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Konflikt um Kaschmir: ein kurzer Krieg

kaschmir pakistan

Terror im indisch-besetzten Teil Kaschmirs: In den ersten neun Maitagen kam es in Südasien zu einer dramatischen Eskalation. Wir fassen die Entwicklungen zusammen. (iz). In den ersten neun Maitagen kam […]

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Kriegsgefahr in Asien: Religionsvertreter fordern Dialog

indisch pakistan Religionsvertreter

Religionsvertreter bemühten sich seit dem Anschlag in Kaschmir um Dialog und Deeskalation. Vergeblich – gestern ließ Delhi Ziele in Pakistan beschießen.

Neu Delhi/Islamabad (KNA/iz). Intellektuelle, Friedensaktivisten und Religionsvertreter stemmten sich bis zum Schluss gegen einen bewaffneten Konflikt zwischen Indien und Pakistan.

In der pakistanischen Provinz Belutschistan protestierten am 1. Mai Hindus gegen „haltlose Anschuldigungen“ der indischen Regierung in Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Pahalgam im indischen Teil von Kaschmir.

„Wenn Indien es wagt, Aggressionen zu begehen, werden die mehr als zehn Millionen Hindus in Pakistan hinter unserem Militär stehen“, sagte der Provinzlandtagsabgeordnete Sanjay Kumar laut pakistanischen Medien vor der Protestversammlung in Quetta.

Zuvor hatten Politiker, Akademiker, Journalisten und Friedensaktivisten aus Pakistan und Indien in einer gemeinsamen Erklärung tiefe Besorgnis über die rapide Verschlechterung der Beziehungen zwischen Indien und Pakistan geäußert.

Sie warnten eindringlich vor den Gefahren von Kriegshysterie und militärischer Eskalation. „Die Logik des Dialogs muss über den Wahnsinn von Vernichtungswaffen siegen“, hieß es in der unter anderen von dem prominenten indischen Katholiken John Dayal unterzeichneten Erklärung.

Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad, Vorsitzender der Pakistanischen Bischofskonferenz, sagte dem asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews, beide Länder müssten eine diplomatische Lösung finden, um das Wasser des Indus weiter gemeinsam zu nutzen. Der Indus sei „die Lebensader für Pakistans Wassersicherheit“.

Nach dem Terroranschlag vom 22. April hatte Indien das Abkommen über die Nutzung des Indus-Wassers ausgesetzt. Pakistan bezeichnete die Aussetzung des Vertrags als Kriegshandlung, die man „mit der gesamten Machtfülle des Landes beantworten“ werde.

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Foto: Adobe Stock

Der 1960 unter Vermittlung der Weltbank geschlossene Wasservertrag regelt die Nutzung der Ressourcen des Indus-Flusssystems, das für beide Länder von zentraler Bedeutung ist. Der 13.180 Kilometer lange Indus entspringt in Tibet, fließt ein Stück durch Indien, bevor er Pakistan erreicht.

In der vergangenen Woche verurteilten Indiens katholische Bischofskonferenz sowie zahlreiche indische Muslime den Terroranschlag auf Touristen im indischen Kaschmir. Die Bischöfe nannten den Anschlag eine brutale Tat und einen schweren Verstoß gegen die Menschenwürde.

Sie appellierten an alle Konfliktparteien, den Weg des Friedens einzuschlagen. Das Islamische Zentrum Indiens rief alle Imame des Landes auf, besondere Gebete für die Opfer des Anschlags sowie dafür zu halten, „dass unser Land frei von Gewalt und Terrorismus bleibt“.

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Nach Anschlag in Kaschmir: Pakistan rechnet mit indischem Angriff

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Seit dem Terroranschlag in Kaschmir nehmen die Spannungen zwischen den erbitterten Rivalen Indien und Pakistan nochmals deutlich zu. Nun lassen Äußerungen eines Ministers aufhorchen.

Islamabad (dpa). Nach dem tödlichen Anschlag im indisch verwalteten Teil Kaschmirs rechnet Pakistan nach Angaben eines Ministers in Kürze mit einem Angriff des indischen Militärs.

