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Gaza: Krankenhäuser in furchtbarem Zustand

Krankenhaus Gaza Israelische Armee Angriff
Foto: Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Angriffe der israelischen Armee haben Gaza in ein Inferno verwandelt. Ärzte berichten über die entsetzlichen Qualen der Menschen, die zwischen die Fronten geraten.

Amman/Gaza (dpa/IZ) Ausländische Hilfsorganisationen haben von grausigen Zuständen in den wenigen noch im Gazastreifen arbeitenden Krankenhäusern berichtet. „Wir sehen Verletzungen, die überwiegend durch Explosionen und Splitter verursacht wurden“, wird der Leitende Chirurg des Universitätskrankenhauses Oxford und Klinischer Leiter des Medizinischen Notfallteams, Nick Maynard, in einer Mitteilung der privaten Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) mit Hauptsitz in New York vom Freitag zitiert. „Viele Erwachsene, Kinder und Babys werden mit traumatischen Amputationen von Armen und Beinen eingeliefert. Wir haben kleine Kinder mit den furchtbarsten Verbrennungen im Gesicht gesehen“, fügte Maynard hinzu. 

Flure, Treppenhäuser, Empfangsbereiche, Stationen – auf jedem Quadratzentimeter des Krankenhauses lägen Patienten auf dem Boden, sagte er. Viele seien zudem schwer unterernährt. 

Verletzte werden auf dem Boden versorgt

Ein erstes Medizinisches Notfallteam von Medical Aid for Palestinians (MAP/Großbritannien) und International Rescue Committee (IRC) seien inzwischen in einem Krankenhaus im Gazastreifen im Einsatz, um die vielen Opfer israelischer Bombardierungen zu versorgen, berichtete IRC weiter. „Die Szenen sind erschütternd. Schon in den ersten Stunden im Krankenhaus behandelte ich einen etwa einjährigen Jungen, der bei der Bombardierung seinen rechten Arm und sein rechtes Bein verloren hatte – auf dem Boden, da keine Tragen zur Verfügung standen“, berichtete die Kinderärztin Seema Jilani von IRC. „Waisenkinder und Babys kommen mit schweren Verbrennungen an, stehen unter Schock, zittern vor Angst und leben kaum noch. Mein Herz bricht für die Kinder in Gaza“, sagte die Frau. 

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 57 600 Menschen im Gazastreifen verletzt. Die Zahl der Toten wurde mit mehr als 22 400 angegeben. Beim Kampf der israelischen Armee gegen die Hamas wurden zudem immense Schäden an Wohngebäuden sowie der zivilen Infrastruktur wie etwa Krankenhäuser angerichtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte kurz nach Weihnachten mit, es seien nur noch 13 der ursprünglich 36 Krankenhäuser teilweise funktionsfähig. Sei seien völlig überbelegt und es fehle ihnen an Treibstoff, Medikamenten, Narkosemitteln, Lebensmitteln und Trinkwasser.

Neben den Medizinischen Notfallteams würden MAP und IRC zusammenarbeiten, um die Krankenhäuser in Gaza über den Rafah-Grenzübergang aus Ägypten mit lebenswichtigen medizinischen Gütern zu versorgen. Am 29. Dezember hätten vier Lastwagen mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht. Das Material sei an Krankenhäuser im südlichen und mittleren Gazastreifen verteilt worden.

Hilfsorganisationen erhalten tagelang keinen Zugang nach Gaza

Hilfsorganisationen können nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA seit Tagen keine dringend benötigte lebensrettende Hilfe in den Norden liefern. Wie OCHA in der Nacht zum Freitag mitteilte, seien UN- und ihre Partnerorganisationen vier Tage lang nicht in der Lage gewesen, humanitäre Hilfe nördlich des Flusses Wadi Gaza zu liefern, da der Zugang zu den Gebieten verzögert oder verweigert worden sei und in dem Gebiet weiter gekämpft werde. Zu den dringend benötigten Hilfslieferungen gehörten Medikamente, um mehr als 100 000 Menschen einen Monat zu versorgen. 

Man fordere einen dringenden, sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu den Gebieten nördlich des Wadi Gaza, die seit mehr als einem Monat vom Süden abgeschnitten seien, hieß es.

90 Prozent der Kinder im Gazastreifen nicht ausreichend ernährt

Nach drei Monaten Krieg im Gazastreifen spitzt sich dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge die Lage auch für Minderjährige weiter zu. 90 Prozent aller 1,1 Millionen junger Menschen in der Region seien Ende Dezember einer Untersuchung zufolge nicht vollständig mit Nährstoffen versorgt gewesen. „Die meisten Familien gaben an, dass ihre Kinder nur Getreide – einschließlich Brot – oder Milch bekommen, was der Definition von ‘schwerer Nahrungsmittelarmut’ entspricht“, teilte Unicef am Freitag mit. Derweil sei auch die Zahl der Durchfallerkrankungen extrem gestiegen. em Bericht zufolge sterben täglich etwa 115 Kinder am Tag.