
Mittlerweile gibt es vier Millionen US-Araber. Die Gruppe ist vielfältiger als manche denken.
(The Conversation). Der April 2023 war Monat des arabisch-amerikanischen Kulturerbes – ein Abschnitt, in dem man mehr über Geschichte, Kultur und Beiträge dieser fast vier Millionen Mitglieder zählenden Gemeinschaft erfährt. Er gewinnt in den USA immer mehr an Bedeutung. Von Yasmin Moll
Biden schrieb Geschichte für US-Araber
Im Jahr 2022 schrieb Joe Biden Geschichte, da er als erster US-Präsident diesen Monat anerkannte. Staaten wie Illinois und Virginia haben Gesetze verabschiedet, um den Monat zu einem jährlichen Ereignis zu machen.
Foto: Fairfax County, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0
Diese Anerkennung ist wichtig, da Araber in der amerikanischen Kultur oft vereinfacht präsentiert werden. Von Sendern bis zu Unterhaltungsmedien werden Menschen dieser Abstammung oft als gewalttätig, unterdrückt oder exotisch dargestellt.
Vielfältiger als gedacht
Als Anthropologin, die sich mit den religiösen und rassischen Dynamiken in nahöstlichen Gesellschaften befasst, bin ich besorgt, dass die Vielfalt und die komplexen Geschichten der vielen verschiedenen Gemeinschaften in dem Maße, in dem das „arabisch-amerikanische Erbe“ immer mehr zum Mainstream wird, unter den Tisch fallen könnten. Kurz gesagt, arabischstämmige US-Bürger sind keine monolithische Gruppe.
Heute bezeichnen sich die meisten als Christen. Die Gemeinde im Großraum Detroit ist zwar mehrheitlich muslimisch, unterscheidet sich aber dadurch von vielen anderen in den USA. Die arabisch-amerikanischen Christen sind ihrerseits vielfältig und gehören diversen Konfessionen an. Darüber hinaus sind manche mit spezifischen ethnischen Identitäten verflochten. So lehnen beispielsweise einige koptisch-christliche US-Bürger ägyptischer Abstammung die Bezeichnung „Araber“ ab.
Foto: Wieman Khimji, via Wikimedia Commmons | Lizenz: CC BY 2.0
So wie das Christentum ein integraler und zugleich komplexer Bestandteil des arabischen Erbes ist, so ist es auch das Judentum. Arabische Juden, oft Misrachi genannt, gibt es seit der Antike. Sie haben das arabische Erbe durch ihre philosophischen, poetischen und politischen Beiträge über Jahrhunderte hinweg mit geprägt.
Breites Spektrum an ethnischen Identitäten
Das arabische Erbe umfasst nicht nur eine Vielzahl religiöser Traditionen, sondern auch ein breites Spektrum an ethnischen Identitäten. Es ist schwierig, Verallgemeinerungen über Araber zu treffen, deren Hautfarbe, Gesichtszüge, Augenfarben und Haartexturen die reiche Geschichte menschlicher Wanderungen und Besiedlungen verkörpern, die Westasien und Nordafrika prägen.
Die US-Volkszählung unterschlägt diese interne Vielfalt. Denn sie kategorisiert Araber und andere Menschen aus dem Nahen Osten als „weiß“. Ihre Interessengruppen argumentieren seit Langem, dass die Kategorien des Formulars nicht die tatsächlichen Erfahrungen der großen Mehrheit dieser US-Bürger reflektieren, die in ihrem Alltag nicht als „Weiße“ behandelt werden.
Ihre Identitäten in den USA werden angesichts der Vielfalt der nationalen Hintergründe, die sich in den jüngeren Wellen der arabischen Einwanderung von den 1960er-Jahren bis heute widerspiegeln, immer komplexer.
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Schwarze Araber werden marginalisiert
Die Aufforderung, sie als „weiß“ zu kategorisieren, marginalisiert schwarze Araber. Der Begriff „Afro-Araber“ wird immer mehr zu einer Selbstbeschreibung für Menschen, die ihrer vielfältigen Identität und ihrem Erbe Raum geben wollen. Schwarze Gemeinschaften gibt es in jedem arabischen Land, vom Irak bis Marokko.
Diese doppelte Identität ist angesichts des weitverbreiteten Rassismus gegen Schwarze in einigen arabischen Gemeinschaften immer noch problematisch. Die sudanesisch-amerikanische Museumskuratorin Isra el-Beshir drückte es so aus: „Ich bin eine Afrikanerin, die Arabisch spricht und als Folge davon arabisch-kulturelle Tendenzen hat. Aber ich identifiziere mich nicht als Araberin. Das ist für mich immer noch ein schwieriges Terrain, in dem ich mich zurechtzufinden versuche.“ (The Conversation)
* Die Autorin ist stellvertretende Professorin für Anthropologie der Universität Michigan.