Jegliche Aggression würde von Pakistan entschieden beantwortet, warnte Informationsminister Attaullah Tarar auf der Plattform X. Pakistan habe „glaubwürdige Geheimdiensterkenntnisse“, wonach Indien einen Angriff in den nächsten 24 bis 36 Stunden plane, schrieb er am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit). Der Anschlag im indischen Teil Kaschmirs diene Indien dabei lediglich als vorgeschobene Begründung. 

Bewaffnete Angreifer hatten dort am Dienstag vergangener Woche auf einer Bergwiese in einer Urlaubsgegend nahe der Stadt Pahalgam 26 Menschen getötet – vorwiegend indische Touristen.

Die Regierung in Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was der Nachbarstaat zurückweist. Seit dem Anschlag haben die Spannungen zwischen den beiden rivalisierenden Atommächten nochmals deutlich zugenommen. 

Das US-Außenministerium warnte vor einer Eskalation, Chefdiplomat Marco Rubio will einer Sprecherin zufolge bis Mittwoch mit den Außenministern beider Länder die Lage bereden.

Die umstrittene Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt – beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich.

Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen in Indien und den neuen Staat Pakistan für Muslime auf.

Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.

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Kaschmir: drei Kriege und keine Lösung

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Indien, Pakistan und die internationale Gemeinschaft haben in Kaschmir seit Jahrzehnten versagt.

(The Conversation/IZ). Der schreckliche, gezielt ausgeführte Terrorakt von Militanten in Kaschmir am 22. April, bei dem mindestens 25 indische Touristen und ein nepalesischer Staatsange­höriger getötet und viele weitere verletzt wurden, trägt alle Merkmale des Terrorismus. Er ereignete sich zu Beginn der Hochsaison. Von Bulbul Ahmed & Nitasha Kaul

Die Region ist Schauplatz vielfältiger widerstrebender Ansprüche, tief verwurzelter Konflikte und intensiver Milita­risierung. Der politische Streit wurde ­darüber hinaus dazu genutzt, die Kaschmiris entlang religiöser Linien zu spalten – in eine absolute muslimische Mehrheit und eine hinduistische Minderheit. Diese wird seit Jahr gezielt durch Ansiedlungsprogramme der Regierung in Delhi ­vergrößert.

Eskalation um Kaschmir und Repression gegen Muslime im Inland

Vor dem Hintergrund der Islamfeindlichkeit in Indien erhöht ein solcher ­Angriff die Gefahr von Repressionen und Gewalt gegen Angehörige dieser Religion. Die Reaktion in den indischen Mainstreammedien folgte einem vorhersehbaren Drehbuch. Inmitten der Hindutva (hindu-nationalistischen) Eskalation der antimuslimischen Stimmung im Land forderten einige Menschen in den sozialen Kanälen die Annexion des von Pakistan verwalteten Teils des seit 1947 geteilten Gebiets.

Das 222.236 Quadratkilometer große Tal in den schneebedeckten Gebirgszügen des Himalaya und Karakorum, ist eine umstrittene Region zwischen Indien, Pakistan und China. Delhi und Islamabad erheben Anspruch die gesamte Zone, verwalten jedoch jeweils nur einen Teil davon.

Während der britischen Herrschaft über Indien war Kaschmir ein Feudalstaat mit einem eigenen regionalen Fürsten. 1947 erklärte sich der dortige Herrscher Maharaja Hari Singh bereit, sein Königreich unter Bedingungen an Delhi anzuschließen. Es sollte seine politische und wirtschaftliche Souveränität behalten, während Indien für die Verteidigung und die Außenpolitik zuständig sein sollte.

Doch Pakistan, das gerade von den ­Briten gegründet worden war, erhob ­Anspruch auf den mehrheitlich muslimischen Teil Kaschmirs entlang seiner Grenze. Die beiden Nachfolgestaaten des britischen Raj führten 1947 den ersten von drei großen Kriegen um das Gebiet. Das Ergebnis war die Einrichtung einer von den Vereinten Nationen vermittelten „Waffenstillstandslinie“, die das indische und pakistanische Territorium trennte. Die Linie verlief mitten durch Kaschmir.

