Muslimische Parteien in Indonesien verzeichnen Wählergewinne

Jakarta (KNA). Muslimische Parteien in Indonesien haben bei den Parlamentswahlen überraschend zugelegt. Nach ersten Auszählungen steigerten die fünf islamischen Bündnisse ihr Ergebnis um 5 Prozent und kämen demnach auf insgesamt 31 Prozent, wie indonesische Medien (Donnerstag) berichteten. Ein Vertreter der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung in Jakarta, Jan Woischnik, erklärte den Stimmenzuwachs mit „der Schwäche der nationalistischen Partei der Demokraten“. Prognosen vor der Wahl waren von Verlusten für die islamischen Parteien ausgegangen.

Die Partei der Demokraten (PD) des amtierenden Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono büßte bei der Wahl am Mittwoch gut die Hälfte ihrer Stimmen ein und kommt voraussichtlich auf 10 Prozent. Große Gewinnerin unter den muslimischen Parteien ist die moderate Nationale Erweckungspartei (PKB) mit einem Zugewinn von rund 5 Prozent; nach dem nichtamtlichen Ergebnis erzielte sie knapp 9,2 Prozent der Stimmen.

Stärkste Partei, jedoch schwächer als erwartet, ist die Demokratische Partei des Kampfes Indonesiens (PDI-P). Beobachter hatten ihr ein Abschneiden deutlich über der 20-Prozent-Marke zugetraut. Im Juli schickt sie den populären und charismatischen Gouverneur von Jakarta, Joko Widodo, ins Rennen um das Amt des Staatspräsidenten. Er hat sich vor allem den Kampf gegen Korruption auf die Fahnen geschrieben.

Woischnik sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), bei den Parlamentswahlen 2009 hätten viele gebildete Muslime, die oft auch Mitglieder der landesweit größten muslimischen Organisation „Nahdatul Ulama“ seien, ihre Stimme nicht der Nationalen Erweckungspartei PKB, sondern der religiös pluralen PD gegeben. „Einen Großteil dieser Wähler konnte die PKB nun zurückgewinnen“, so der Vertreter der CDU-nahen Stiftung.

Selbst die von Korruptionsskandalen belastete Wohlstands- und Gerechtigkeitspartei (PKS) kam mit einem bescheidenen Verlust an Wählerstimmen davon. Sie verlor nur etwa ein Prozent ihrer Wähler und kommt auf voraussichtlich 6,9 Prozent.

Mit einem offiziellen Wahlergebnis ist erst im Lauf des Monats zu rechnen. Klar ist schon jetzt, dass keine der Parteien 25 Prozent der Wählerstimmen beziehungsweise 20 Prozent der Parlamentssitze erreichen wird; diese wären für die Nominierung eines eigenen Präsidentschaftskandidaten erforderlich. Demnach müssen Parteien eine Koalition bilden, um einen Bewerber für das höchste Staatsamt aufzustellen. Nach zwei Amtszeiten kann Susilo Bambang Yudhoyono nicht mehr zur Wiederwahl antreten.