirft […]

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Nicht nur Halal, sondern auch Tayyib

halal tayyib

Halal & Tayyib: Ramadan ist die perfekte Zeit, um über unsere Lebensform nachzudenken. Wir stellen einen wichtigen Ratgeber von NourEnergy vor.

(iz). In wenigen Wochen startet der Fastenmonat Ramadan. In ihm enthalten Muslime sich täglich für eine festgelegte Zeitspanne vom Konsum weltlicher Dinge wie Essen und Trinken. Das Fasten ist wie Maulana Rumi einmal sagte, die Entwöhnung von „der großen Brust“, d.h., der vermeintlichen Abhängigkeit von materiellen Gegenständen, Gewohnheiten oder unbewussten Zwängen.

Paradox: Bei vielen steigt der Konsum im Ramadan

In der Realität führt das Fasten in diesem Monat viele Muslime zu einem gesteigerten Verbrauch von Lebensmitteln und anderen Ressourcen – bspw. durch umfangreiche Mahlzeiten oder opulente Einladungen zum Essen.

Foto: Svetlana Lukienko, Adobe Stock

Dass der dabei stattfindende Verbrauch von Einmalgeschirr und Plastik zum Problem werden kann, hat der Verein NourEnergy e.V. bereits vor Jahren problematisiert. Mit dem GreenIftar unterhält er seit Jahren ein Projekt, durch das den Fastenden der Aspekt von Nachhaltigkeit im Ramadan nahegebracht werden soll.

Im Mai letzten Jahres veröffentlichte der Verein sein Buch „Halal & Tayyib: Vom Erbe zum Bewusstsein“. Sein Ziel und das des begleitenden Bildungsprogramms besteht darin, Muslime für die Verbindung zwischen der Praxis von „halal“ (erlaubt) und „tayyib“ (nachhaltig oder vollwertig) zu sensibilisieren. Über die rein islamrechtliche bzw. juristische Betrachtung aus dem Bereich „halal“ soll die ethische und lebenspraktische Dimension von „tayyib“ in den muslimischen Diskurs gerückt werden.

NourEnergy wirbt praktisch für Achtsamkeit und Umweltbewusstsein

Darüber hinaus sollen Buch und Bildungsprogramm Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein bei Muslimen erhöhen. Sie gehören zu den Bemühungen von NourEnergy, Muslime zu einem nachhaltigeren und ökologischeren Lebensstil zu ermutigen.

Außerdem stellen die MacherInnen eine Verbindung zwischen islamischen Traditionen und zeitgenössischen Herausforderungen vor. Der Titel soll aufzeigen, wie traditionelle islamische Konzepte auf aktuelle Themen wie Umweltschutz, faire Arbeitsbedingungen und verantwortungsvollen Konsum angewendet werden können.

Dass es dabei nicht bei bloß theoretischen Ansätzen und Anforderungen bleibt, verdeutlichen diverse Kapitel des Bandes durch ihre praktischen Ansätze, Vorschlägen zur Änderungen des Lebensstils sowie einem umfangreichen Anhang mit Rezepten.

Umweltethik Islam

Foto: Bahatha.co

Wie NourEnergy e.V. in seinem Vorwort schreibt, ist „Halal & Tayyib“ das Ergebnis einer „langen, inspirierenden Reise“. Als Ausgangspunkt gilt der Qur’anvers: „Darum esst nun von den erlaubten (halal), guten (tayyib) Dingen, womit Allah euch versorgt hat. Und seid dankbar für Allahs Huld, wenn Er es ist, dem ihr dient.“ (An-Nahl, Sure 16, 114)

Der Ansatz im Buch und dem Bildungsprogramm soll eine Suche nach den „vielfältigen Facetten und Bedeutungsebenen“ dieses Verses sein. Dabei stellen sich einige wesentliche Fragen die nach dem Platz des Menschen in der Schöpfung, nach der menschlichen Verantwortung sowie der Beziehung zwischen Konsum (und demnach Ressourcenverbrauch) in der materiellen Welt und Nähe zu Allah.

Es macht in seiner Gesamtheit deutlich, dass es sich dabei um relevante Aspekte handelt und kein bloßes Beiwerk. Die gegenwärtige ökonomische Ordnung der Welt – „Globalisierung, Kapitalismus und technischer Fortschritt“ –, an der Muslime wie alle Anteil haben, bringe nicht nur Vorteile, „sondern vor allem auch eine Vielzahl an Leid und folgenschweren Problemen für Mensch und Mitwelt“. Diese schwerwiegenden Herausforderungen beträfen die gesamte Schöpfung – und damit auch „unsere Lebenrealität“. Mit diesem nötigen Wissen im Gepäck könnten Muslime sich auf den Weg zu ihren Spuren machen.

Von Nachhaltigkeit, über Ressourcenverbrauch bis zu Gesundheit

NourEnergy e.V. hat mit „Halal & Tayyib“ auch das Ziel, „Bewusstsein für ein achtsameres Leben in Einklang mit der Mitwelt und der gottgegebenen Verantwortung“ zu schaffen. Das Buch steht daher unter dem Motto „Vom vergessenen Erbe zum gelebten Bewusstsein“. In fünf Abschnitten werden die Leser durch die theoretischen und praktischen Schritte eines nachhaltigen Lebens geführt.