Kriege brachten keine Lösung

Trotz der Festlegung dieser Grenze, die heute als „Kontrolllinie“ bekannt ist, folgten 1965 und 1999 zwei weitere Waffengänge. Schätzungsweise 20.000 Menschen starben in diesen drei Kriegen.

Das Völkerrecht, ein nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenes Regelwerk für alle Nationalstaaten der Welt, soll ter­ritoriale Meinungsverschiedenheiten wie die um Kaschmir lösen. Sie werden hauptsächlich vom Internationalen Gerichtshof behandelt, einem UN-Tribunal, der über umstrittene Grenzen und Kriegsverbrechen entscheidet.

Doch das internationale Recht hat wiederholt versagt, den Konflikt zu lösen, wie meine Forschung zu Kaschmir und zum Völkerrecht zeigt. Die UNO hat zahlreiche erfolglose Versuche unternommen, den Dialog zwischen Indien und Pakistan über das Gebiet wiederher­zustellen, wo heute eine vielfältige Bevölkerung von 13,7 Millionen Muslimen, Hindus und Angehörigen anderer Glaubensrichtungen lebt.

Foto: Photo Division, Government of India, via Wikimedia Commons | Lizenz: Public Domain

1949 entsandte die UNO eine Blauhelmmission in beide Länder. Die Friedensmissionen der UNO waren nicht so robust wie ihre heutigen Friedensoperationen, und die internationalen Truppen erwiesen sich als unfähig, die Unverletzlichkeit der Grenzen zwischen den verfeindeten Ländern zu schützen.

Im Jahr 1958 empfahl die Graham-Kommission dem UN-Sicherheitsrat, dass Indien und Pakistan sich auf eine Entwaffnung Kaschmirs und die Abhaltung eines Referendums zur Entscheidung über den Status des Gebiets einigen sollten.

Delhi lehnte diesen Plan ab, und ­sowohl Indien als auch Islamabad waren sich uneinig darüber, wie viele Truppen im Falle einer Entmilitarisierung an ihrer gemeinsamen Grenze verbleiben konnten. 1965 brach ein weiterer Krieg aus. 1999 lieferten sich beide Kämpfe entlang der Kontrolllinie im Bezirk Kargil in Kaschmir, was die Vereinigten Staaten zu einer diplomatischen Intervention auf Seiten Indiens veranlasste.

USA versuchten, Eskalationen zu verhindern

Seitdem besteht die offizielle Politik der USA darin, eine weitere Eskalation zu verhindern. Die US-Regierung hat mehrfach offeriert, einen Vermittlungsprozess über das umstrittene Gebiet zu erleichtern. Der letzte US-Präsident, der dieses Angebot unterbreitete, war Donald Trump, nachdem 2019 in Kaschmir Konflikte ausgebrochen waren. Die ­Bemühungen blieben erfolglos.

Warum ist der Streit politisch zu schwierig für einen weltweit vermittelten Kompromiss? Zum einen sind sich beide Staaten nicht einmal darüber einig, ob in dem Gebiet das Völkerrecht gilt. Während Pakistan den Kaschmir-Konflikt als internationalen Streitfall betrachtet, spricht der indische Staat von einer „bilateralen Angelegenheit“ und einer „inneren Angelegenheit“.

Die Haltung Delhis schränkt den Anwendungsbereich des Rechts ein. So können Organisationen in der Region nicht in die das Thema eingreifen – bspw. durch die Einberufung eines regionalen Dialogs. Indiens Behauptung, Kaschmir sei sein Territorium, ist umstritten.

Im Jahr 2019 schaffte die indische ­Regierung ein Gesetz von 1954 ab, das Kaschmir einen autonomen Status gewährte, und besetzte es militärisch. Mindestens 500.000 Soldaten sind derzeit dort stationiert. Heute ist es das am stärksten militarisierte Gebiet der Welt.

