
Nürnberg (dpa). Die chinesische Whistleblowerin Sayragul Sauytbay erhält den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Die Aktivistin stehe „exemplarisch für das Schicksal ethnoreligiöser Minderheiten in China“, erklärte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am 1. März.
Die muslimische Kasachin wurde gezwungen, monatelang in einem geheimen Umerziehungslager als Lehrerin zu unterrichten. Inzwischen lebt die 44-Jährige mit ihrer Familie in Schweden und spricht öffentlich über die brutale Unterdrückung muslimischer Minderheiten in China. „Sie berichtet über das streng geheime Innenleben der Lager und Pekings langfristige Pläne zur Unterwanderung und Unterwerfung auch der westlichen Demokratie“, betonte König.
Nach Schätzung von Menschenrechtsorganisationen werden rund eine Million Menschen der uigurischen, kasachischen und anderen Minderheiten in chinesischen Lagern festgehalten. Folter und medizinische Experimente sind dort laut Sauytbay an der Tagesordnung. In dem Buch „Die Kronzeugin“ berichtet sie über den Alltag im Lager und ihre Flucht.
Die Jury hoffe, dass die Öffentlichkeit des Preises Sayragul Sauytbay „den nötigen Schutz bietet, ihre Arbeit in Sicherheit fortzusetzen“, sagte König. Die Verleihung soll wegen der Corona-Pandemie erst am 15. Mai 2022 im Nürnberger Opernhaus stattfinden.
Die Stadt vergibt den mit 15.000 Euro dotierten Preis alle zwei Jahre an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Er ist laut Satzung ein Symbol, dass in der ehemaligen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.