Dabei reicht der Fokus der AutorInnen – wie der vorgestellte konkrete Teil – von Nachhaltigkeit beim Fasten, Lebensmittel aus der Sunna über Tierethik im Islam bis hin zu Aktivitätsfeldern, die uns eine Lebensänderung ermöglichen.

Eingeleitet wird das Buch mit einer wichtigen Klarstellung von Kernbegriffen wie „halal“. „Halal & Tayyib“ macht deutlich, dass sich die wesentlichen Konzepte und Begriffe einer erlaubten Lebensweise nicht auf die Themen Fleisch oder Prüfsiegel eingrenzen lassen. Hierbei ist es jenseits des vorliegenden Textes insgesamt von erheblicher Bedeutung, dass das oft benutzte Wort „halal“ eine Verflachung und Vernutzung erlebt hat.

Ursprünglich waren Termini wie „halal“ oder „haram“ Rechtsurteile. Aus diesem Grunde hatten viele Gelehrte der frühen Generationen nicht nur einen großen Respekt vor ihnen. Sie gebrauchten sie zusätzlich mit der gebotenen Sorge und hielten sich dabei mit „Schnellschüssen“ zurück. Heute hingegen ist das berühmte Halal-Siegel, das am Ende eines Prüfprozesses steht und das alle erdenklichen Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie ziert, oft kaum mehr als der Stempel einer Prüforganisation.

Darüber hinaus hat sich die Einstellung vieler Muslime ihnen gegenüber verändert: Während früher alles erlaubt war, das nicht eindeutig als verboten zu erkennen war, sind viele muslimische Konsumenten der Ansicht, Lebensmittel müssten ein solches Siegel tragen, um „erlaubt“ zu sein.

Ohne Einbeziehung ganzheitlicher Aspekte geht es nicht

Der vorliegende Band von NourEnergy macht im ersten Kapitel klar, dass die Frage nach „halal“ Teil eines „ganzheitlichen Konzepts“ ist. Der Prophetengefährte ‘Abdullah ibn ‘Abbas sagte in Hinblick auf den einleitenden Qur’anvers, dass zur Erlaubtheit eines Lebensmittels nicht nur formelle Fragen gehören, sondern bspw. auch, ob im Zuchtprozess eines Schlachttieres Wucher (arab. riba) beteiligt ist. Darauf verweist die Einleitung zum Ratgeber. Ein Lebensmittel könne „zwar an sich halal sein“, doch aufgrund seiner Prozesse „als verboten gelten“.

Trotz des offenkundigen „Siegeszuges“ des Halal-Begriffs und seiner Ökonomisierung durch die globale Lebensmittelindustrie betonen die AutorInnen zurecht den zweiten Begriff aus dem wegweisenden Qur’anvers: Tayyib. Und sie erinnern uns daran, dass ein Lebensmittel zwar den formalen Standards des Erlaubten entsprechen könne, aber nicht „zwingenderweise auch rein und gut im Sinne von ‘tayyib’“ sein müsse. Für die Theologin Asmaa El Maaroufi stellt „halal“ eine rechtliche Kategorie dar, während sich „tayyib“ auf das psychisch oder moralisch Reine beziehe.

Der zweite große Aspekt von „Halal & Tayyib“ stellt die Frage nach unserer Lebensweise – und wie wir diese nachhaltiger und unserem Schöpfungszweck angepasst wandeln können. Die gegenwärtige sei, so die AutorInnen, aus dem Gleichgewicht geraten. Massenproduktion (auch Massentierhaltung), Gier und Habsucht, maßloses Kaufverhalten und Profitsucht hätten bewirkt, dass der Mensch „kein gesundes und friedliches Leben“ führen könne.

spiritualität gäste

Foto: Rumman Amin, Unsplash

Die islamische Tradition hat ein Wörtchen mitzureden

Dankenswerterweise weist die Textsammlung darauf hin, dass ein bewusster und achtsamer Umgang mit den Ressourcen der Natur beileibe kein Monopol der Moderne ist. Viele qur’anische Verse, prophetische Aussagen und Lebensgewohnheiten sowie Handlungsanweisungen der Tradition verweisen auf einen angemessenen Umgang mit der Schöpfung. Muslime müssten sich die Frage stellen, ob sie ihrer Verantwortung in dieser Welt gerecht würden.

Es ist alles andere als Zufall, über „Halal & Tayyib“ im Kontext des Ramadans zu sprechen. So wie NourEnergy e.V. diesen Monat für sein GreenIftar nutzt, so ist er besonders für eine Reflexion über unsere Gewohnheiten, Konsum und den „ökologischen Fußabdruck“ der heutigen Lebensweise geeignet.

Das liegt nicht nur an der besonderen Natur seiner Zeit, sondern wir sind als Muslime auch angehalten, in ihr über Allahs Wort und Schöpfung sowie unsere Rolle in ihr zu reflektieren. Zusätzlich schafft unser Verzicht den nötigen Raum für diese Beschäftigung.

