, ,

Experte: Israel muss trotz Terror Regeln beachten. WHO besorgt um geistige Gesundheit

Experte humanität gaza krieg
Foto: Anas-Mohamed, Shutterstock

Der Experte Leonard Rubenstein erinnerte an Israels Pflicht gegenüber dem Völkerrecht. Zeitgleich erinnert die WHO an geistige Gesundheit.

(dpa, iz). Israel ist im Krieg nach Ansicht eines US-Menschenrechtsexperten verpflichtet, die Zahl ziviler Opfer so weit wie möglich zu minimieren.

Die Grundregel sei, dass es Vorsichtsmaßnahmen geben müsse, um sicherzustellen, dass Zivilisten nicht übermäßig geschädigt würden, meint Professor Leonard Rubenstein von der Johns Hopkins Universität in Baltimore am Donnerstag (Ortszeit) bei CNN.

Experte: „Die Regeln des Krieges gelten für alle gleichermaßen“

Zwar stehe außer Frage, dass die Hamas sich wiederholt Kriegsverbrechen schuldig gemacht habe, etwa mit wahllosem Raketenbeschuss Israels, Geiselnahmen, Tötung von Zivilisten oder ihre Verwendung als menschlichen Schutzschilden, ergänzte der Jurist.

Foto: IDF, via Wikimedia Commons | Lizenz: gemeinfrei

Dennoch sei zu bedenken: „Die Regeln des Krieges gelten für alle gleichermaßen, egal ob es sich um eine bewaffnete Gruppe, eine nichtstaatliche bewaffnete Gruppe oder ein legitimes staatliches Militär handelt.“

So gebe es einige grundlegende Prinzipien. Eines davon sei, nur militärische Objekte anzugreifen. Auch dürften keine Zivilisten angegriffen werden oder wahllose Angriffe ausgeführt werden, bei denen nicht gezielt, sondern ein ganzes Gebiet beschossen werde.

Selbst wenn eine zivile Einrichtung wie etwa ein Krankenhaus zum Abfeuern oder zur Lagerung von Waffen oder für andere militärische Zwecke genutzt werde, bestünde die Verpflichtung, auch wenn man es angreifen könne, den Schaden für die Zivilisten dort so gering wie möglich zu halten.

Foto: Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Luftangriffe lassen Zweifel aufkommen

Mit Blick auf die Tausenden Luftangriffe sagte Rubinstein: „Die schiere Zahl der Luftangriffe in einem so kurzen Zeitraum in einem dicht besiedelten Gebiet und die hohe Zahl der Todesopfer lassen jedoch ernsthafte Zweifel aufkommen, ob Israel seinen Verpflichtungen nachgekommen ist.“

Die Kriegsverbrechen der Hamas entbänden Tel Aviv nicht von seiner Verantwortung. „Man kann nicht für ein Verbrechen Vergeltung üben, indem man ein anderes begeht. Das führt tatsächlich zur Barbarei“, sagte er. Es gehe dann immer weiter abwärts in einer Spirale, in der keine Regeln mehr übrig blieben.

Weltgesundheitsorganisation sieht mentale Gesundheitskrisen in Israel und Gaza

Der Terrorangriff der Hamas in Israel und Israels Gegenangriff im Gazastreifen haben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weitreichende psychische Folgen bei den Menschen in der Region. „Alle in Gaza“ würden psychosoziale Unterstützung benötigen, sagte Rik Peeperkorn, der WHO-Repräsentant für die palästinensischen Gebiete, am Donnerstag.

Er erinnerte daran, dass die mehr als zwei Millionen Einwohner von Gaza zuvor schon jahrelang von Konflikten und von Blockaden durch Israel belastet worden seien.

kinder

Foto: andlun1, via flickr | Lizenz: CC BY-NC 2.0

Auch ein Teil der WHO-Mitarbeiter vor Ort habe mit psychischen Problemen zu kämpfen, sagte Peeperkorn in einer Videoschalte der UN-Gesundheitsorganisation in Genf. „Sie sind völlig verzweifelt, völlig depressiv und haben keine Lebensperspektive mehr“, berichtete er.

Außerdem erhalte die WHO in ihren laufenden Kontakten mit palästinensischen Gesundheitsfachkräften „besorgniserregende“ Berichte über deren mentalen Zustand.

Auch in Israel seien unter anderem Überlebende des Terrors, Angehörige der von der Hamas entführten Geiseln, Zeugen des Angriffs sowie Entscheidungsträger traumatisiert, berichtete Michel Tieren, der WHO-Vertreter in Israel. „Das ganze Land ist in die Dunkelheit des Traumas gestürzt, und das Trauma breitet sich in etwa wie ein Virus aus“, sagte er.

Manche Menschen würden sich zu intensiv mit den schrecklichen Erlebnissen anderer beschäftigen. Israelische Gesundheitsbehörden seien im Gespräch mit der WHO über Maßnahmen, um die psychische Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung wiederherzustellen.