
Technik als Hilfsmittel verwenden, um Menschen und Umwelt nützlich zu sein. Mit dieser Vision machten sich 2010 ambitionierte junge Studenten in Darmstadt auf eine interessante Reise. Viel Licht, Freundschaften und Selbstreflexionen sollten sie dabei erwarten…
Mit ihrem technischen Wissen, mit viel Leidenschaft und Energie konzipierten und montierten die sechs jungen Gründungsmitglieder Photovoltaikanlagen (Solaranlagen) auf der Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt und auf der Mevlana-Moschee in Weinheim.
Bis heute blicken wir auf diese beiden Projekte als Highlights: Nicht nur, weil die Solarmodule auf den Dächern blitzen und damit den Moscheegemeinden mehrere Tausend Euro Stromkosten bis heute erspart haben, sondern vor allem weil sie seit 2012 über 200.000 kg Kohlendioxid (CO2) eingespart haben. Damit sind sie zu „grünen Kraftwerkbetreibern“ geworden: Ihr Stromverbrauch wird über die erzeugte Solarenergie teilweise gedeckt und der Energieüberschuss wird ins öffentliche Netz eingespeist und versorgt die Nachbarschaft gleich mit. 2016 entschied sich ebenso das Haus des Islam (HDI) im Odenwald, eine Photovoltaikanlage mit NourEnergy zu konzipieren. Seitdem fließt auch in dem Gebäude des historischen deutschen Islamzentrums Solarenergie.
Die rein technische Ausstattung von Gebäuden war NourEnergy nicht Umweltschutz genug. Wir merkten, dass viel mehr in den Menschen „investiert“ werden müsste. Ist die Umweltkrise nicht besonders auch eine spirituelle Krise des Menschen? Sehr früh hat unser stetig wachsendes Team aus Ingenieur*innen, Umwelttechniker*innen, Religionspädagog* innen, Betriebswirt*innen, Soziolog*innen und Journalist*innen mit der Entwicklung und Umsetzung von vielfältigen Formaten zur Sensibilisierung für den Umweltschutz aus muslimischer Perspektive begonnen.
Bereits 2012 war NourEnergy Referent des Workshops „Green Up My Community“, an dem ausgewählte, junge Muslime aus fast ganz Europa teilgenommen haben. Als unser Verein 2010 noch in den Kinderschuhen steckte, hatten wir bereits die erste Einladung für einen interreligiösen Input und Austausch an der Evangelischen Akademie Loccum.
2015 setzte NourEnergy im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen des Programms „Grüne Moscheen für die Energiewende“ seine derzeit fünfjährige Erfahrung in Rabat (Marokko) ein.
Wie können 600 Moscheen in Marokko mit Solarenergie und LED-Lampen energetisch modernisiert werden? Wie kann das marokkanische Volk für Umweltschutz begeistert werden? In einem Workshop gab NourEnergy auf diesem Feld seine Expertise an die Teilnehmer*innen, unter anderem an die Ministerien für Energie und Religion weiter.
2016 folgte eine Multiplikator-Rolle als Referent für das Projekt „Faire Moschee“, das vom Forum für soziale Innovation (FSI) ins Leben gerufen wurde.
Wenn in Afghanistan eine Kinderhand einen Lichtschalter drückt und dann tatsächlich die Lampe angeht; wenn eine kleine Zunge – wann immer sie durstig ist – sauberes Trinkwasser aus der Leitung spüren und schmecken kann, dann haben sich all unsere Anstrengungen gelohnt! Im Waisenhaus „Dar ul Omeid“ (auf Deutsch: „Haus der Hoffnung“) in Kabul ersetzte NourEnergy 2019 den dortigen CO2-intensiven und unverlässlichen Dieselgenerator durch eine Photovoltaikanlage.
Zudem konzipierte NourEnergy eine solarbetriebene Wasserpumpe, mit der Waisenkinder täglich Wasser zur Verfügung haben und gleichzeitig das umliegende Land mit Bäumen und Gemüseanbau durch eine Bewässerung begrünt wird. Mit „grüner Energie“ funktionieren Kühlschrank, Ventilatoren und Computer nun Tag und Nacht, und 40 Mädchen sowie Jungen haben die Chance, konstante Versorgung und Bildung zu erlangen. Im wahrsten Sinne des Wortes: ein Haus der Hoffnung.
Bis heute hat NourEnergy über 130 Workshops, Seminare und Vorträge gehalten – in vielfältigen Formen und Facetten: für Groß und Klein, für Muslime sowie im Dialog mit anderen Glaubensrichtungen, für akademische Einrichtungen und religiöse Gemeinden, für NGOs und soziale Unternehmen. Denn Umweltschutz betrifft und verbindet Menschen unabhängig von Religion, Kultur und Nationalität.
In den letzten Jahren waren wir nahezu jedes Wochenende für Seminare und Workshops unterwegs. Das Feedback der Veranstalter und Zuhörer unserer Bildungsformate. „NourEnergy zeigt Fakten und gibt fachlich fundierte und gleichzeitig leicht verständliche Erklärungen von vermeintlich komplizierten Themenfeldern. Als Referenten machen sie Wissenschaft und Alltagsthemen konkret greifbar.“
Gleichzeitig schätzen die Teilnehmenden unsere inspirierende Didaktik und dass wir ihnen Lösungsansätze aufzeigen, die zum Handeln motivieren. Auch international ist NourEnergy mittler-weile ein gefragter Berater und Speaker. Wir waren in Indonesien, Marokko, Abu Dhabi, in der Schweiz, in Österreich, England, Afghanistan und in Jordanien.
Kooperationen, Zusammenarbeit, Austausch, Dialog – all das hat NourEnergy in den vergangenen 10 Jahren zahlreich erlebt und gepflegt. Besonders bereichernd ist für uns die Mitgliedschaft beim Bündnis der Klima-Allianz Deutschland. Seit 2018 können wir hier Formate, Klimaziele und Veranstaltungen mitgestalten, wichtige Erfahrungen sammeln und Kontakte dazugewinnen. Gerade in diesen Tagen blicken wir auf ein gelungenes Online-Podium zum Thema „Interkulturalität und Klimaschutz“ zurück, das der Auftakt für eine Initiative mit wichtigen Akteuren aus dem Bereich war.
Nach regelmäßigem Austausch und Kooperation in den letzten Jahren – zum Beispiel mit einem Bericht in der Broschüre „Global vernetzt lokal aktiv im Entwicklungsland Hessen. Initiativ/en für globale Nachhaltigkeit“ – freuen wir uns seit diesem Sommer auch Mitglied beim Entwicklungspolitischen Netzwerk Hessen (epn) zu sein.
Beide Organisationen schätzen NourEnergy, neben der Expertise im Bereich Umweltschutz und Sensibilisierung, besonders als Brückenbauer in einer multikulturellen Gesellschaft. NourEnergy kann hier immer wieder verstärkt ein Sprachrohr für verschiedene Player und Einrichtungen sein.