Der alternative Geldmarkt. Der ökonomische Islam positioniert sich neu

Ausgabe 335

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Es tut sich was auf dem Geldmarkt. Das islamische Wirtschaftsrecht und seine ethischen Überzeugungen motivieren zu neuen Ansätzen.

(iz). Die Zakat, das Symbol der solidarischen Haltung der Muslime, hat nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. In Europa setzt sich langsam wieder der alte Grundsatz der lokalen Verteilung durch.

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Muslime auf dem alternativen Geldmarkt

Inzwischen gibt es auch Online-Anbieter die, – jenseits der Zugehörigkeit zu spezifischen Gemeinschaften – eine Zakatverteilung vor Ort organisieren.

Die Präsenz der Muslime wird mithelfen, die sozialen Spannungen in unseren modernen Gesellschaften abzubauen. Global zeichnet sich eine ökonomische Auseinandersetzung über die künftige Leitwährung ab.

Die erdölproduzierenden Länder wie Beispiel Saudi-Arabien verstehen ihre neue Macht unter anderem darin, ihre Ressourcen nicht mehr ausschließlich gegen den amerikanischen Dollar auszutauschen.

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Geldproduktion auch eine Schlüsselfrage

Die grundsätzliche Frage nach der Ethik der Geldproduktion sind für muslimische Gelehrte Schlüsselfragen: wie schafft man unter den aktuellen Bedingungen Gerechtigkeit, zwischen arm und reich, jung und alt?

Wie können die fatalen Wirkungen der Inflation beherrscht werden? Das islamische Wirtschaftsrecht und seine ethischen Überzeugungen motivieren zu neuen Ansätzen.

Dabei steht unter anderem eine Frage im Mittelpunkt: Gibt es im Islam so etwas wie eine Freiheit der Geldwahl? Über Jahrhunderte waren gold- und silbergedeckte Währungen fester Teil des Handels. Diese Geldwirtschaft wurde relativ spät in der islamischen Geschichte durch die gängigen Papiergeldwährungen abgelöst.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Versuche, goldgedeckte Debitkarten in Umlauf zu bringen. Erschwert wurden diese Versuche durch die Manipulation der globalen Gold- und Silberpreise.

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Muslimisches Startup in der Schweiz

Nach dem Erfolg der Bitcoin-Währung holt nun auch dieser Trend die muslimische Welt ein. In der Schweiz bietet ein Startup die digitale Kryptowährung „Islamic Coin“ an. Die künstliche Währung soll nach Ansicht der Initiatoren, darunter einflußreiche Persönlichkeiten aus den Vereinten Emiraten, mit den rechtlichen Grundsätzen des Islam kompatibel sein.

In einer Fatwa wird darauf hingewiesen, dass die Begrenzung der Schöpfung der digitalen Münzen Inflation verhindern soll und die angewandte Blockchain-Technologie sicher sei. In dem Transaktionsmodell sind Dritte, zum Beispiel Banken, nicht mehr notwendig.

Die Frage nach der Legitimität von Kryptowährungen – oft nicht zu Alltagsgeschäften geeignet und daher bisher reine Spekulationsobjekte – ist in der muslimischen Welt umstritten. Jenseits der Rechtsfragen zeigt sich, dass auf dem Geldmarkt der Muslime Bewegung herrscht. Die Lösung der ökonomischen Probleme, die Idee einer fairen Geldwirtschaft, beschäftigt Muslime in aller Welt.