Mit Islamfeindlichkeit umgehen

Ausgabe 252

Foto: Von Olaf Kosinsky - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47566711

Seit mehr als einem Jahrzehnt bemühen sich muslimische Gemeinschaften im Westen, negative Mediendarstellungen, irrige Vorstellungen und Missverständnisse zu überwinden. Unser Ansatz war im Wesentlichen reaktiv und nicht aktiv. Das Problem dieser Passivität ist, dass die muslimische Gemeinschaft es den Islamophoben und religiösen Extremisten erlaubt hat, das Narrativ zu bestimmen.

Unglücklicherweise antworten und reagieren wir. Mein Mentor, Imam Mohamed Magid, sagte dazu: „Anstatt Feuerwehrmänner zu sein, müssen wir anfangen, feuerfeste Häuser zu bauen.“ Mich hat diese Analogie wirklich angesprochen. Wie können wir an den Punkt gelangen, an dem Muslime den Gesprächsrahmen bestimmen, anstatt andere über sich sprechen zu lassen?

Die Lösung für diese Herausforderung findet sich in der Lebensgeschichte (Sira) des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben. Wenn wir seine Biografie studieren, können wir Strategien und Lektionen lernen. Und wir können verstehen, wie sich die Probleme von Islamfeindlichkeit und Extremismus lösen lassen.

Es folgen einige Beispiele aus dem prophetischen Leben. Er hielt an seiner Mission und ihrer Botschaft fest. Der Gesandte Allahs, Heil und Segen auf ihm, brachte eine Botschaft des Friedens, der Gleichheit, Gerechtigkeit und Koexistenz. Daran hielt er während seines gesamten Lebens fest. Was bedeutete das auf einer praktischen Ebene? Wir müssen damit anfangen, zu betonen, was der Islam ist und die Muslime sind, anstatt zu sagen, was wir nicht sind.

Der Prophet ließ seine Entscheidungen nicht durch seine Emotionen kontrollieren. Er erhielt immens verächtliche, spöttische und persönliche Angriffe. Am Ende aber waren alle Attacken fruchtlos. Das lag an seinem überragenden Charakter und seiner Fähigkeit, an der Botschaft festzuhalten. Das heißt nicht, dass er niemals wütend wurde. Aber sein Ärger ging niemals so weit, dass seine Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt wurde. Miyamoto Musashi, ein legendärer japanischer Schwertkämpfer, sagte: „Ärger. Kontrolliere deinen Ärger. Wer seine Wut auf andere richtet, wird durch diese kontrolliert. Dein Gegner kann dich dominieren und besiegen, wenn Du es ihm erlaubst, dass er dich wütend macht.“

Er ließ die Hassenden hassen. Abu Dschahl war einer der härtesten Gegner des Propheten Muhammad. Er kämpfte heftig, um die prophetische Botschaft zum Schweigen zu bringen. Die Verkündigung beinhaltete sozioökonomische Gerechtigkeit, Gleichheit, Frieden, umweltgerechtes Verhalten, Rechte für Frauen, das Speisen der Armen und Koexistenz – neben vielen anderen, universalen Werten. Abu Dschahls Feindschaft gegen diese Inhalte war so intensiv, dass er extreme Folter und Widerstand gegen alle Muslime anordnete, die dem Propheten folgten.

Jedoch verbrachte der Gesandte Allahs nicht den großen Teil seiner Zeit mit dem Versuch, Abu Dschahl von seiner Botschaft zu überzeugen. Noch nutzte er seine Zeit, Energie und Anstrengungen für das Antworten auf persönliche Angriffe, Spott und Verhöhnung. Wenn wir die Sira und den Qur’an studieren, stellen wir fest, dass der Prophet wieder und wieder von Allah verteidigt wurde.

Die Lektion daraus ist, die Hassenden hassen zu lassen. Imam Asch-Schafi’i einer der größten Gelehrten der islamischen Geschichte, sagte: „Sprich über mich an Beleidigung, was Du willst. Denn mein Schweigen gegenüber dem Idioten ist wahrlich eine Antwort. Es mangelt mir nicht an einer Antwort, sondern eher schickt es sich nicht für den Löwen, wenn er dem Hund antwortet.“

Wenn wir konstant auf jeden mündlichen Angriff gegen den Islam und die Muslime reagieren, setzen wir uns der Gnade anderer aus. Und wir übergeben ihnen das Narrativ und lassen sie für uns sprechen. Das heißt nicht, dass wir teilnahmslos oder stoisch sein dürfen. Es muss uns aber bewusst sein, dass die verbalen Angriffe auf den Islam und die Muslime nur eine Ablenkung von unserer Aufgabe sind, die Botschaft von Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit und Koexistenz weiterzugeben.

Ganz praktisch: Der Prophet kümmerte sich um seine Nachbarn. Das ist ein wichtiger Teil des Islam, aber so viele von uns vernachlässigen ihn. Der Gesandte, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sorgte sich um sein direktes Umfeld und seine Gemeinschaft. Er kümmerte sich um die Muslime und die Menschen jeden Glaubens in seiner Gemeinschaft.