
Plädoyer – insbesondere – an unsere muslimischen Gelehrten. Sie müssen Fragen der Jugend beantworten.
(iz). Warum ist die Ablehnung der Hamas nicht eine Marginalie und die Erinnerung an das brutale Massaker vom 7. Oktober nicht nur eine lästige Nebensache?
Plädoyer: Was sagen eigentlich die muslimischen Gelehrten?
Ich begründe dies wie folgt: Im Moment wird unsere muslimische Jugend jeden Tag mit tausenden, furchtbaren Bildern von den Folgen des israelischen Bombardements konfrontiert.
Screenshot: YouTube
Wie reagieren sie darauf? Wie gehen sie mit der Erfahrung von Ohnmacht um? Welche Handlungsoptionen sehen sie? Welcher Terminologie folgen sie? Was denken sie, wenn sie hören, dass Hamas (angeblich) eine Befreiungsorganisation ist?
Sie werden mit Stimmen konfrontiert werden, die ihnen erklären, wie sie sich als Muslime verhalten sollen. Sie werden gemäßigte Töne hören, aber auch im Netz oder auf der Straße radikalen Missionaren begegnen, die den „Kampf“ durchaus auf europäische Straßen tragen wollen.
These: Eine gute islamische Bildung schützt vor Extremismus
Ich habe ein paar Monate ein Projekt begleitet, dass die Radikalisierung junger Muslime im Internet wissenschaftlich untersucht. Das Problem ist keine Fiktion. Meine These war – und ich hoffe, mich nicht getäuscht zu haben –, dass nur eine gute Bildung im Islam vor dem Terrorismus schützen kann.
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Diese These setzt Gelehrte voraus, die nicht auf allen Hochzeiten tanzen wollen, sich nicht vor diesem Thema wegducken und nicht beeindruckt sind, wenn diese Lehre auch mal intern aneckt. Die Verantwortung für diejenigen, die Wissen haben, ist enorm.
Die grundsätzliche Ablehnung des Terrorismus, für den unsere Gelehrte zweifellos stehen, muss konsequent auf die Organisation der Hamas angewandt werden. Es reicht nicht nur, abstrakt von Terror zu sprechen, ohne seine Ausführenden zu nennen.
Hier geht es nicht um Politik. Wer immer nur Beifall bekommt und nach Anerkennung strebt, ist noch lange nicht auf der richtigen Seite. Jeder junge Muslim, der klar islamisch ausgebildet ist, kann sich und andere Muslime schützen.
Es ist ein schwerer, beinahe unverzeihlicher Fehler, hier nicht klare Signale zu setzen.