Die pakistanische Regierung verurteilte diesen Schritt als „illegal“, und viele Kaschmiris auf beiden Seiten der Kontrolllinie sagen, Indien habe gegen das damalige Beitrittsabkommen von 1947 mit ­Maharaja Singh verstoßen. Die UNO betrachtet das Tal weiterhin offiziell als umstrittenes Gebiet. Delhi hält daran fest, dass Kaschmir Teil seines Staatsgebietes ist und unter der Kontrolle der Zentralregierung steht, was die ohnehin schon schlechten Beziehungen ­zwischen Indien und Pakistan weiter ­verschlechtert.

Foto: Pxhere | Lizenz: gemeinfrei

Interne Probleme in Pakistan

Ein zusätzliches Hindernis für den Frieden der beiden Staaten: das pakistanische Militär. 1953 einigten sich Indiens Regierungschef Nehru und Pakistans Premierminister Bogra grundsätzlich darauf, das Problem durch eine UN-Vermittlung oder durch ein Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof zu lösen. Dazu kam es jedoch nie, da die Armee in ­Pakistan Bogra im Jahr 1955 stürzte.

Seitdem haben mehrere Militärregimes die Demokratie in Islamabad unterbrochen. Indien ist der Ansicht, dass diese undemokratischen Regimes nicht glaubwürdig genug sind, um mit ihm zu verhandeln. Generell haben die Militärregierungen den Krieg dem politischen Dialog vorgezogen.

Welches Recht gilt?

In vielen Fällen können Verträge und zwischenstaatliche Gerichtsentscheidungen nicht durchgesetzt werden. Es gibt keine globale Polizeitruppe, die bei der Umsetzung des Völkerrechts helfen könnte.

Wenn ein Staat ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs ignoriert, kann die andere Partei in diesem Gerichtsverfahren den Sicherheitsrat anrufen, der Druck auf ein Land ausüben oder sogar Sanktionen verhängen kann, um es zur Einhaltung des internationalen Rechts zu zwingen. Dies kommt jedoch selten vor, da solche Beschlussfassungsverfahren hochpolitisch sind und jedes ständige Mitglied des Sicherheitsrats sein Veto einlegen kann.

Und wenn die Konfliktparteien eher geneigt sind, einen Konflikt aus der Perspektive des innerstaatlichen Rechts zu betrachten – wie Indien in Hinblick auf Kaschmir und Israel in Bezug auf die ­palästinensischen Gebiete –, können sie argumentieren, dass das Völkerrecht einfach nicht gilt.

* Übersetzung und veröffentlicht im Rahmen einer CC-Lizenz.

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Nach dem Terror: Spannung zwischen Indien und Pakistan steigt

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Als Folge des tödlichen Anschlags in Kaschmir auf Touristen hat Delhi eine Reihe eskalierender Maßnahmen beschlossen. Islamabad zog nach.

Delhi/Islamabad (dpa, KNA, iz). Nach einem Terroranschlag auf Inder durch Terroristen, die aus Pakistan in den indisch besetzten Teil Kaschmirs eingedrungen sind, verschärft sich der Konflikt zwischen beiden Ländern. Indien kündigte Vergeltung an und beschloss teils drastische Maßnahmen.

Am 22. April 2025 griffen Terroristen im indischen Baisaran-Tal, etwa fünf Kilometer von der Kleinstadt Pahalgam entfernt, eine Gruppe von Touristen an. Dabei wurden 25 indische Staatsbürger und ein Tourist aus Nepal erschossen. Weitere 17 Personen erlitten teils schwere Verletzungen. Bei dem Anschlag starb auch der kaschmirische Muslim Adeel Hussein Shah beim Versuch, die Attentäter an ihrem Anschlag zu hindern.

Foto: Harsh Chauhan, Unsplash

Die Verantwortung für den Anschlag übernahm die militante Gruppe „The Resistance Front“ (TRF), ein Ableger der von Pakistan aus operierenden Lashkar-e-Taiba. Pakistan wird von Indien beschuldigt, dort operierende terroristische Gruppen zu unterstützen. Islamabad bestreitet diesen Vorwurf.