Bezug: Halal & Tayyib – Vom Erbe zum Bewusstsein, NourEnergy 2024, Hardcover, 246 Seiten. Zu beziehen über: https://www.nour-energy.com/produkt/halal-tayyib/

Indonesien lässt eigene „islamkonforme“ Covid-Impfstoffe zu

Jakarta (KNA/iz). Als erstes südostasiatisches Land hat das mehrheitlich muslimische Indonesien zwei eigene Covid-19-Impfstoffe entwickelt. Die Arzneimittelbehörde habe am Freitag für IndoVac und AWcorna eine Notzulassung erteilt, berichtet das Nachrichtenportal Jakarta Globe am 30. September. Beide Impfstoffe würden in Indonesien produziert und entsprächen den muslimischen Halal-Vorschriften.

Indovac wurde demnach von der staatlichen Pharmafirma Bio Farma in Zusammenarbeit mit Baylor College of Medicine in den USA entwickelt. Der mRNA-Impfstoff AWcorna ist gemeinsames Produkt des Biopharmazeutika-Herstellers Etana Biotechnology Indonesia und des chinesischen Unternehmens Abogen-Yuxi Walvax.

Bislang wurden in Indonesien die westlichen mRNA-Impfstoffe von Biontech-Pfizer und Moderna eingesetzt. Vor allem AWcorna ist Berichten zufolge länger und bei zwei bis acht Grad Celsius haltbar und damit passender für ärmere Länder mit schlechterer Logistik.

Mehr als 171 Millionen Indonesier (82 Prozent) sind bereits doppelt gegen Corona geimpft. Mit mehr als 6,4 Millionen registrierten Corona-Infektionen und 158.000 Corona-Toten war Indonesien das in Südostasien am stärksten von der Pandemie betroffene Land. Die nach Einwohnern viertgrößte Nation der Welt ist auch das bevölkerungsreichste muslimisch geprägte Land weltweit.

Laila Massoudi erinnert daran, dass unsere Lebensweise kein schwer beladenes Jammertal ist

(iz). Es gibt eine Überlieferung, in welcher der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, von vielen seiner Gefährten auf einmal nach der Erlaubnis beziehungsweise dem Verbot dieser oder jener Sache befragt wurde. Als er ihren besorgt-erregten Zustand sah, erinnerte er, Allahs Heil und Segen auf ihm, sie mit seinen Worten daran, dass der Din Allahs eine Erleichterung ist. Diese Begebenheit, und das in ihr geborgene Wissen, ist für unsere schwierige Zeit gleich mehrfach von erheblicher Bedeutung und sie ist unserer Erinnerung wert.

Die fortschreitende soziale Atomisierung – auch innerhalb der muslimischen Gemeinschaft – sowie das Abbröckeln tradierter Wege unserer Wissensvermittlung zwischen den Generationen sowie horizontal im Rahmen einer lebendigen sozialen Situation haben bei jüngeren Generationen auch eine gewisse Unsicherheit hervorgerufen. Vor mehr als zehn Jahren war ich in einer türkischen Moschee in Köln zu Besuch. Dort hing im Waschraum ein Schild, eine türkische Schwester hatte es mir vorgelesen, auf dem stand: „Wir haben unser Wudu’/Abdest nicht aus Büchern gelernt, sondern weil wir den Älteren die Wasserkanne während der Waschung gehalten haben.“

In einem gesunden sozialen Rahmen – Eltern wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, den Kindern ein normales Gefühl der Geborgenheit zu geben – ist der Din unaufgeregte Normalität. Das bedeutet auch, dass alltägliche Fragen, Lebenspraxis und Glaubenswirklichkeit betreffend, auch relativ unaufgeregt abgehandelt werden können. Wir sind in einer solchen Situation von Frauen und Männern umgeben, von denen wir quasi osmotisch lernen können.

Heute ist das oft anders; gerade auch, weil für viele Jüngere das kontextlose Internet einen erheblichen Einfluss bei der Bildung ihrer muslimischen Identität hat. Und so kann es nicht verwundern, wenn tertiäre beziehungsweise banale Fragen auf einmal mit Vokabeln wie „halal“ oder „haram“ aufgeladen werden, und dementsprechend inneren Stress bei den Betroffenen erzeugen.

Nach außen hin, in Richtung unserer Mitwelt, steht unsere Lebensweise oft unter dem einen oder anderen Verdacht. Mit anderen Worten, viele Menschen haben Angst vor dem „Islam“ – oder was sie dafür halten. Hier stehen wir in der Pflicht (von der Not ganz zu schweigen), unseren Nachbarn und Mitmenschen zu zeigen, dass sie vor dem ­Islam keine Angst zu haben brauchen, weil er eine Erleichterung und eine Barmher­zigkeit ist. Oder, wie ein guter Freund es gewohnheitsmäßig formulierte: Die Menschen müssten nicht den Din fürchten, aber sehr wohl Allah, den Herrn der Welten. Um das tun zu können, muss natürlich auch der Wille bei Muslimen vorhanden sein, den Schatz des Islam mit ihren Nachbarn zu teilen…

Um die Erinnerung daran zu erleichtern, dass Allahs Din eine Erleichterung und barmherzig ist, hilft es auch, wenn wir uns vor Augen führen, dass Allah selbst sich Barmherzigkeit vorgeschrieben hat.

