Al-Shifa-Krankenhaus: Das Vorgehen der israelischen Armee gegen das wichtigste Krankenhaus in Gaza stößt international auf Kritik.
Jerusalem (KNA, iz). Der UN-Chefkoordinator für humanitäre Hilfe, Martin Griffiths, erklärte am Mittwoch, er sei entsetzt über den militärischen Vorstoß auf das Al-Schifa-Hospital. „Krankenhäuser sind keine Schlachtfelder“, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst X.
Al-Shifa: Schutz der Betroffenen muss Vorrang haben
„Der Schutz von Neugeborenen, Patienten, medizinischem Personal und aller Zivilisten muss alle anderen Erwägungen überragen“, so Griffiths. Kritik kam auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Das jordanische Außenministerium verurteilte das Vordringen der israelischen Armee in das Al-Schifa-Krankenhaus als Bruch des Völkerrechts und insbesondere der Genfer Konvention. Jordanien mache Israel für die Sicherheit von Patienten und Mitarbeitern der Klinik verantwortlich, hieß es am Mittwoch.
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Zuvor waren israelische Streitkräfte nach eigenen Angaben in Teile des wichtigsten Hospitals in Gaza eingedrungen. Derzeit laufe „auf der Grundlage nachrichtendienstlicher Informationen und einer operativen Notwendigkeit“ eine „präzise und gezielte Operation gegen die Hamas“ in Teilen der Klinik, teilte die Armee am Mittwoch mit. Die Bodenoperation richte sich nicht gegen Zivilisten in Gaza.
Hinweise, dass derzeit israelische Geiseln in dem Krankenhaus festgehalten werden, gibt es nach Armeeangaben nicht. Man hoffe auf weitere Informationen über sie. Israel wirft der Hamas vor, das Krankenhaus als Kommandozentrale für ihre terroristischen Aktivitäten zu missbrauchen.
Krankenhäuser werden zu letzten Schutzräumen für Zivilisten
Der Direktor des Krankenhauses, Mohammed Zakout, bestätigte laut Berichten arabischer Medien das Eindringen israelischer Soldaten in die chirurgischen und notfallmedizinischen Einrichtungen. Es gebe keine Hinweise auf die Anwesenheit von Hamas-Mitgliedern in dem Krankenhaus während der Operation.
Ein Klinikarzt, Ahmed Muchallalati, berichtete der „Washington Post“ von stundenlangen Schusswechseln und Explosionen rund um die Klinik. Er habe israelische Panzer in Nähe des Gebäudekomplexes gesehen. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben am Morgen nicht.
Nach palästinensischen Angaben beherbergt der Komplex rund 650 Patienten, darunter 100 Intensivpatienten sowie 500 medizinische Mitarbeitende. Ferner hielten sich 4.000 Binnenvertriebene dort auf. Aufgrund mangelnder Wasser- und Stromversorgung sowie Kriegsschäden sei das Krankenhaus nicht mehr in Betrieb.
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Guterres fordert Feuerpause „im Namen der Menschlichkeit“
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst beunruhigt“ über die Lage in den Krankenhäusern im Gazastreifen. Diese verzeichneten dramatische Verluste an Menschenleben, ließ er mitteilen. „Im Namen der Menschlichkeit fordert der Generalsekretär eine sofortige humanitäre Waffenruhe.“
Israel kritisierte Guterres wegen seiner Rolle im Gaza-Krieg. „Guterres hat es nicht verdient, UN-Chef zu sein“, sagte der israelische Außenminister Eli Cohen. Er habe sich nicht entschieden genug gegen den Terror der Hamas gestellt. „Guterres sollte wie alle freien Nationen klar und laut sagen: ‘Befreit Gaza von der Hamas’», so Cohen weiter.
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Brasilien: Präsident Lula spricht von „Terrorismus“
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat Israel vorgeworfen, im Krieg mit der radikalislamischen Hamas Unschuldige zu töten. Israel begehe „mehrere Akte von Terrorismus“, erklärte er laut Medienberichten (Dienstag) bei einem Empfang für 32 aus dem Gazastreifen geflüchtete Brasilianer in der Hauptstadt Brasilia.
„Israel interessiert nicht, dass die Kinder und Frauen nicht an diesem Krieg teilnehmen. Es interessiert Israel nicht, dass sie statt Soldaten Kinder töten“, sagte der Präsident. Bereits mehr als 5.000 Minderjährige seien in dem Gebiet getötet worden, und weitere 1.500 vermisste würden „mit Sicherheit unter den Trümmern“ liegen, so Lula.
Zuvor hatte er erklärt, dass Tel Avivs Vorgehen in Gaza genauso schwerwiegend sei wie die Terrorattacke der Hamas. Dabei waren am 7. Oktober in Israel rund 1.200 Personen getötet worden. „Bomben auf Kinder und Krankenhäuser zu schmeißen, unter dem Vorwand, dass sich dort Terroristen verstecken, ist unerklärlich“, so Lula mit Blick auf Israels militärische Reaktion.