CARE zu Afghanistan: Nahrungsmittelpreise haben sich mehr als verdoppelt 

Foto: Marco Di Lauro, WFP

Sechs Monate nach dem Machtwechsel ist rund die Hälfte der Bevölkerung von Hunger bedroht / CARE fordert verstärkte Unterstützung und Ende der Wirtschaftssanktionen.

Bonn (CARE). Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, explodierende Lebensmittelpreise: Die Situation in Afghanistan ist ein halbes Jahr nach der Machtübernahme katastrophal. Millionen von Menschen haben ihre Arbeit verloren und  keine Reserven mehr. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist von akutem Hunger betroffen. Die internationale Hilfsorganisation CARE warnt vor den negativen Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen: 

„Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, ihre Unterstützung für notleidende Menschen in Afghanistan zu verstärken, einschließlich der Hilfe für Frauen und Mädchen, die unverhältnismäßig stark von der Krise betroffen sind“, sagt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Die notwendigen Ausnahmeregelungen für humanitäre Hilfe müssen genehmigt werden, damit aktuelle Sanktionen nicht weiterhin die Bereitstellung von Hilfsgütern und größeren Hilfsprogrammen beeinträchtigen. Es hängen Menschenleben davon ab.“

Fatima*, 32, kann ihre Kinder kaum ernähren: „Ich bin das Familienoberhaupt, habe aber kein regelmäßiges Einkommen. Mein Mann ist krank und kann nicht arbeiten. Manchmal wasche ich Kleidung für andere Leute und verdiene so ein wenig dazu. Doch die meisten Menschen können es sich nicht leisten, mich zu bezahlen. Mein 12-jähriger Sohn bettelt nun auf der Straße.“

Die Preise für Grundnahrungsmittel im Land haben sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt und machen das tägliche Leben unbezahlbar. Vor sechs Monaten kostete ein 5-Kilogramm-Sack Kartoffeln 110 Afghanis, umgerechnet rund 1 Euro, jetzt sind es 270 Afghanis, rund 2,58 Euro. Viele Menschen sind dazu gezwungen, ihr letztes Hab und Gut zu verkaufen, nur um eine Mahlzeit am Tag auf den Tisch zu bringen.

„Meine Nachbarn fragten mich, ob ich ihnen meine sieben Monate alte Tochter für bis zu 30.000 Afghanis, umgerechnet rund 290 Euro, verkaufen würde. Mein Mann und ich wussten nicht, was wir tun sollten. Wir wollten nicht, dass unsere Kinder sterben, also stimmten wir zu, unser jüngstes Kind zu verkaufen“, sagt Fatima. Der Gedanke daran bereitet ihr schlaflose Nächte. „Ich wusste, dass ich mein Baby verlieren würde. Als wir den Anruf von CARE erhielten und erfuhren, dass wir finanzielle Unterstützung bekommen, musste ich weinen. Wir stoppten den Verkauf unseres Babys. Jetzt kann ich meinen Kindern Essen kaufen und habe sogar etwas für mich übrig. Auch mein Mann kann nun eine medizinische Behandlung erhalten.“

So hilft CARE: CARE hat seit Oktober 2021 über 8.200 Haushalte und somit mehr als 57.000 Menschen in neun Provinzen Afghanistans mit Bargeldhilfe unterstützt. Das ermöglicht es den Familien, selbst zu entscheiden, welche Prioritäten sie haben – ob es sich nun um Lebensmittel, medizinische Behandlung oder warme Kleidung für ihre Kinder handelt.