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Halal-Business: Interview mit Ulrich Kromer, Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart

(iz). Wenn man globalen Markt-Auguren und PR-Profis Glauben schenken darf, dann befindet sich hinter dem Label „halal“ einer der Zukunftsmärkte. Vom Grillwürstchen bis zur Hypothekenfinanzierung soll – so die Fürsprecher […]

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Muslimische Reisende werden weltweit immer wichtiger

(ON). Im winterlichen London sind Ahmad und seine Frau gerade von den Flitterwochen auf den Malediven heimgekehrt. Ende 20 träumte das briti­sche Paar vom sprichwörtlichen Inselpa­radies, aber sie suchten nach […]

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Interview mit Tarik Ari von dem Projekt „Helalgermany“

(iz). Bedeutet halal nur „kein Schweinefleisch“? Schon lange geben sich die muslimischen Jugendlichen, sofern sie die Reinheit ihres Essens tangiert, nicht damit zufrieden, dass es sich bei diesem Thema nicht […]

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Es bleiben offene Fragen: Muslimische Verbände beziehen Stellung zum jüngsten Fleisch-Skandal

(iz/islam.de/KRM). Während in den letzten Tagen die neuesten Einzelheiten des letzten – von vielen – Skandals der industriellen Fleisch- und Lebensmittelindustrie bis zum Einzelverbraucher vordringen, retten sich viele, auch Muslime, […]

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Hintergrund: Halal-Wirtschaft diskutierte auf dem World Halal Forum die Zukunft Von Malik Özkan

(iz). Der globale Halal-Markt ist nach wie vor ein dynamischer Wachstumsmarkt. Zahlreiche muslimische und nicht-muslimische Anbieter bieten unter anderem Lebensmittel, Dienstleistungen und Finanzprodukte an und streiten um die Gunst von Millio­nen muslimischer Konsumenten. Etwa 60 Prozent der muslimischen Bevölkerung der Welt ist unter 30 Jahre alt.

„Es geht uns dieses Jahr in erster ­Linie um unsere Konsumenten“, stellte Orga­nisatorin Jumaatun Azmi schon zu Beginn des World Halal Forums in Kuala Lumpur Anfang April klar. Das vielbeachtete Forum wird von der malaysischen Regierung gefördert. Im Kongresszentrum trafen so 600 Teilnehmer und 30 Redner aus aller Welt unter dem Motto „Innovation und Inspiration“ zusammen. In den verschiedenen Foren trafen islami­sche Gelehrte auf Geschäftsleute und Akademiker auf Konsumenten.

Die dynamische Geschäftsfrau Azmi hat mit ihrer Mediengruppe Kasehdia das Forum auf den Weg gebracht und zur wohl wichtigsten Kontaktbörse von Halal-Anbieter und Konsumenten ausge­baut. „Wir wollen nicht nur die industriellen Anbieter stark machen, sondern auch die muslimischen Konsumenten“, stellt sie ihre Motivation klar. Im ­Umfeld des Forums besteht durchaus die Sorge, dass die Halal-Industrie von mächtigen, nichtmuslimischen Produzenten beherrscht werden könnte. Am Rande des Treffens wurde bekannt, dass das WHF eventuell seinen Standort wechselt und in die Türkei übersiedelt.

Auch dieses Jahr widmete sich die Konferenz den üblichen Themen zwischen den bekannten Halal-Angeboten, den Interessen der Industrie, aber auch dem Verbraucher- und Konsumentenschutz. Vorgestellt wurden auch neue Halal-Projekte im wachsenden Markt der ­sozialen Medien. Das Internet ist als Kontaktbörse und als virtueller Marktplatz längst auch in der islamischen Welt eine ­Zukunftsbranche.

Natürlich ging es auch um die klassischen Fragen der Lebensmittelindustrie. Ganz oben auf der Tagesordnung stand aber 2012 auch der Tierschutz. Es gibt einen starken Trend hin zu „Bio & Halal“. Alle Teilnehmer erklärten den Tierschutz und eine tiergerechte Haltung zu einer Priorität von Anbietern und Verbrauchern. Viele Probleme entstünden für die islamische Rechtslehre durch die industrielle Produktion von Lebensmitteln. Es genügt nicht nur die Tiere nach islamischen Regeln zu schlachten, sondern sie müssen auch tiergerecht gehalten und versorgt werden. Die Zertifizie­renden im Bereich der Tierhaltung werden daher zunehmend strenger und professioneller gehandhabt. Hier gibt es in der islamischen Welt aber auch noch einigen Nachholbedarf.

