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Corona: Religionsvertreter betonen „Solidarität und Zusammenhalt“

Foto: Neuköllner Begegnungsstätte e.V., Facebook

In einer aktuellen Aufsatzsammlung von Vertretern verschiedener religiöser und weltanschaulicher Vereinigungen wird die Bedeutung von Zusammenhalt und Solidarität in der Krise hervorgehoben.

Berlin (iz). Herausgegeben wurde der Reader „Solidarität und Zusammenhalt“ von der Allianz für Weltoffenheit. Das ist ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, die sich im Februar 2016 zusammengetan und erste Ziele formuliert haben. Sie steht für „Solidarität, Demokratie sowie Rechtsstaat“ und positioniert sich klar „gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit, Hass und Gewalt“. Die Allianz möchte ein politisches Zeichen für den gesellschaftlichen Dialog und gegen jegliche Friedensstörung setzen.

Aus aktuellem Anlass wird im aktuellen Bericht versucht, Erkenntnisse aus den Erfahrungen der Corona-Krise für die Gestaltung einer „neuen Normalität“ zu gewinnen. Die AutorInnen geben dabei auch Handlungsanweisungen, um für anstehende Krisen vorbereitet zu sein und dokumentieren positive Entwicklungen im Verlauf.

Der Vorsitzende des Islamischen Kompetenzzentrums für Wohlfahrtswesen, Mitglied im Koordinationsrat der Muslime (KRM) und Autor des Textes, Dr. Zekeriya Altuğ, hat rückblickend über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die muslimische Community und auf Gotteshäuser Folgendes geschrieben

Eine Gesellschaft benötige in Krisenzeiten bestimmte Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Zuversicht, um Kraft zu schöpfen und aus der schwierigen Situation herauszufinden. In der Zeit der Pandemie seien diese Werte wichtiger denn je geworden.

Da in Deutschland Religionsfreiheit herrsche, habe man sich früh damit auseinandergesetzt, ob und wie die Religionsfreiheit durch notwendige Maßnahmen eingeschränkt werden dürfte. Sie haben sich verpflichtet gefühlt, in dieser Ausnahmesituation verantwortungsbewusst zu handeln und gemeinsame Gottesdienste aus diesem Grund eingeschränkt.

Besonders Moscheeverbände hätten sich mit ihren Anstrengungen gegen das Virus und seine Ausbreitung vorbildlich verhalten. Im März 2020 hat der Koordinationsrat der Muslime der Bundesregierung angeboten, Gottesdienste auszusetzen und sich im späteren Verlauf an die Maßnahmen gehalten. Zudem hätte Moscheegemeinden Aufklärungsarbeit zum Schutz vor Infektionen und der Coronaimpfung geleistet und so solidarisch im Sinne des Allgemeinwohls gehandelt.

Dennoch wirkt sich der Ausfall gemeinschaftlicher Gottesdienste in den Moscheen in Zeiten der Unsicherheit und Angst schwer aus. So habe man versucht, Alternativen mit Hilfe digitaler Angebote zu schaffen. Videokonferenzgruppen und telefonische Gesprächsangebote seien genutzt worden, um jüngere und ältere Menschen zu erreichen. Kinder können in der Pandemie Onlineangebote von Moscheen zum Lernen und Spielen nutzen.

Anfangs sei es für Muslime gewöhnungsbedürftig gewesen, mit Abstand und Mundschutz zu beten. Zudem wurde darüber diskutiert, ob dies überhaupt islamrechtlich gesehen erlaubt wäre. Nichtsdestotrotz habe man sich an die Hygienemaßnahmen gehalten, die vom KRM gemeinsam mit Gesundheitsämtern und Virologen erarbeitet wurden. 

Während des Lockdowns haben die Kirchen und Moscheen einmal am Tag mit Glockengeläut und dem Adhan verdeutlicht, wie wichtig es ist, in dieser Zeit zusammenzuhalten und dieser gemeinsamen Verantwortung gerecht zu werden. Laut Altuğ sei die Gesellschaft in der Pandemiezeit stärker zusammengewachsen und hat als Zusammenschluss fungiert. Die „auf Ehrenamt und Eigenverantwortlichkeit basierende Zivilgesellschaft“ habe ihre Aufgabe erfüllt. Auch in der Flutkatastrophe hätten Religionsgemeinschaften schnell und ohne zu zögern geholfen. Diese Solidarität solle für die Zukunft weiter ausgebaut werden.

Im gleichen Text verwies der KRM-Vertreter, dass in Zeiten von Not und Unwissenheit die Gesellschaft radikalisiert und gespalten werden könne.

Dr. Zekeriya Altuğ kommt zum Fazit, dass die Institutionen der Muslime und sie selbst einen großen Beitrag geleistet hätten und dass die Gesellschaft in dieser Krisenzeit stärker zusammengerückt sei. (dg)