(IPS). Politische Vertreter Usbekistan haben irritiert auf Äußerungen des russischen Präsidenten Putin über ihre Staatlichkeit und Souveränität reagiert. Jüngst zeigte die usbekische Führung Zeichen der Unzufriedenheit mit Moskau. Das isolierte Land beobachtet Moskau seit Längerem mit einem besorgten Auge. Bisher hielt es sich bei regionalen Zusammenschlüssen zurück, die unter der Führung Moskaus standen. Auch zeigte Taschkent kein Interesse an der Eurasischen Wirtschaftsunion (EWU); Putins Lieblingsprojekt, um den Kremleinfluss über die Ex-Sowjetunion auszubreiten. Die aus Taschkent kommende Rhetorik legt den Schluss nahe, dass der sich in der Ukraine entfaltende Konflikt die Regierung von Präsident Islam Karimow beunruhigt.
Er könnte usbekische Politiker dazu veranlassen, neue Schritte anzustreben, um sich noch weiter vom Kreml zu distanzieren. Wie andere ehemalige Sowjetrepubliken müht sich Usbekistan an einer Antwort auf den Krieg in der Ukraine; unter anderem deshalb, weil das Karimowregime keine der beiden Seiten anziehend findet. Einerseits fürchtet Usbekistan den Moskauer Expansionismus, andererseits ist der Diktator Karimow kein Fan populärer Aufstände.
Russlands Anspruch auf das Recht zur Verteidigung russischer Minderheiten im Ausland wird auch in Zentralasien mit Sorge beobachtet. „Wie auch die anderen zentralasiatischen Länder, die eine russische Minderheit haben, wird die usbekische Führung – die bereits jetzt misstrauisch ist, angesichts der russischen Ambitionen – alarmiert die bewaffnete Intervention Moskaus in der Ukraine beobachtet haben“, meint David Dalton von der Londoner Economist Intelligence Unit.
Die Muskelspiele des Kreml motivieren Usbekistan, andere Allianzen zu stärken, so die Meinung von Beobachtern. „Sie unterstreichen das usbekische Bedürfnis zur Verbreitung der sicherheitspolitischen und ökonomischen Partnerschaften im größtmöglichen Maß“, sagt Zentralasien-Spezialist Alexander Cooley. Laut seiner Meinung führe dieser Weg über ein Anwachsen der Partnerschaft mit China, aber auch mit stärkeren wirtschaftlichen Bindungen zu den aufstrebenden asiatischen Mächten sowie zu den Golfstaaten.
Eine Wende Richtung Osten ist für Taschkent vielversprechender als eine Ausrichtung nach Westen. Wegen des NATO-Abzuges aus Afghanistan wird die geopolitische Bedeutung Usbekistans für den Westen in zunehmendem Maße schwinden. Wegen der miserablen menschenrechtlichen Bilanz ist eine Geschäftsbeziehung mit Karimow für einige westliche Staaten nicht sehr verlockend.
Nach dem 11. September hat sich Washington stark um Usbekistan bemüht. Das Land liegt direkt an der afghanischen Nordgrenze. Dort wurde ein Stützpunkt für den Westen errichtet. Und zwar genau in der Stadt Andijan, wo usbekische Sicherheitskräfte 2005 hunderte Demonstranten töteten.
Am Ende dürfte China – heute ein wichtiger Abnehmer usbekischen Erdgases – vom gegenwärtigen usbekischen Dilemma profitieren. Karimows Besuch in Peking sei laut Dalton ein wichtiges Signal gewesen. Taschkent wolle gute Beziehungen zu starken ausländischen Partnern, um Russlands Einfluss auszugleichen.