In einem weiteren Panel erklärte Rechtsanwalt Abu Bakr Rieger zunächst die rechtlichen Probleme einer globalen Zertifizierung und warnte gleichzeitig vor einer Überregulierung. „Schon jetzt ist es nicht einfach für den Verbraucher, die verschiedenen Halal-Marken und Standards zu verstehen“, bemerkte er. Außerdem befürchten manche Muslime, dass durch globale Halal-Standards kleinere Anbieter aus dem Markt gedrängt werden könnten. Die Aussicht auf einen einheitlichen Standard stuften die Podi­umsteilnehmer dann auch eher pessimis­tisch ein. Bisher hätten überhaupt nur 10 Länder der 57 OIC-Staaten ­spezielle schriftliche Regeln für den Halal-Markt ausgearbeitet. Das Kernproblem ­globaler Standards brachte Rieger auf den Punkt: „Recht braucht Autorität.“ Um diese Autorität in Sachen Halal streiten im Moment verschiedene islamische Länder.

Vielbeachtet waren auf dem WHF auch die Podien rund um die verschiedenen Finanzprodukte. Im dritten ging es dabei um Grundsätzliches. Zum ­ersten Mal diskutierte das WHF den wachsenden Goldmarkt und die erfolgreiche Einführung von „Halal Money“ in einigen asiatischen Regionen. Der „Golddinar“ und der „Silberdirham“ werden inzwischen von diversen Anbietern – private und öffentliche“ wieder auf dem Geldmarkt in ganz Asien angeboten. Über Jahrhunderte handelten Muslime mit den bekannten Gold- und Silbergewich­ten. Heute gibt es in Malaysia ­zusätzliche moderne Bezahlsysteme – natürlich ohne Zins und auf Grundlage der alten Einheiten. „Islamic Banking” dagegen wird als Kopie einer un-islami­schen Technik auf Grundlage spekulativen Geldes abgelehnt. Eine der bekann­testen Initiativen war bisher der Kelantan Gold Dinar, die in dem malysischen Bundesstaat offiziell eingeführt wurde und unter der Leitung des spanischen Muslims Umar Ibrahim Vadillo für viel Aufsehen sorgt.

Hierbei geht es den Initiatoren nicht nur um Geld, sondern auch um ein Netzwerk islamischer Märkte, Verträge und die Stärkung des internationalen Handels. Dr Ahmet Mydin Meera von der Islamische Universität Kuala Lumpur ordnete die Bedeutung dieser Geldreformen als sinnvoll ein. „Wir in Malaysia wissen, dass die Finanz­krise dauerhaft sein wird. Ein Zusammenbruch des Geldsystems auf Grundlage von Papier ist rational unausweichlich“, stellte der Volkswirt fest.

Hintergrund: Zerstört das globale Halal-Business das Vertrauensverhältnis zwischen den Muslimen? Von Schaikh Habib Bewley

(iz). Wir leben in Zeiten, in denen der ­beste Rat das Innehalten ist, wenn sich die Masse auf einen Hype versteift. Oft genug verliert der Einzelne die dringend benötigte Fähigkeit zur Kritik. Seit Jahren wird – auch in der IZ – davon gesprochen, dass die so genannte Halal-Industrie ein Wachstumsmarkt sei, der immer wichtiger werde. Mehrheitlich werden die dabei beteiligten Abläufe, allen voran die Halal-Zertifizierung, und die ihr zugrunde liegen­den Konzepte positiv gesehen.

Vor einigen Jahren trafen wir in Südafrika den Leiter einer religiösen Schule in einer überwiegend indisch-muslimischen Siedlung am Rande Pretorias. Der Gelehrte erklärte, er sei schon einmal in Deutschland gewesen. Auf unsere Frage nach dem Warum, meinte er lapidar, er hätte unser Land besucht, um eine Fleischfirma bezüglich einer islamkonformen Wursthülle zu besuchen. Dafür musste er immerhin beinahe 24.000 Kilometer zurücklegen. Die Frage, ob er die bettelarme schwarze Moscheegemeinde, die hinter einem Berg in der Nachbarschaft lag, besuchte habe, verneinte der ­Gelehrte.

Im Folgende dokumentieren wir die Position eines jungen zeitgenössischen Gelehrten, der sich – anhand konkreter Skandale in Südafrika – von der Warte des islamischen Rechts kritisch mit der Halal-Zertifizierung auseinan­dersetzt, die für viele muslimische Konsumenten mittlerweile einfach dazu gehört, um sich beim ­Einkaufen wohl zu fühlen.

Allah sagt in Seinem Edlen Buch: „O die ihr glaubt, esst von den guten Dingen, mit denen Wir euch versorgt haben, und seid Allah dankbar, wenn ihr Ihm dient!“ (Al-Baqara, 172) Viele von uns wurden in der letzten Zeit durch Meldungen aufgeschreckt, die vom Missbrauch der ­Halal-Zertifizierungen und der betrügerischen Auszeichnung von Schweinefleisch durch gewissenlose Geschäftsleute sprachen. Wir dürfen uns nicht durch die Einzelheiten des Falles oder der betroffenen Parteien von der entscheidenden Frage ablenken lassen: Das Problem ist die Halal-Zertifizierung selbst.