Pakistaner sollen Indien bis Sonntag verlassen

Neu Delhi (KNA) Nach einem Terroranschlag auf indische Staatsbürger durch pakistanische Terroristen will Indien nun sämtliche Pakistaner ausweisen. Mit sofortiger Wirkung sei die Visavergabe für pakistanische Staatsangehörige ausgesetzt, berichtet das staatliche Nachrichtenportal DD News am Donnerstag unter Berufung auf das Außenministerium. Zudem sollen sie Indien bis zum 27. April verlassen.

Gleichzeitig habe das Ministerium für Äußeres in Delhi seinen Staatsbürgern dringend von Reisen nach Pakistan abgeraten. Inder, die sich dort befänden, seien aufgefordert worden, so bald wie möglich zurückzukehren. „Diese Maßnahmen spiegeln den Ernst der Lage und Indiens Entschlossenheit wider, sowohl die Täter als auch ihre Unterstützer zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte Außenminister Vikram Misri.

Islamabad kündigte als Reaktion auf vorherige indische Maßnahmen an, seinen Flugraum für indische Fluggesellschaften zu sperren und wies Vertreter des Landes aus. Zudem schloss es seinen wichtigsten Grenzübergang nach Indien. Pakistanische Diplomaten mussten schon am Mittwoch ausreisen.

Narendra Modi

Foto: kremlin.ru, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 3.0

Vertrag über Indus-Wasser wird ausgesetzt

Als Reaktion auf einen verheerenden Terroranschlag hat Indien am Mittwoch einen wichtigen Vertrag mit Pakistan über die Nutzung der Flüsse in der Himalaya-Region ausgesetzt. Der Wasservertrag mit dem Nachbarland werde mit sofortiger Wirkung suspendiert, erklärte ein Staatssekretär im Außenministerium. Er warf dem verfeindeten Nachbarland vor, grenzüberschreitenden Terrorismus zu unterstützen.

Er ist der bedeutendste Fluss Pakistans. Aus der chinesischen Region Tibet kommend strömt er durch Ladakh, das bis 2019 noch offiziell zum indischen Teil Kaschmirs gehörte. Hier gibt es wichtige Zuflüsse, unter anderem den Zanskar. Von dort fließt der Indus weiter ins westliche Nachbarland.

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Foto: OrangeSalt, Shutterstock

Experten sorgen sich um militärische Eskalation

In Indien wächst inzwischen die Furcht, die Armee des Landes könnte bspw. vermutete Basen von Terrorgruppen auf pakistanischem Boden oder weitere Ziele angreifen. Premierminister Modi drohte in einer öffentlichen Rede im Bundesstaat Bihar mit Blick auf den Anschlag, „unmenschliche Terroristen und ihre Mitverschwörer werden stärker bestraft als sie sich vorstellen können“. Die Zeit sei gekommen, jedes Stück Land, auf dem sie stünden, zu zerstören.

In Deutschland äußerten sich Beobachter besorgt. „Die Entwicklungen markieren eine deutliche Verschärfung in den ohnehin angespannten bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Atommächten“, sagte Schahina Gambir, die Südasien-Berichterstatterin bei der Grünen-Fraktion ist. Beide Staaten müssten unter allen Umständen eine militärische Eskalation vermeiden.

Pakistan reagierte am Donnerstaf mit einer scharfen Drohung auf die Aussetzung des Wasservertrags: Jeder Versuch, den Wasserlauf zu stoppen oder umzuleiten werde als Kriegshandlung betrachtet „und mit dem gesamten Spektrum der nationalen Macht beantwortet werden“, teilte das Büro von Premierminister Sharif mit.

Südasien-Experte Michael Kugelman sieht deutliche Zeichen einer neuen Eskalationsstufe. „Die Bedeutung der Aussetzung des Indus-Wasservertrags kann kaum überschätzt werden“, schrieb er auf der Online-Plattform X. So eine Maßnahme habe es zuvor nicht gegeben.

Das muslimische Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 umstritten. Die beiden südasiatischen Atommächte werfen sich immer wieder Verletzungen des Waffenstillstands in der geteilten Region vor.

