
Inflation, Pandemiefolgen und die tektonischen Verschiebungen auf den globalen Energiemärkten haben das Thema Energiesparen und Preissteigerungen für Millionen Menschen in Deutschland auf die Tagesordnung gebracht. Betroffen davon sind wie unzählige BürgerInnen ebenso Moscheegemeinschaften des Landes. Sie müssen rapide gestiegene Kosten für Heizung und Strom schultern und zusätzlich neue Konzepte für ihre Einrichtungen entwickeln. Von Laila Massoudi
(iz). Es ist kein Geheimnis mehr. Seit Monaten steigen Preise für Energieträger und Strom rapide an. Ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich nicht ab. Das führt neben der Möglichkeit, dass es für bestimmte Sektoren des Landes zu Schwierigkeiten bei der Versorgung kommen kann, auch zu finanziellen Belastungen, die für viele nicht abzuschätzen sind. Nicht nur Haushalte, die Wirtschaft und der Verkehr sind davon betroffen, sondern ebenso öffentliche Einrichtungen und gemeinnützige Vereine, zu denen Religionsgemeinschaften gehören.
Mitte August kündigte der Moscheeverband Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) an, prüfen zu wollen, welche Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs in den Mitgliedseinrichtungen führen könnten. Eine entsprechende Kommission solle hierzu Empfehlungen und Richtlinien entwickeln. In der Vergangenheit habe man gute Erfahrungen beim Thema Wassersparen gemacht. „Jetzt geht es darum, beispielsweise durch den Einsatz von Energiesparlampen oder durch eine Aufrüstung oder Erneuerung von älteren Heizungsanlagen in Moscheen auch den Gas- und Stromverbrauch zu senken.“ Neben der gebotenen Einsparung wolle man nachhaltiges Umweltbewusstsein in den Moscheen verankern.
Am 6. September wies der Verband auf die zu erwartenden finanziellen und strukturellen Belastungen hin. Als Vereine könnten sie „nicht einfach ihre Türen schließen“, denn sie gewährleisteten die religiöse Grundversorgung für viele MuslimInnen in Deutschland. Die Gemeinschaften müssten mit erheblich gestiegenen Ausgaben rechnen. Aus diesem Grund dürfe die Bundesregierung die Zivilgesellschaft und die Millionen, die sich in Vereinen engagieren, nicht aus den Augen verlieren.
Die größte deutsche Moscheeorganisation, die DITIB, berichtete, wie man sich dort mit dem Thema beschäftigt. „Orientiert an der Energiesparverordnung der Bundesregierung werden in allen DITIB-Moscheen Handlungsempfehlungen und darüber hinausgehende Maßnahmen umgesetzt. Interne Schreiben diesbezüglich sind bereits am 25.08.2022 an alle DITIB-Landesverbände und DITIB-Moscheen ergangen“, kündigte ihre Kölner Zentrale am 1. September an. Dabei sei es zu kurz gegriffen, „nur auf den Engpass in der Gasversorgung mit Einsparmaßnahmen zu reagieren“. Verantwortungsbewusstes Verhalten im Umweltschutz und ressourcenschonender Umgang müsse darüber hinausgehen.
Ein Echo dieser Herausforderung findet sich im Motto des Tages der Offenen Moschee 2022 „Knappe Ressourcen – große Verantwortung“. In einer Ankündigung des traditionsreichen Events hieß es hierzu: „Klimawandel, Coronakrise, Ukraine-Krieg und jetzt eine Energiekrise. Aktuell stolpern wir von einer Krise in die andere. Unsicherheit macht sich breit, während jedoch eines sicher ist: Unsere Lebensweise, der Konsum, unser Verbrauchsverhalten wirken sich enorm auf die Umwelt aus.“
Die Veranstalter verwiesen darauf, dass die Verpflichtung für ein klimaneutrales und nachhaltiges Verhalten nicht nur beim Einzelnen liege. Gefordert ist ebenso die Gemeinschaft. Angesichts bevorstehender Krisen sollten Moscheen hier ein stärkeres Bewusstsein entwickeln und vermitteln. Trotz Fortschritten in Sachen erneuerbarer Energie und klimaneutralerer Gestaltung bei Neubauten müssten Moscheen „noch stärker mit gutem Beispiel vorangehen“.
Die TOM-Organisatoren mahnten hierbei verstärkte „Sensibilisierungsarbeit etwa in Form von Informationsabenden, Vorträgen, Aktionstagen“ an. Darüber hinaus sollten Moscheen praktische Maßnahmen ergreifen: Schon heute ließen sich energieeffizientere Beheizung oder Sparen bei der Beleuchtung in den meisten Räumlichkeiten verwirklichen. „Auch eine nachhaltige Sanierung sowie der Einsatz erneuerbarer Energien in Moscheegebäuden sollten angesichts der aktuellen Situation vor allem bei neuen Moscheeprojekten vermehrt in Betracht gezogen werden.“