In den letzten Jahren wurde diese ­Praxis zur akzeptierten Norm. Sie gilt als der beste Wege, um festzustellen, ob ein bestimmtes Produkt für den Verbrauch geeignet ist oder nicht. Aus bescheidenden Anfängen wuchsen das Halal-Siegel oder das entsprechende -Zertifikat rapide an. Heute sind sie Teil des Big Business und entwickelten sich zum Aspekt einer Indus­trie, die nach Angaben des Interna­tionalen Market Bureau of Canada ­einen Jahreswert von 560 Milliarden ­US-Dollar haben soll. Alleine in Südafrika bringt dies Dutzende Millionen Rand in die Schatullen der beteiligten Organisationen.

Gewiss, es geht uns nicht um die Motive derjenigen, die Pioniere der Zertifizierung von Produkten und Lebensmitteln waren. Ursprünglich mag ihnen das Wohl der Muslime am Herzen gelegen haben. Sie wollten es muslimischen Verbrauchern einfacher machen, die ­Zweifel darüber hatten, was sie aßen oder kauften. Unsere Überlegungen gelten der Existenz eines ganzen Industriezweiges. Dieser bricht eindeutig eine Reihe bestimmender Prinzipien des Dins.

Erstens hat alles als halal zu gelten, solange es keine eindeutigen Beweise dafür gibt, dass es haram ist. Dies wird durch die Worte Allahs angedeutet: „Er ist es, Der für euch alles, was auf der Erde ist, erschuf.“ (Al-Baqara, 29) Alles auf der Erde dient unserem Nießbrauch: Es ist halal; mit Ausnahme dessen, was Allah und Sein Gesandter verboten haben. Die Funktionsweise der Halal-Zertifizierung funktioniert nach dem genau gegenteili­gen Prinzip: Alles gilt als haram, ­solange es nicht als halal deklariert wird. Klar wird dies, wenn man sich die ­operativen Proze­duren dieser Einrichtungen betrachtet.

Auf der Webseite einer solchen Einrichtung werden die folgenden Bedingungen für Unternehmen festgelegt, die von ihnen ein Zertifikat möchten: „Nur Halal-Lebensmittel und -Getränke, die von uns zertifiziert werden, dürfen serviert, verkauft, gelagert oder auf der untersuchten Einrichtung verarbeitet werden.“ Des Weiteren heißt es dort: „Sollten Einzelhändler Einkäufe tätigen, ist dies nur bei solchen Lieferanten erlaubt, die ausdrücklich von uns freigegeben wurden.“ Mit anderen Worten, die entsprechende Organisation untersagt Firmen, Geschäften und Restaurants den Einkauf der Waren aus anderen Quellen als jenen, die von ihr zertifiziert worden sind. Im Weiteren Sinne erklären sie alle, nicht von ihnen genehmigten Waren als nicht lizenziert – und demnach als ­haram. Damit machen sie genau das, was Allah uns untersagt hat, denn Er sagte: „O die ihr glaubt, verbietet nicht die guten Dinge, die Allah euch erlaubt hat, und übertretet nicht! Allah liebt nicht die Übertreter. Und esst von dem, womit Allah euch versorgt hat, als etwas Erlaubtem und Gutem, und fürchtet Allah, an Den ihr glaubt!“ (Al-Ma’ida, 87-88)

Allah erlaubte uns weitaus mehr, als die Zertifizierer uns glauben machen ­wollen. So offenbarte Er beispielsweise: „Heute wurden euch alle guten Dinge erlaubt – das Essen der Leute, denen das Buch gegeben wurde, ist halal für euch (…) .“ Es gibt zwei Dinge in diesem Vers, die erwähnenswert sind. Zum ersten benutzt Allah das Wort „Tajjibat“, um das Essen der Leute des Buches zu beschrieben. Und es ist das gleiche Wort, das – wie in der Ajat – nicht als haram erklärt werden darf. Zweitens verwendet Er den Begriff „uhilla“, was „halal machen“ bedeutet. Qadi Abu Bakr ibn al-Arabi sprach über diesen Vers umfangreich in seinem Buch „Ahkam Al-Qur’an“. Im Verlauf seiner Diskussion sagte er, dass es egal ist, ob sie das Tier opfern oder nicht, solange es sich dabei um Juden oder Christen handelt und solange sie es korrekt ­schlachten. Dann ist das Fleisch halal für uns. Qadi Abu Bakr überlieferte eine Äußerung von Imam Malik: „Ihr gesamtes Fleisch darf mit Ausnahme dessen verzehrt werden, was sie für ihre religiösen Feiertage schlachten oder ihren Götzen opfern.“ Imam Asch-Schafi’i ging sogar einen Schritt weiter: „Ihre Opfertiere dürfen sogar dann gegessen werden, wenn sie einen anderen Namen als den von Allahs über ihnen aussprechen.“ Ihr gesamtes Essen ist halal für uns. Mit Ausnahme jener Dinge, die Allah uns ausdrücklich untersagte: Schwein, Blut und Tiere, die eines natürlichen Todes starben, erwürgt oder mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen wurden. Dies ist die ­Position der meisten großen Imame. Der Prophet selbst aß Fleisch bei Juden, ohne zu ­fragen, wie es geschlachtet wurde. Was ­halal ist und was haram, ist nicht so schwarz-weiß, wie es diejenigen glauben machen wollen, die die Zertifikate ausgeben. Es ist auch nicht im geringsten kompliziert, denn der Prophet sagte: „Das halal ist klar erkennbar und das haram ist klar erkennbar.“

