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Wissen und Handlung gehören zusammen

Ausgabe 270

Foto: IZ Medien

(iz). Es mag Wissen (arab. ‘Ilm) sein, das einem Menschen einen bestimmten Rang verleiht. Aber es ist nicht das, was die Leute annehmen. Es ist kein Bücherwissen, nicht die Menge der auswendiggelernten Überlieferungen, es sind keine aufgesogenen Informationen, noch die Zeit, die man in Gesellschaft der Leute des Wissens verbracht hat. Das mögen probate Mittel zu seiner Aneignung sein, aber sie sind nicht die Sache selbst. Und eine Person, welche diese Dinge unternommen hat, ist noch nicht notwendigerweise zu einem Wissenden (arab. ‘Alim) geworden.
Jemand mag Akademiker sein, aber trotzdem nicht zu denjenigen gehören, über die unser Herr sagt: „(…) so erhöht auch Allah diejenigen von euch, die glauben, und diejenigen, denen das Wissen gegeben worden ist, um Rangstufen.“ (Al-Mudschadila, 11) Eine Person mag Rohdaten besitzen, bloße Bytes. Aber Information alleine ist nicht genug. Ibrahim Al-Khawwas sagte: „Wissen ist nicht bloß eine Frage der Kenntnis vieler Überlieferungen.“ Es gibt viele nichtmuslimische Orientalisten, die viel mehr über die Gesetze des Islam wissen, aber diese Gelehrsamkeit macht sie nicht zu ‘Ulama.
Wie wird Information zu Wissen? Ibrahim Al-Khawwas führte hierzu weiter aus: „‘Alim ist jemand, der dem folgt, was er weiß, es praktiziert und an der prophetischen Sunna festhält. Selbst, wenn sein Wissen nur wenig ist.“ Mit anderen Worten, wer nur einen einzigen Qur’anvers oder nur eine Regelung im Recht kennt und sie in die Praxis umsetzt, ist mehr ‘Alim als derjenige, der viel weiß, aber nicht danach handelt. Der echte Wissende lehrt durch sein Vorbild genauso wie durch seine Worte. Der wahre Gelehrte will seine Kenntnis in diesem Leben anwenden, bevor er anderen erzählt, was sie tun und nicht tun können.
Allah sagt: „Befehlt ihr denn den Menschen Güte, während ihr euch selbst vergesst, wo ihr doch die Schrift lest? Begreift ihr denn nicht?“ (Al-Baqara, 44) Wahres Wissen findet seinen Ausdruck in den Handlungen eines Menschen, nicht nur in seiner Sprache. Das bloße Gerede ist nicht genug. Je mehr wir über Dinge sprechen, ohne sie zu tun, oder die nötigen Schritte zu ihrer Realisierung zu unternehmen, desto gefährlicher leben wir.
Worte verdünnen unsere Absicht (arab. Nijja) und zerstreuen unser höchstes Streben (arab. Himma), wenn sie nicht von Handlung begleitet werden. Es gibt kaum etwas, das schlimmer ist, als Dinge zu sagen, ohne sie zu tun. Dies ist verhasst in den Augen Allahs und gebiert Heuchelei. Allah sagt im Qur’an: „Oh die ihr Iman habt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Welch schwerwiegende Abscheu erregt es bei Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut.“ (As-Saff, 1-2) Und ‘Abdullah ibn Al-Mu’tizz sagte hierzu: „Das Wissen des Heuchlers liegt in seinen Worten, während die Kenntnis des Gläubigen in seinen Handlungen zu finden ist.“ Unsere Handlungen werden Erfolg bringen und weniger das, was wir wissen oder sagen. Allah sagt in Seinem Edlen Buch: „Tretet in den Garten wegen eures Handelns ein.“ (An-Nahl, 32)
Muslime studieren nicht, um Gelehrte zu werden. Sondern sie lernen, um ihren Platz zu kennen und um die Pfade zur Zufriedenheit ihres Herrn zu beschreiten. Wissen ist ein Schild, mit dem sich ein Mensch vor sich selbst schützen kann. Aber ein solches ist nur hilfreich, wenn es genutzt wird.
Sein Gebrauch wird Taqwa genannt. Das Wort leitet sich von der Wurzel wiqaja, für schützen, ab. Allah sagt darüber im Qur’an: „(…) bewahrt euch selbst und eure Angehörigen vor einem Feuer (…).“ (At-Tahrim, 6) Und Taqwa wird in Hinblick auf Handlung definiert. Sie ist der Gehorsam gegenüber Allah in dem, was Er befohlen hat, und Vermeidung dessen, was Er untersagte. Die Leute des Wissens setzen ihre Kenntnisse in die Praxis um. Für sie sind die Regeln ihres Dins keine Frage der bloßen Neugier. Wir müssen auf unsere eigenen Taten und Handlungen schauen sowie durch unser Vorbild voranschreiten. Dann werden wir dem Wissen gerecht, das Allah unseren Herzen eingibt.