Stuttgart (KNA). Beim Verhältnis zwischen Religion und Umweltschutz sehen Theologinnen Licht und Schatten. Die Religionsstifter Buddha, Jesus und Mohammed könne man schwerlich als Umweltschützer bezeichnen, lautete die einhellige Meinung von Carola Roloff, Julia Enxing und Asmaa El Maaroufi am 28. Mai bei einer Diskussion des Katholikentags in Stuttgart. Allerdings sei Umweltschutz ein modernes Konzept, das in den frühen Überlieferungen keinen direkten Niederschlag gefunden habe.
Wohl gebe es im buddhistischen Ordensrecht konkrete Vorgaben, wie Mönche und Nonnen etwa tierisches Leben schützen sollen, sagte die buddhistische Nonne und Religionswissenschaftlerin Roloff. Weitere Beispiele seien die Tierschutzgesetze, die der indische Kaiser Ashoka im dritten Jahrhundert vor Christus erlassen habe. Seit den 1950er-Jahren gebe es die Strömung des Öko-Buddhismus, die mit der katholischen Befreiungstheologie vergleichbar sei.
Das Christentum ist mit Blick auf den Umweltschutz nach den Worten der Dresdner katholischen Theologin Enxing, Problem und Lösung zugleich. Wahrscheinlich sei die Aufforderung „Macht euch die Erde untertan“ das einzige Gebot Gottes, was die Menschheit tatsächlich erfüllt habe – mit verheerenden Folgen für die Erde. Zugleich biete die christliche Theologie vielfältige Ressourcen, um die Schöpfung zu bewahren.
Ähnlich äußerte sich El Maaroufi, Mitarbeiterin am Zentrum für Islamische Theologie in Münster. Ähnlich wie die christliche Idee vom Menschen als „Krone der Schöpfung“ gebe es im Islam das Bild vom Menschen als „chalifa“, Stellvertreter Gottes, mit dem sich die umweltschädliche Ausbeutung des Planeten rechtfertigen lasse.
Aber auch der Koran und die Aussagen Mohammeds lieferten Ansatzpunkte für eine islamisch-theologische Umweltethik. Inzwischen gebe es im Islam ähnlich wie in anderen Religionen Bewegungen, die sich für mehr Nachhaltigkeit stark machten, etwa beim „Green Iftar“, dem „grünen Fastenbrechen“ im muslimischen Fastenmonat Ramadan.