Das zweite, betroffene Prinzip ist, dass Allah der Gesetzgeber ist. Es ist weder an uns, noch an den ‘Ulama, sich als diejeni­gen aufzuspielen, die Gesetze erlassen. Es gibt im Islam weder eine ­Priesterkaste, noch eine spezielle Klasse von Leuten, durch die Allah wirkt oder in deren Händen die Erlösung der Menschheit liegen würde. Diese Vorstellung ist dem Islam vollkommen fremd. Die ‘Ulama sind einfach nur jene, denen Allah ‘Ilm (Wissen von Seinem Din und Seinen Urteilen) gab. Es ist ihre Verantwortung, dieses an den Rest von uns weiterzugeben, anstatt es zurückzuhalten und dem Höchstbietenden zu verkaufen. Sie dürfen keine Urteile verkaufen, denn diese gehören nicht ihnen, sondern Allah.

Daher dürfen sie auch keine Gebühren von den Leuten nehmen, um zu deklarieren, dass ihre Produkte halal ­seien. Indem sie das tun, ahmen sie ein Verhal­ten nach, für das die Leute des Buches von Allah in der Sura Al-Baqara kritisiert wurden: „Und verkauft Meine Zeichen nicht für einen geringen Preis!“ (Al-Ma’ida, 44) Die Erzielung eines Profits aus der selektiven Verteilung von Urteilen ist ­abzulehnen. Die Tatsache, dass solche Organisationen oft exorbitante Gebühren von muslimischen Kunden für ihre Dienste verlangen, schafft für diese ­einen erkennbaren finanziellen Nachteil. Der Preis, den diese Lebensmittelunternehmen bezahlen, wird an ihre Kunden weitergegeben. Dies führt beinahe automatisch dazu, dass zertifizierte ­Lebensmittel teurer sein müssen als jene ohne. Diese Zertifizierung wurde zu einer Art geheimer Steuer, bei der das Geld aus den Taschen der normalen Muslime in die Schatullen islamischer Organisationen, der ‘Ulama oder der Zertifizierungsfirmen fließt.

Nicht nur der einfache muslimische Verbraucher leidet unter der Halal-Industrie, sondern auch viele kleine Unternehmen. Bevor der Halal-Stempel verbreitet war, kauften beinahe alle Muslime ihr Fleisch bei ihrem lokalen Halal-Schlachter. Seit dem Auftauchen des Siegels haben Supermärkte, die weder Muslimen gehören, noch von ihnen geführt werden, den Schlachtern die Mehrheit ihrer Kunden abgeworben. Sie richten Halal-Abteilungen ein und unterbieten die Muslime bei den Preisen. Dadurch schränken sie den Markt ein und treiben viele Unternehmer aus dem Geschäft. Den verbleibenden Halal-Geschäften und -Restaurants wird mit Misstrauen begegnet, wenn ihnen Zertifikate fehlen. Nicht länger wird dem Wort eines Muslims vertraut, dass sein Essen halal sei. Die Industrie hat es geschafft, dass einem Stück Papier mehr vertraut wird als einem anderen Gläubigen.

Wie aus dem jüngsten [südafrikanischen] Fiasko deutlich wurde, ist ein Halal-Stempel kein absolute Garantie ­dafür, dass etwas halal ist. Er kann ohne unser Wissen gefälscht oder von einem Produkt auf ein anderes übertragen werden.1 Das ist bei mehreren Gelegenheit vorgekommen, denn die Konzerne, die die Halal-Lizenzen erwerben, haben nur ihren Profit im Auge, ohne das Skrupel dabei eine Rolle spielen würden. Können sie mehr Geld machen und neuen Märkte erschließen, dann werden sicherlich viele, wenn sie damit davonkommen, auf dieses Mittel zurückgreifen.

Nicht nur bei Firmen, denen diese Zertifikate verkauft werden, besteht Potenzial für Missbrauch. Dies betrifft auch die Reihen jener ‘Ulama, die sie ausstellen. Die Mehrheit von ihnen mag gewissenhaft, ehrenhaft und ehrlich sein. Aber die Tatsache, dass sie Wissen ­haben, macht sie noch nicht immun gegenüber Korruption. Die Geschichte ist voller bestechlicher Richter und Gelehrter, die von den Herrschenden gekauft wurden, um sie gefügig zu machen.

