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Mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank

Ausgabe 270

Foto: pxhere.com | Lizenz: CC0 Public Domain

Platzt Ihr Kleiderschrank aus allen Nähen und ist voller Farben und Formen, die – wenn überhaupt – nur selten getragen werden? Wir fallen so leicht auf die Idiotien der Modeindustrie herein. Sie beherrscht die Kunst der Überzeugung, wonach ihre Ware genau das sei, was wir bräuchten. Einige schlechte Einkäufe später müssen wir erkennen, dass unsere spontanen Shoppingausflüge nicht nur erheblich unseren Kontoauszug absenken, sondern auch die Umwelt schädigen.
Mancher fragt, wie eine Alternative dazu gelingen kann. Zuerst einmal ist einer der größten Schäden der massenhafte Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft, wie sie zum Baumwollanbau benutzt werden. Alleine auf diese Pflanze werden elf Prozent der weltweiten Pestizide verwendet. Dabei wird sie nur auf 2,4 Prozent aller Anbauflächen angebaut. Laut Schätzungen benötigt die Produktion eines einzigen T-Shirts beinahe 150 Gramm Dünger und Pestizide! Die US-Umweltschutzbehörde EPA stufte einige dieser Chemikalien als giftig und krebserregend ein. Damit stellen sie eine Gefahr für Umwelt und Landarbeiter dar.
Ein weiterer Anlass zur Sorge sind Hautreizungen oder Allergien – insbesondere in Verbindung mit Kunstfasern. Synthetische Materialien wie Polyester, Nylon oder Acryl sind oft Hauptverursacher von Unverträglichkeiten. Eine solche Reizung kommt entweder vom Material, verwendeten Farbstoffen, vom Herstellungsprozess oder chemischen Überresten nach der Reinigung. Zu den Symptomen gehören Hautirritationen, Juckreiz oder sogar Atemnot. Hautärzte raten entweder zu reinen Baumwollmaterialien oder Mischstoffen, weil sie sanfter sind. Babykleidung sollte zu hundert Prozent daraus bestehen. Aus dem bisher Gesagten wird klar, dass wir uns das Kleingedruckte auf dem Etikett genauer anschauen sollten.
Bevor wir jedoch in einen Kleiderladen gehen, können wir mit der „Vergrünung“ unserer Garderobe anfangen. Wir sollten wissen, was sich darin befindet und ob wir wirklich etwas kaufen müssen. Schlussendlich sind die „grünsten“ Kleidungsstücke diejenigen, die wir bereits besitzen. Wir können hier von drei Aspekten des Recycling lernen – verringern, wiederverwenden und recyceln. Nicht genutzte Stücke können weggegeben werden. Alte Stücke lassen sich wiederverwenden, indem man beispielsweise neue Knöpfe annäht. Und unsere Kleidung lässt sich reparieren, bevor wir sie beim ersten Ausfransen der Säume wegschmeißen. Eines der Beispiele dafür war ’A’ischa, die geliebte Frau des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, die ihre Kleidung reparierte oder eine ihrer Roben für die Hochzeit einer anderen Frau verlieh.
Nachdem wir unsere Garderobe erneuert haben, ohne dafür zahlen zu müssen, sollten wir uns darum kümmern, wie wir sie pflegen. Die größte ökologische Last von Textilien besteht in deren Reinigung. Falsche Pflege kann sie beschädigen und schneller altern lassen. Die einzelnen Stücke müssen entsprechend ihrer jeweiligen Anweisungen gereinigt werden. Dabei sollten sanfte, umweltfreundliche Produkte und Trocknung an der Luft zum Einsatz kommen, anstatt sie in die chemische Reinigung zu geben. Durch ein Wenden vor dem Waschen bleicht Kleidung weniger aus.
Jetzt können wir uns endlich dem Einkauf zuwenden. Müssen wir kaufen, sollten wir auf organische Produkte zurückgreifen. Ihre Rohstoffe wurden ohne synthetische Chemikalien angebaut sowie ohne Gensaaten. So gewährleistet man das eigene Wohlergehen als auch das des Planeten. Zu den verfügbaren Bio-Fasern zählen Baumwolle, Wolle, Leinen und Hanf. Es gibt nicht nur Öko-Kleidung, sondern auch solche Accessoires. Ein weiterer Vorteil dieser Option: Zumeist sind es kleinere Betriebe, in denen diese Rohstoffe angebaut werden.
Die Arbeit in der Textilindustrie wird in vielen Fällen schlecht bezahlt. Viele Arbeiter leiden hier unter abstoßenden Arbeitsbedingungen. Die muslimische Unterstützung für Initiativen des gerechten Welthandels garantieren ein lebensfähiges Einkommen und angemessene Arbeitsbedingungen (wo langfristiges Arbeitsverträge größere Sicherheit und mehr nachhaltige Entwicklung gewähren). Das ist die Einschätzung der muslimischen Hilfsorganisation Islamic Relief. Beschäftigen wir uns also mit den „grünen Angaben“ eines potenziellen Einkaufs, müssen wir die Anbau-, Produktions- und Vertriebsprozesse untersuchen. Ist das Produkt lokal hergestellt oder hat es lange Wege zurückgelegt, was zu einer weiteren Umweltbelastung führt?
Es gibt fünf, einfache Schritte zur Schaffung eines umweltfreundlichen Kleiderschranks: 1.) Wir sollten uns fragen, ob wir wirklich etwas Neues brauchen, das Vorhandene weiter nutzen, es beleben und pflegen, sodass es lange hält. 2.) Nur kaufen, was wir wirklich brauchen und was uns gefällt. 3.) Bio-Kleidung kaufen, soweit das möglich ist. 4.) Klassische Schnitte und Modelle sind gut, weil sie sich auf verschiedene Arten tragen lassen. 5.) Lokale Ware kaufen und nach Produkten mit Fair-Trade-Siegeln Ausschau halten.