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KI – Fluch oder Segen?

Ausgabe 340

Ki künstliche intelligenz
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KI-Debatte: Ein Ausblick über Veränderungen durch eine zukünftig einflussreiche Technologie

(iz). Künstliche Intelligenz (KI) hier, Artificial Intelligence (engl. AI) da – mittlerweile kommt man an diesem Thema nicht vorbei und während die einen voll begeistert jede neue Anwendung austesten, sind andere wiederum sehr skeptisch und fragen sich: „Wird uns eines Tages diese Entwicklung schaden?“ Von Susann Uçkan

Laut einer Umfrage des Zentrums für KI-Risiken und -Auswirkungen (KIRA) sind 40 Prozent der Deutschen der Meinung, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den nächsten 10 Jahren eher negative bis sehr negative Folgen haben wird.

Liegt es daran, dass wir in den letzten Monaten regelrecht mit diesem Thema überrannt wurden und uns das fehlende Nachvollziehen des technischen Hintergrundes eher verunsichert?

Dabei existiert das Thema schon sehr lange und nicht erst seit September 2022, als ChatGTP für alle zugänglich wurde. Doch fangen wir ganz von vorn an.

KI – Geschichte der Künstlichen Intelligenz

Bereits im Jahr 1936 legte der britische Mathematiker Alan Turing den Grundstein für die Künstliche Intelligenz, als er seine bahnbrechenden Theorien vorstellte. Er bewies, dass eine sogenannte Turingmaschine in der Lage wäre, kognitive Prozesse auszuführen, vorausgesetzt, diese könnten in mehrere Einzelschritte zerlegt und durch einen Algorithmus dargestellt werden. Diese Erkenntnisse legten den Grundstein für das Verständnis der KI, wie wir es heute kennen.

Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ tauchte erstmals im Jahr 1956 auf, als der amerikanische Informatiker John McCarthy ihn in der Überschrift eines Projektantrags während einer Konferenz am Dartmouth College verwendete.

Während dieser Konferenz wurde auch das erste KI-Programm der Welt entwickelt, der „Logic Theorist“. Dieses Programm war in der Lage, mehrere Dutzend mathematische Lehrsätze zu beweisen.

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Bereits in den 1960er Jahren zeigte das US-Verteidigungsministerium großes Interesse an der Künstlichen Intelligenz. Es begann damit, Computer darauf zu trainieren, menschliche Denkleistungen nachzuahmen, und ebnete damit den Weg für die Anwendung von KI in der Praxis.

Der deutsch-amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum entwickelte im Jahr 1966 ein Computerprogramm namens ELIZA, das in der Lage war, mit Menschen zu kommunizieren. Dieses Programm konnte verschiedene Gesprächspartner simulieren, darunter einen Psychotherapeuten. Damit war ein erster Schritt zur Interaktion zwischen Mensch und KI getan.

Ab 1972 kam die KI auch in der Medizin zum Einsatz. Das von Ted Shortliffe an der Stanford University entwickelte Expertensystem MYCIN wurde zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Diese Expertensysteme bündeln das Wissen eines bestimmten Fachgebiets und unterstützen Ärzte bei Diagnosen und Therapien.

Im Jahr 1986 erhielt der Computer erstmals eine Stimme. Terrence J. Sejnowski und Charles Rosenberg entwickelten das Programm NETtalk, das durch die Eingabe von Beispielsätzen und Phonemketten das Sprechen erlernte. Dies markierte den Beginn der Entwicklung künstlicher neuronaler Netze, die in Aufbau und Funktion dem menschlichen Gehirn ähneln.

Die Schachrevolution

Ein historischer Moment ereignete sich im Jahr 1997, als die KI-Schachmaschine „Deep Blue“ von IBM den amtierenden Schachweltmeister Garry Kasparov in einem Turnier besiegte. Dies war ein Durchbruch für die KI in einem Bereich, der zuvor vom menschlichen Können dominiert wurde.

Das 21. Jahrhundert brachte die KI näher an den Alltag der Menschen. Leistungsstarke Prozessoren und Grafikkarten ermöglichen den Zugriff auf KI-Programme über Computer, Smartphones und Tablets. Sprachassistenten wie Siri von Apple, Cortana von Microsoft und Alexa von Amazon wurden populär und erleichterten den Alltag der Nutzer.