Heute gibt es viele Gelehrte, die sich für das „Islamic Banking“ aussprechen. Im Austausch dafür erhalten einige von ihnen Sitze in den Beiräten der Banken.2 Die früheren muslimischen Gesellschaften kannten diese Gefahren. Sie schützten sich vor der Bestechlichkeit der Qadis, indem sie ihnen hohe Gehälter zahlten, sodass sie immun gegenüber Korrup­tion waren. Aber heute gibt es niemanden, der sich vergleichsweise um ihre Bezahlung kümmern würde. Also müssen sie es selber tun. Auch gibt es heute ­keine Autorität, welche sie kontrolliert. Dementsprechend muss ihre Versuchung hoch sein, sich die Taschen zu füllen.

Unabhängig davon, wie ­gottesfürchtig unsere heutigen Gelehrten sind, dass von ihnen ins Leben gerufene System hat die Tür für weniger prinzipientreu ­Gestalten geöffnet, von ihm Gebrauch zu machen. Dergleichen geschieht bereits in anderen Teilen der Welt, wo bekannt wurde, dass Halal-Siegel wissentlich für Produkte vergeben wurden, die sich später als alles andere als halal erwiesen. Das gleiche passiert bei uns. Die Verantwortlichen handeln – im Sinne des Profits – dem gesunden Menschenverstand zuwider. Da­zu zählt die Zertifizierung von Wasser, Zahnstochern oder schwarzem Pfeffer. Das ist ein klarer Missbruch des Systems. Das System der Halal-Zertifizierung orientierte sich ursprünglich an einem vergleichbaren Prozess, der von Juden benutzt wird, um koscheres Essen von nicht-koscherem zu unterscheiden. Auch wenn es sich dabei um die Nachahmung ­einer scheinbaren guten Idee handelt, ­erlauben die Nachteile dieses Zertifizierungsprozess, wie wir gesehen haben, den gegenteiligen Schluss.

Ein weiteres, schwerwiegendes Problem in der Halal-Zertifizierung – wie der gesamten Halal-Industrie – ist, dass sie sich rein auf die Mechanismen des Schlachtens und der Lebensmittelproduktion konzentriert, ohne fundamenta­le Parameter in Betracht zu beziehen, was es heißt, etwas für halal zu erklären. ­Allah sagt im Qur’an: „Oh, ihr Menschen, esst von dem, was erlaubt und gut auf der Erde ist.“

Unsere Nahrung sollte genauso hochwertig sein, wie sie halal ist. Die Tiere sollte gut und barmherzig behandelt werden. Der Prophet, möge Allah ihn ­segnen und ihm Frieden zu geben, wurde als Barmherzigkeit für alle Welten entsandt, inklusive der Tiere und der Umwelt. Heute geschieht das Gegenteil: Tiere müssen heute ihr ganzes Leben in ­engen Käfigen verbringen und werden unter Einsatz von Wucher und Ausbeutung verkauft. Der vielleicht negativste Aspekt der Halal-Zertifizierung ist, dass sie die ‘Ulama und die Muslime insgesamt von wichtigeren Fragen ablenkt. Es scheint so zu sein, als würde der Din Allahs auf Nahrungsfragen reduziert werden. So als bestünde der einzige Unterschied zwischen uns und unserem nichtmuslimischen Gegenüber darin, dass unsere Nahrung ein Halal-Siegel trägt. Kapstadt ist eine Stadt, in der Muslime ein Drittel oder mindestens ein Viertel der Bevölke­rung ausmachen. Wie kann es sein, dass die islamische Lebensweise auf Lebensmitteletiketten reduziert wird? Sollte nicht zumindest die gleiche Anstrengung darauf verwandt werden, andere Aspekte unseres Lebens halal zu machen? Warum hinterfragen wir nicht das globale Ethos, wenn es sich um Finanz- und Währungsfragen handelt?

Wir sollten nicht versuchen, uns in einer komfortablen Nische in der Gesellschaft einzukuscheln und von dem abzu­schirmen, was uns umgibt. So als wäre alles OK, solange wir nur unser Halal-Fleisch und unsere Moscheen haben.

Der Gesandte Allahs wurde für die gesamte Menschheit entsandt. Wir haben keinen größeren Anspruch auf den Islam als unsere Umwelt und so muss es eine Ehrenfrage für uns sein, sie darüber zu informieren und dazu einzuladen. Unse­re Gelehrten müssen dabei eine Führungsrolle spielen. Sie müssen auftreten und mit sich mit jenen Fragen und Problemen beschäftigen, die unsere Zeit ­plagen. Sie müssen anfangen, als die ­wirklichen Erben der Propheten zu handeln, denn der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, ­sagte: „Die Gelehrten sind die Erben der Propheten.“ Und sie müssen damit ­anfangen, ihr Wissen auch in die Tat umzusetzen.

Der Autor ist ein junger Gelehrter, der unter anderem an der marokkanischen Qairawijin und anderen Einrichtungen studierte. Heute lebt er in Kapstadt, wo er Imam ­Khatib der großen Freitagsmoschee ist. Der Text wurde in seiner Originallänge als Khutba ­gehalten.
Fußnote(n):
1 Vor einiger Zeit wurde nach Stichproben bekannt, dass die Menge der Halal-Lebensmittel, die in die Golfstaaten eingeführt ­wurde, höher war, als die Gesamtsumme der exportierten.
2 Den so genannten Sharia-Boards.