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Verletzte bei Protesten in Pakistan

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Anhänger des inhaftierten Ex-Premiers Imran Khan wollen dessen Freilassung erzwingen. Sicherheitskräfte setzen Schlagstöcke und Tränengas gegen die Demonstranten ein, um sie aufzuhalten. 

Islamabad (dpa). In Pakistan ist es bei Protestmärschen Richtung Islamabad zu teils schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten gekommen. Polizisten hätten versucht, Tausende Anhänger des inhaftierten Ex-Premiers Imran Khan daran zu hindern, in die Hauptstadt vorzudringen, sagte ein Polizeisprecher. Dabei seien Tränengas und Schlagstöcke eingesetzt worden. Mindestens 50 Demonstranten und 20 Polizisten seien verletzt worden, hieß es weiter. Nach Angaben des Informationsministeriums wurden Hunderte Demonstranten festgenommen. 

Zuvor hatte Khans Partei PTI Tausende Arbeiter dazu aufgerufen, sich vor dem Parlament in Islamabad für eine Protestkundgebung zu versammeln. Es wurde auch in Aussicht gestellt, die Veranstaltung in einem Sitzstreik zu versammeln, bis Khan freigelassen werde. Viele der Demonstranten waren von Khans Hochburg aus, der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, in Richtung der Hauptstadt Pakistans aufgebrochen. 

Pakistans Ex-Premier Khan weiter beliebt 

Der weiter beliebte Ex-Premier Khan sitzt seit August 2023 nach einem Schuldspruch wegen Korruption in Haft, Dutzende weitere Strafverfahren gegen ihn laufen. Er bestreitet jegliche Vorwürfe, seine Partei bezeichnet die Verfahren als politisch motiviert. Khans Anhänger protestieren regelmäßig für seine Freilassung. Im Mai 2023 randalierten sie nach einer Festnahme Khans in mehreren Städten und griffen auch Militäreinrichtungen an. 

Die Regierung hatte in den vergangenen Monaten bereits mehrfach die Hauptstadt abgeriegelt, um Demonstrationen zu unterbinden. Vergangene Woche hatte ein Gericht die Proteste der PTI für rechtswidrig erklärt, Berichten zufolge aufgrund einer fehlenden Genehmigung im Vorfeld. Seit dem Wochenende sind die Zufahrten nach Islamabad erneut mit Schiffscontainern blockiert und das mobile Internet gesperrt. 

Aktuell ist der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko für einen Besuch in der Stadt. Die Regierung werde dafür sorgen, dass der Besuch ohne Störungen ablaufen werde, sagte Informationsminister Atta Tarar Journalisten.

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2024: Fünf mögliche Brennpunkte in diesem Jahr

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Wichtige Brennpunkte 2024: Wird die Welt weitere Unruhen und Konflikte in diesem Jahr sehen? (The Conversation). Leider war 2023 ein Jahr der Gewalt auf der Weltbühne. Im Gazastreifen brach ein […]

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Zehn Jahre Haft für Imran Khan

imran khan

Der pakistanische Ex-Premier Imran Khan wurde zusammen mit anderen Vertretern seiner Partei PTI wegen Verrat verurteilt

Islamabad (KNA). Knapp zwei Wochen vor der Parlamentswahl wurde der frühere pakistanische Premierminister Imran Khan am Dienstag zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Eine Haftstrafe in gleicher Höhe wurde Medienberichten zufolge auch gegen Shah Mehmood Qureshi verhängt, den Vizepräsidenten der pakistanischen Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) und ehemaligen Außenminister der Regierung von Khan.

Beide Männer waren des Verrats von Staatsgeheimnissen beschuldigt worden. Khan verbüßt bereits eine dreijährige Haftstrafe wegen Korruption. Die PTI will Berufung gegen das neue Urteil einlegen.

Imran Khan wegen angeblichem Verrat verurteilt

Während die Wahlkommission Khans Kandidatur für die Wahl am 8. Februar abgelehnt hatte, wurde Qureshi zunächst für eine Kandidatur zugelassen.