Trotz jahrzehntelanger Forschung steht die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz noch relativ am Anfang. Um in sensiblen Bereichen wie dem automatisierten Fahren oder der Medizin eingesetzt zu werden, muss sie zuverlässiger und sicherer gegen Manipulationen werden.

Zudem sollen ihre Systeme lernen, ihre Entscheidungen zu erklären, damit Menschen sie besser nachvollziehen können. Die Geschichte der KI ist noch lange nicht zu Ende geschrieben und die Möglichkeiten für ihre Anwendung sind nahezu grenzenlos.

Nutzen oder Schaden?

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in unseren Alltag schreitet unaufhaltsam voran und dies nicht ohne Grund. Betrachten wir nur einmal die Bereiche der Medizin, der Unterhaltungsindustrie sowie des Produkt- und Dienstleistungssektors. Hier wird deutlich, dass KI enorme Vorteile bietet, indem sie Aufgaben zeitsparender und effizienter erledigen kann.

In der Medizin ermöglicht sie präzise Diagnosen und personalisierte Behandlungspläne, die die Patientenversorgung verbessern. In der Unterhaltungsbranche sorgt KI für personalisierte Empfehlungen und Content-Kuration, die das Unterhaltungserlebnis bereichern.

Im Produkt- und Dienstleistungssektor automatisiert KI Prozesse, erhöht die Produktivität und bietet innovative Lösungen. Diese Fortschritte sind zweifellos beeindruckend, aber sie werfen auch Fragen auf. Eine der drängendsten Fragen ist, inwiefern KI in Zukunft menschliche Arbeitsplätze ersetzen wird, was die Sorgen und Unsicherheiten vieler Menschen hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft verstärkt.

Foto: Taste of Cinema, via Wikimedia Commons | Lizenz: gemeinfrei

In der Arbeitswelt

Schauen wir uns zunächst die Vorteile künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt an.

Automatisierung von Routineaufgaben – KI-Systeme sind in der Lage, wiederholende und routinemäßige Aufgaben in verschiedenen Branchen zu automatisieren.

Dies betrifft Arbeitsplätze, die stark von sich wiederholenden Prozessen abhängig sind, wie beispielsweise in der Fertigungsindustrie, der Logistik und im Kundenservice.

Effizienzsteigerung – KI kann die Produktivität und Effizienz in vielen Bereichen erhöhen. Und kann dazu führen, dass weniger Arbeitskräfte benötigt werden, um die gleiche Menge an Arbeit zu erledigen. Zum Beispiel können Algorithmen in der Datenanalyse und im Management dazu beitragen, Aufgaben schneller und genauer auszuführen.

Einsatz in der Robotik – In einigen Branchen wie der Automobilindustrie, der Landwirtschaft und der Lagerverwaltung werden Roboter und autonome Maschinen vermehrt eingesetzt. Diese Technologien können menschliche Arbeitskräfte ersetzen, insbesondere bei gefährlichen oder körperlich anspruchsvollen Aufgaben.

Automatisierung von Büroaufgaben – In Büro- und Verwaltungsbereichen können KI-Systeme Aufgaben wie Dateneingabe, Textverarbeitung und Terminplanung automatisieren. Chatbots und virtuelle Assistenten können Kundenserviceanfragen bearbeiten, was menschliche Mitarbeiter in diesen Funktionen überflüssig machen könnte.

Einsatz in der Gesundheitsversorgung – In der Gesundheitsbranche können KI-Systeme bei der Diagnose von Krankheiten, der Auswertung von medizinischen Bildern und der Verwaltung von Patientendaten unterstützen. Dies könnte den Bedarf an bestimmten medizinischen Berufen beeinflussen.

Veränderung von Berufsbildern

In einigen Fällen kann KI die Art und Weise, wie bestimmte Berufe ausgeübt werden, verändern, anstatt sie komplett zu ersetzen. Zum Beispiel könnten Ärzte und Anwälte KI-Tools verwenden, um bessere Entscheidungen zu treffen, anstatt diese Berufe vollständig zu eliminieren.

