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„Ein Armutszeugnis“: 117 Millionen Menschen sind auf der Flucht

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Foto: UNRWA/Ashraf Amra

Aus den neuen Zahlen des UNHCR geht hervor, dass mittlerweile 1,5 Prozent der Weltbevölkerung fliehen musste – im eigenen Land oder ins Ausland.

Genf (dpa, NRC, iz). So viele Menschen wie nie zuvor sind weltweit vor Gewalt, Krieg, Konflikten und Verfolgung auf der Flucht. Im Mai waren es 120 Millionen, fast zehn Prozent mehr als vor einem Jahr, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Donnerstag in Genf berichtete.

Zum 12. Mal in Folge steigen die globalen Fluchtzahlen

Es war der zwölfte Anstieg der Zahlen in Folge. Rund 1,5 Prozent der gesamten Weltbevölkerung ist damit aus ihrer Heimat vertrieben, wie aus dem neuen Weltflüchtlingsbericht hervorgeht.

Gut zwei Drittel der Menschen sind innerhalb der Grenzen des eigenen Heimatlandes auf der Flucht. Zwei Drittel der über die Grenzziehungen Geflohenen leben in Nachbarländern, die großteils selbst arm sind. Die meisten Menschen harren dort in der Hoffnung aus, zügig in ihre Heimat zurückkehren zu können.

„Nie zuvor waren so viele Menschen in so vielen Ländern auf der Flucht vor Konflikten, Gewalt und Verfolgung. Seit mehr als einem Jahrzehnt verzeichnen wir jedes Jahr neue Rekordzahlen von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen, verursacht durch die Brutalität bewaffneter Gruppen, die Unfähigkeit der Diplomatie, Konflikte zu lösen, und das weltweite Versagen, die Zivilbevölkerung zu schützen“, kommentierte Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegian Refugee Council (NRC), die neuen Flüchtlingszahlen.

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Foto: Henry Wilkins/VOA | Lizenz: Public Domain

Egeland: Wann wird endlich eingegriffen?

„Wie lange wird es noch dauern, bis nationale, regionale und globale Entscheidungsträger entschlossen handeln, um die Zivilbevölkerung zu schützen? Vom Sudan bis zur Ukraine, von Burkina Faso bis Gaza werden Zivilisten vertrieben und oft über Jahre und Jahrzehnte vergessen und vernachlässigt“, fragt der Kopf der norwegischen Flüchtlingsorganisation.

In weiten Teilen Europas und Nordamerikas setze die Politik zunehmend auf Maßnahmen zur Abwehr verzweifelter Flüchtlinge. Viele wohlhabende Staaten entziehen sich ihrer Verantwortung, indem sie abschieben oder gar an der Einreise hindern. Millionen säßen jedes Jahr unter menschenunwürdigen Bedingungen fest.

Deutschland an Platz 2 der Zielländer

Bei den Menschen, die keine Chance auf baldige Rückkehr sehen, standen die USA und Deutschland hoch im Kurs: Die USA verzeichneten mit Abstand die meisten Asylanträge, insgesamt 1,2 Millionen. Danach folgte mit großem Abstand Deutschland mit rund 330 000 Anträgen, vor Ägypten, Spanien und Kanada.

Die Zahlen sind von Jahr zu Jahr nur bedingt vergleichbar, weil die Datenlage in manchen Ländern besser wird und die Erhebungsmethoden sich teils ändern. Rekorde beziehen sich auf den Zeitraum seit 1951, als das UNHCR erstmals Flüchtlingszahlen ermittelte.

Foto: Oxfam New Zealand, flickr

Der Klimawandel verschärft das Problem

Regionen, die durch Konflikte, Armut, Hunger und schlechte Regierungsführung geprägt sind, liegen auch dort, wo die Klimakrise besonders spürbar ist, heißt es in dem Bericht: „Ende 2023 lebten fast drei Viertel der gewaltsam Vertriebenen in Ländern, die hohen bis extrem hohen klimabedingten Gefahren ausgesetzt waren.“ Dazu gehörten die Demokratische Republik Kongo, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen.

Der Kampf um Ressourcen in Zufluchtsländern, die vom Klimawandel stark betroffen sind, könne weitere Fluchtbewegungen auslösen, etwa dort, wo das Trinkwasser schon knapp ist, oder Dürre immer mehr Ernten vernichtet und Vieh mangels Wasser und Nahrung verendet. (sw)