Foto: Commons Wikimedia, Jawad Zakariya | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die nun erfolgte Verurteilung bedeutet jedoch, dass beide für fünf Jahre von der Teilnahme an Wahlen ausgeschlossen sind. Beide Politiker hatten die Anklagen gegen sie als politisch motiviert zurückgewiesen.

Das Urteil fiel neun Tage vor den Parlamentswahlen, bei denen die PTI trotz staatlicher Repressionen antritt. So wurde der PTI die Verwendung eines Cricketschlägers als Parteisymbol auf den Wahlplakaten verboten – Khan war vor seiner politischen Karriere ein gefeierter Cricketstar.

Das Militär macht Druck

Berichten zufolge wurde eine Reihe pakistanischer Journalisten vom Militär angewiesen, während des Wahlkampfes nicht über die PTI zu berichten. Khan hatte sich als Premierminister mit dem Militär überworfen, das ihn bei der Wahl 2018 an die Macht gebracht hatte. 2022 war Khan durch ein Misstrauensvotum abgesetzt worden.

Aussichtsreicher Anwärter auf den Posten des Premierministers ist Nawaz Sharif von der Partei Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N). Sharif, bereits dreimal Premierminister von Pakistan, kehrte im Oktober 2023 nach vier Jahren im Exil in London nach Pakistan zurück. Der Politiker war nach Großbritannien geflohen, um Gefängnisstrafen wegen seiner Verurteilung in mehreren Korruptionsfällen zu entgehen.

Foto: Asianet-Pakistan, Shutterstock

Nach seiner Rückkehr wurde Sharifs letzte Verurteilung wegen Korruption aufgehoben, wodurch er die Berechtigung erhielt, an den Parlamentswahlen teilzunehmen. In einem früheren Verfahren war bereits eine zehnjährige Haftstrafe aufgehoben worden.

Aufgrund von Korruptionsvorwürfen war Sharif 2017 als Premierminister zurückgetreten. Im Jahr 2018 wurde er in Abwesenheit zu insgesamt 17 Jahren Gefängnis verurteilt.

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Pakistan: Regierung will afghanische Flüchtlinge massenhaft abschieben

Khan Pakistan Proteste terror

Pakistan will ab 1. November hunderttausende Geflohene aus dem Nachbarland in ihre Heimat abschieben. Dort sollen „Zentren“ eingerichtet werden.

Islamabad (KNA, dpa, iz). Pakistan will ab morgen Hunderttausende illegal eingereiste Migranten nach Afghanistan zurückschicken. Dazu sollen „Auffangzentren“ eingerichtet werden, in denen die Einwanderer festgehalten werden, kündigte Innenminister Sarfraz Bugti laut pakistanischen Medienberichten (Freitag) an.

„Sie werden mit Medizin und Nahrungsmitteln versorgt. Kinder, Frauen und Ältere werden mit besonderem Respekt behandelt. Aber gleichzeitig werden wir nach dem 1. November keine Kompromisse in Bezug auf illegale Einwanderer eingehen“, betonte Bugti. Die Abschiebungen würden „in Phasen“ erfolgen.

Foto: EU Civil Protection and Humanitarian Aid, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Weltweite Hilfsorganisationen warnen vor Konsequenzen

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) warnten in einer gemeinsamen Erklärung vor schwerwiegende Auswirkungen. Inmitten einer humanitären Krise stehe Afghanistan derzeit vor mehreren Menschenrechtsproblemen, insbesondere für Frauen und Mädchen.

„Die erzwungene Rückführung afghanischer Staatsangehöriger kann zu schweren Menschenrechtsverletzungen führen, einschließlich der Trennung von Familien und der Abschiebung von Minderjährigen“, so die UN-Organisationen.

Pakistan ist nach UN-Angaben eines der größten Flüchtlingsaufnahmeländer der Welt. Seit Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 sind Schätzungen zufolge mehr als 600.000 Menschen ins benachbarte Pakistan ausgewandert.