Während KI einige Arbeitsplätze ersetzen kann, eröffnet sie gleichzeitig neue Arbeitsmöglichkeiten. Die Entwicklung, Implementierung und Wartung von KI-Systemen erfordert Fachkräfte in den Bereichen KI-Forschung, Datenanalyse, maschinelles Lernen und Robotik.

Beispiele von möglichen Berufsbildern verdeutlichen, dass KI nicht nur Arbeitsplätze bedroht, sondern auch neue Möglichkeiten für Berufe und Karrieren schafft. Viele dieser Berufe erfordern spezialisiertes Wissen und Fähigkeiten im Bereich KI und Technologie. Die Bildung und Weiterbildung in diesen Bereichen sind entscheidend, um von den neuen Chancen profitieren zu können.

Doch die Stimmen, die sagen „KI ist schädlich für die Entwicklung der Menschen und wird eher Schaden als Nutzen bringen“, sollen nicht ungehört bleiben, denn sie kann durchaus Gefahren mit sich bringen, wie bereits in der Vergangenheit immer wieder aufgedeckt wurde.

KI Künstliche Intelligenz

Foto: jim, Adobe Stock

Eine sehr Bedenkliche Richtung, die vor allem im Internet auf diversen Social Media Plattformen auftauchte, sind die durch KI generierten Videos mit DeepFake-Technologie, wo bekannte Personen aus dem öffentlichen Leben auf einmal Dinge sagten oder taten, die so in der Realität niemals passierten.

Für den ungeübten Zuschauer ist dieser Fake (Betrug) nicht immer gleich ersichtlich und so kann KI dazu genutzt werden, falsche Nachrichten zu verbreiten oder gar politisch kritische Situationen hervorrufen.

Und um uns das noch etwas deutlicher zu machen: Erst vor ein paar Tagen tauchte ein Video auf, in dem die Stimme eines bereits verstorbenen Gelehrten durch alte Tonaufnahmen geklont wurde. Die Ersteller des Videos ließen diesen Gelehrten ermahnende Worte über die Gefahren von Fake-Videos und Tonaufnahmen aussprechen und dass man sehr genau nachprüfen sollte, ob die Fatwa, die in solchen Aufnahmen eventuell gerade ausgesprochen wurde, auch wirklich von diesem Gelehrten kommt.

Fazit

Künstliche Intelligenz befindet sich derzeit im Mittelpunkt des technologischen Wandels und wird zweifellos in den kommenden Jahren die digitale Landschaft grundlegend transformieren. Wir können gespannt darauf sein, welche Innovationen uns auf diesem Weg noch erwarten.

KI bietet eine Fülle von Vorteilen, darunter die Tatsache, dass Roboter in der Regel kostengünstiger sind als menschliche Arbeitskräfte und Aufgaben mit Präzision und Geschwindigkeit ausführen können. Darüber hinaus sind sie in der Lage, unter allen erdenklichen Bedingungen zu arbeiten, da sie niemals ermüden.

Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass wir KI kritisch betrachten. KI-Systeme können nur das tun, was ihnen programmiert wurde und sind nicht in der Lage, unerwartete Probleme zu bewältigen oder ihre eigenen Fähigkeiten spontan zu verbessern.

Solange Roboter nicht in der Lage sind, das Niveau der menschlichen Intelligenz zu erreichen und komplexe Situationen zu rationalisieren, wird der Mensch eine unverzichtbare Rolle an jedem Arbeitsplatz spielen. Denn letztendlich kann keine Maschine den einzigartigen menschlichen Faktor ersetzen, der Kreativität, emotionale Intelligenz und das Finden von Lösungen für vielfältige Herausforderungen umfasst.

KI hat mir bei der Recherche für diesen Artikel zum Thema „Künstliche Intelligenz“ geholfen und einige Passagen so umgeschrieben, dass aus meinem verbesserungsbedürftigen Ausdruck eine angenehm lesbare Version entstand.

* Die Autorin ist Videoeditorin und begeisterte Anwenderin von KI Tools im Bereich Videobearbeitung https://editedbyquerschnitt.com/