, ,

Zwei Augenzeuginnen berichten: Dem chinesischen Gulag entflohen

Foto: Huseyin Aldemir, Shutterstock

Göttingen (GfbV). In der kommenden Woche werden die Uigurin Gulbahar Haitiwaji und die ethnische Usbekin Qelbinur Sidik in mehreren Städten Deutschlands über ihr Schicksal berichten. Die beiden Frauen haben die sogenannten Umerziehungslager in der nordwestchinesischen Region Xinjiang / Ostturkestan hautnah erlebt: Frau Haitiwaji war Gefangene, Frau Sidik war gezwungen, als Chinesisch-Lehrerin im Lager zu arbeiten. Beide leben inzwischen im Exil. Auf Einladung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und anderer Organisationen werden sie über ihre Erfahrungen berichten und an Veranstaltungen teilnehmen.

Gulbahar Haitiwaji und Qelbinur Sidik werden in Göttingen am 15. November 2021 an einem Protest vor dem Göttinger Akademischen Konfuzius Institut teilnehmen. Später werden sie von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Göttingen empfangen. An der Göttinger Georg-August-Universität folgt um 19.00 Uhr eine Veranstaltung. Am 16. November reisen sie nach Leipzig, am 17. November nach Hannover. Am 18. und 19. November werden sie in Berlin sein und am 20. November beenden sie ihre Deutschlandreise in Karlsruhe. Die GfbV informiert nach Bedarf über Termine und Aktivitäten in den genannten Städten.

„Diese mutige Frauen scheuen keine Gefahr für Leib und Leben. Sie wollen ihre Erlebnisse mit der Öffentlichkeit teilen. Gulbahar und Qelbinur berichten aus bitterer, persönlicher Erfahrung von der grausamen Realität des chinesischen Lagersystems“, erklärt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. „Ihre eindringliche Beschreibung der Gräueltaten gegen die unterdrückten Nationalitäten Xinjiangs sollten uns nicht nur zu mehr Mitgefühl mit den hunderttausenden Betroffenen anspornen, sondern ein verstärktes Engagement der neuen deutschen Bundesregierung auf bilateraler und multilateraler Ebene bezüglich der Lage der Menschenrechte in China heraufbeschwören. Ihre Zeugenaussagen müssen gerade Politik und Regierungen aufrütteln und zum Handeln bewegen. Denn die beiden Frauen wollen in erster Linie, dass die akuten Menschenrechtsverletzungen enden und für die Betroffenen Gerechtigkeit und Wiedergutmachung erreicht werden.“

Die Uigurin Gulbuhar Haitiwaji lebte mit ihrer Familie seit zehn Jahren in Frankreich, als sie im Jahr 2016 für einen Behördengang nach Xinjiang fuhr. Nach ihrer Ankunft wurde sie sofort festgenommen und war sechs Monate im Gefängnis, bis sie in eines der zahlreichen chinesischen Umerziehungslager kam. Erst durch öffentlichen Druck kam sie im August 2019 wieder frei. Heute lebt sie wieder in Frankreich und hat gemeinsam mit einem französischen Journalisten ein Buch mit dem Titel „Rescapée du goulag chinois“ (deutsch: Überlebende des chinesischen Gulags) über ihre Erlebnisse geschrieben.

Die ethnische Usbekin Qelbinur Sidik wurde gezwungen, als Chinesisch-Lehrerin in zweien der Lager zu arbeiten und wurde Zeugin der massiven Verbrechen der chinesischen Behörden an Inhaftierten. Selbst Opfer und Augenzeugin der unmenschlichen Haftbedingungen berichtet sie darüber, wie Häftlinge zwangsweise Spritzen bekamen und Frauen misshandelt, ihnen Medikamente verabreicht wurden, die die Periode stoppen oder sie zwangssterilisiert werden. Sidik lebt heute in Sicherheit in den Niederlanden.