Damit sei die Gesamtzahl aller im Land befindlichen Afghanen auf 3,7 Millionen gestiegen. Pakistans Regierung veranschlagt die Zahl der afghanischen Geflohenen auf 4,4 Millionen, von denen nur 1,4 Millionen über die notwendigen Dokumente für einen legalen Aufenthalt verfügten.

Islamabad geht es um Kriminalität und Wirtschaftskrise

Mit der bevorstehenden Massenausweisung will Pakistan laut politischen Beobachtern die stark gestiegene Kriminalität im Land sowie einen eskalierenden islamistischen Terrorismus eindämmen.

Darüber hinaus befinde sich Pakistan in einer schweren Wirtschaftskrise, die in der Bevölkerung die Stimmung gegen afghanische Geflüchtete anheize. Mit einem Überbrückungsdarlehen des Internationalen Währungsfonds IWF in Höhe von drei Milliarden Euro konnte Pakistan Ende Juni eine Staatspleite verhindern.

Foto: EU Civil Protection and Humanitarian Aid, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Nobelpreisträgerin Yousafzai warnt vor Massenabschiebungen

Die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai hat die pakistanische Regierung aufgefordert, ihre Pläne von Massenabschiebungen afghanischer Geflüchteter zu überdenken. „Kinder, Frauen, Männer, ältere Menschen, die vor der Verfolgung durch die Taliban fliehen, verdienen Unterstützung, Würde und Sicherheit, nicht weitere Hindernisse und Schikanen“, schrieb die 26-Jährige.

Malala Yousafzai erhielt 2014 für ihren Einsatz für das Recht aller Kinder auf Bildung als bislang jüngste Preisträgerin überhaupt den Friedensnobelpreis. Im Oktober 2012 hatte sie ein Attentat überlebt, nachdem Taliban-Kämpfer im Norden Pakistans ihren Schulbus gestoppt hatten. Sie hatte sich zuvor für den Schulbesuch von Mädchen starkgemacht. Heute lebt sie in Großbritannien.

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Pakistan: Tote und Verletzte nach Anschlag

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In Pakistan sind Polizei- und Regierungseinrichtungen immer wieder Ziel islamistischer Terroranschläge.

Islamabad (KNA). Bei einer Explosion auf dem Markt im pakistanischen Barkhan sind am 26. Februar mindestens vier Menschen getötet und 14 verletzt worden. Der zuständige Regierungschef der Provinz Belutschistan, Mir Abdul Quddus Bizenjo, sprach gegenüber pakistanischen Medien von einem Terroranschlag.

„Diejenigen, die das Blut unschuldiger Menschen vergießen, sind Feinde der Menschheit“, sagte Bizenjo und fügte hinzu: „Terroristen schaffen Unsicherheit, um ihre bösen Ziele zu erreichen.“ Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt.

Gewalt von Taliban in Pakistan

In dem an den Iran und Afghanistan grenzende Belutschistan haben Berichten zu Folge mit der verbotenen Terrorgruppe „Tehreek-i-Taliban Pakistan“ (TTP) verbündete Milizen in letzter Zeit ihre Kampfhandlungen verstärkt. Die Rebellen fordern die Unabhängigkeit der Provinz.

Nachdem die Gespräche zwischen der Regierung und TTP im November letzten Jahres abgebrochen wurden, hat die Gruppe ihre Gewaltaktionen ausgeweitet. In der vergangenen Woche hatten schwerbewaffnete Kämpfer der TTP den Amtssitz des Polizeichefs der Millionenstadt Karatschi gestürmt und vier Menschen, darunter zwei Polizisten, getötet.

Im mehrheitlich sunnitisch-islamischen Pakistan sind sowohl Polizei- und Regierungseinrichtungen als auch Kirchen sowie Moscheen der muslimischen Minderheiten der Schiiten und Ahmadiya immer wieder Ziel islamistischer Terroranschläge. Die Stadt Barkhan liegt etwa 500 Kilometer östlich von Belutschistans Hauptstadt Quetta, wo 2013 bei einem Terroranschlag mehr als 130 Menschen ums Leben kamen.