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Muslime anders sehen – über den Fotografen Julius Matuschik

Ausgabe 319

Fussballturnier Imame gegen Pfarrer organisiert von IBMUS. (Foto: Julius Matuschik)

Julius Matuschik wurde 1986 in Radolfzell am Bodensee geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Fotoassistent und studierte danach Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover. Der Fotograf fokussiert sich insbesondere auf den Mittleren Osten und Nordafrika, beschäftigt sich mit kulturellen Themen und visueller Darstellung von Muslim:innen sozialer sowie religiöser Vielfalt. Von Delal Gürzen

(iz). Matuschik veröffentlichte seine Arbeiten unter anderem im „Spiegel“, der „Süddeutsche Zeitung“, der „Zeit“ und der „taz“. Er ist Mitbegründer der Galerie Bohai in Hannover und gründete mit Sebastian Cunitz das „Cameo Magazin“, das zum interkulturellen Austausch beitragen möchte. 

Zurzeit ist er Praxisfellow der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe – Universität in Frankfurt. Mit der Unterstützung dieses Programms entwickelte der junge Fotograf die Idee zum Projekt Moin und Salam.

Zusammen mit der Religionswissenschaftlerin Dr. Raida Chbib hat er dort die Online-Reportage „Moin und Salam“ erstellt. In diesem Projekt wird muslimisches Leben in Deutschland visualisiert. In den bisherigen drei Kapiteln geht es um die Vergangenheit und Gegenwart der Muslime sowie um islamisches Leben in Deutschland. 

Matuschik möchte mit dieser Arbeit Vorurteilen entgegenwirken und die Vielfalt des deutschmuslimischen Lebens darstellen. Er begleitet seine Persönlichkeiten in ihrem Alltag und fängt authentische Momente mit der Kamera auf. So trägt er dazu bei, dass typische, inauthentische Bilder über den Islam an Seriosität verlieren und in Frage gestellt werden.

Der Fotograf sagte im Gespräch mit dieser Zeitung: „In Deutschland leben nicht nur Muslime mit Wurzeln in den verschiedensten islamischen Ländern, über die Jahrzehnte ist auch ein eigener deutscher Islam entstanden.“

Julius Matuschik wollte verstehen, warum die Bebilderung des Islam in Mainstream-Medien so einseitig ist, und startete einen Versuch, das Thema vielfältiger darzustellen. Bevor er mit diesem Projekt startete, recherchierte Matuschik in Archiven und Sammlungen, wie deutschmuslimisches Leben in der Vergangenheit fotografiert wurde.

Während seiner Suche stieß er auf ein Gründungsfoto der Deutsch-Muslimischen Gesellschaft aus den 1920er Jahren, bei der die Mitglieder vielfältig gekleidet waren. Dies faszinierte ihn sehr, denn bis zu diesem Zeitpunkt ging er davon aus, dass muslimisches Leben erst mit dem Anwerbeabkommen in Deutschland existierte.

Das Projekt richtet sich unter anderem an Schülerinnen und Schüler, die sich viel im Netz bewegen sowie an Lehrer:innen, um ein authentisches Bild vom Islam in Deutschland zu ermöglichen und um stereotypen Sichtweisen vorzubeugen.

Ein interessanter Punkt, der dem jungen Fotografen während der Arbeit auffiel, ist, dass sich die Berichterstattung der Muslime im Laufe der Zeit geändert hat. Früher war von „unseren muslimischen Glaubensgeschwistern“ die Rede, wohingegen heute laut Studien 80 bis 90 Prozent der Berichterstattung über den Islam negativ verfasst ist.