Bethlehem (KNA). Das Wirtschaftswachstum in den Palästinensischen Autonomiegebieten hat sich im laufenden Jahr deutlich verlangsamt. Demgegenüber habe der Tourismussektor als wichtigster Wirtschaftszweig weiter zugelegt, erklärte Fairuz Khoury von der Handelskammer Bethlehem bei einem Treffen mit Medienvertretern am Montag. Nachteilig wirkten sich jedoch israelische Restriktionen aus.
Das Wirtschaftswachstum in den Palästinensergebieten ging nach Angaben Khourys in der ersten Jahreshälfte auf 1,9 Prozent zurück; im Vorjahr betrug es mehr als 6 Prozent. Die Arbeitslosigkeit in den Palästinensergebieten liegt den Angaben zufolge bei 18,6 Prozent, im Gazastreifen bei 29,5 Prozent.
Ein positiveres Bild zeichnete der Handelskammer-Vertreter für den Tourismus: In der ersten Jahreshälfte 2013 stieg demnach die Zahl der Besucher in den Palästinensergebieten um 13 Prozent auf 2,6 Millionen, darunter 1,4 Millionen aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungsgäste legte um fünf Prozent zu. Der Schwerpunkt des Fremdenverkehrs liegt in Bethlehem: Dort befinden sich 48 von insgesamt 107 Hotels auf palästinensischem Boden, fünf weitere sind im Bau. Die Bettenkapazität in Bethlehem gab Khoury mit 3.800 an. Während der Advents- und Weihnachtszeit seien die Unterkünfte voll ausgelastet.
Tourismusministerin Rula Ma'aya sagte, der palästinensische Tourismussektor habe sich nach der zweiten Intifada kontinuierlich erholt. Den deutlichsten Besucheranstieg gab es laut Ma'aya nach der Anerkennung Bethlehems als UNESCO-Weltkulturerbe 2012. Die Zahl der Tagesbesucher habe um 18 Prozent zugelegt, die der Übernachtungsgäste um 25 Prozent.
Für Dezember kündigte die Stadt Bethlehem unter dem Titel „Come home for Christmas“ ein umfassendes Programm an, mit dem die Geburtsstadt Jesu für mehr Besucher werben will. Konkrete Schätzungen zu erwarteten Besucherzahlen über Weihnachten gaben die palästinensischen Stellen nicht. Bethlehems Bürgermeisterin Vera Baboun äußerte sich aber zuversichtlich, dass es auch in diesem Jahr eine Steigerung geben werde.
Als problematisch für die Tourismusentwicklung bezeichneten die palästinensischen Vertreter die israelische Besatzung. Zahlreiche archäologische Stätten lägen auf israelisch kontrolliertem Gebiet und könnten von palästinensischer Seite nicht ausgebaut werden. Derzeit hätten nur 42 palästinensische Fremdenführer eine Genehmigung, mit Gruppen nach Jerusalem und Israel einzureisen. Palästinensische Reisebusse dürften die Kontrollstellen nach Israel nicht passieren. Auch Pilger aus arabischen Staaten, etwa koptische Christen aus Ägypten, hätten Schwierigkeiten, eine Einreisegenehmigung für Israel