Frankreich: Macron kündigt Ausweitung der Kampfzone an

Screenshot: VOA

Paris (dpa/iz). Frankreich Staatspräsident Emmanuel Macron hat die Franzosen nach dem brutalen Mord an einem Lehrer auf einen langen Kampf gegen den „radikalen Islamismus“ eingestimmt. Eine „Schlacht“ müsse in dHen Bereichen Sicherheit, Erziehung und Kultur geführt werden, und „sie wird dauern“, zitierte Regierungssprecher Gabriel Attal am 21. Oktober den Staatschef.

Der 47-jährige Paty war am 16. Oktober Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen attackiert und getötet worden. Die Leiche des Lehrers wurde enthauptet aufgefunden. Der Angreifer mit tschetschenischen Wurzeln wurde von Polizisten erschossen. Das Verbrechen in einem Pariser Vorort löste im ganzen Land Entsetzen aus. Am folgenden Wochenende gingen Zehntausende auf die Straße, um sich solidarisch zu zeigen. Ermittler gehen davon aus, dass Paty ermordet wurde, weil er im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Macron hatte direkt nach der Tat von einem „islamistischen Terrorakt“ gesprochen.

Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard sagte, dass nach dem mutmaßlich terroristisch motivierten Anschlag 16 Menschen in Polizeigewahrsam genommen wurden. Neun von ihnen wurden wieder freigelassen. Gegen die restlichen sieben gebe es schwere Vorwürfe, unter anderem wegen Beihilfe zu einem Mord mit Terrorhintergrund. Nun müssen Ermittlungsrichter über den weiteren Fortgang entscheiden. Bisher wurden keine formalen Ermittlungsverfahren eröffnet.

Kampf „nicht den Rassisten überlassen“
In Deutschland warfen Juso-Chef Kevin Kühnert und der SPIEGEL-Autor Sascha Lobo dem linken Lager vor, es habe den sogenannten Islamismus bisher nicht ausreichend kritisiert. Wenn die politische Linke den Kampf „gegen den Islamismus“ nicht länger Rassisten und „Hobbyislamforschern“ überlassen wolle, „dann muss sie sich endlich gründlich mit dieser Ideologie als ihrem wohl blindesten Fleck beschäftigen“, schrieb der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für den „Spiegel“ am Mittwoch.

Anzeige:

Viele aus dem linken Lager hätten zum jüngsten Attentat in Frankreich geschwiegen. Das dürfte nach Kühnerts Ansicht vielfach auch mit der Motivation des Attentäters zu tun haben. Wer Terror und die ihn treibenden Ideologien ablehne, müsse sich gezielt gegen dessen Vertreter wenden. „Der Kampf gegen diese Leute und ihr Denken muss unser ureigenes Anliegen sein“, so Kühnert.