(iz). Alle Macht ist bei Allah. Nichts geschieht, es sei denn, Er will es. Wir verstehen das auf einer konzeptionellen Ebene. Hingegen übernehmen nur wenige dieses Wissen in ihr praktisches Leben und ihren Alltag. Wir gehen durchs Leben in der Illusion, wir seien Herren unseres Schicksals. Wir wähnen uns als die wichtigsten Darsteller in unserem Leben und glauben, die Ereignisse stünden unter unserer Kontrolle.
Wir verwenden das Leben auf die Steigerung dieser Kontrolle. Wir weiten ihren Einfluss im Glauben aus, dass die Steigerung der vermeintlichen Herrschaft eine Erhöhung der Wirkung auf Gegenwart und Zukunft bedeute. Wir denken von uns als Architekten des Geschicks – autonom und unabhängig. Es wäre falsch und anmaßend, das zu glauben.
Allah sagt: „Der Mensch ist wahrlich ungezügelt und wähnt sich als unabhängig.“ (Al-’Alaq, 6-7) Wir tun dies individuell und gesellschaftlich. Es gibt immer mehr Mechanismen zur Kontrolle der Menschen und der Umwelt. Ereignisse wie Katastrophen oder plötzliche Veränderungen lassen erkennen, dass wir trotz des Fortschritts machtlos bleiben.
Solche Ereignisse sind eine existenzielle Erinnerung unserer Grenzen. Ganz egal, wie viel temporäre Macht wir haben oder wie umfangreich der Besitz ist, lassen sich Katastrophen nicht verhindern. Versuche, dergleichen zu verhindern, zeitigen häufig genug das Gegenteil. Je mehr wir unsere Kontrolle stärken wollen, desto mehr entgleitet sie unserem Zugriff. Der Filmemacher Adam Curtis produzierte eine interessante Dokumentation namens „Bitter Lake“. Darin zeigt er, wie der Westen wiederholt das Gegenteil dessen erzielte, was er in Afghanistan erreichen wollte. Ein Beispiel hierfür war ein Dammbauprojekt in Helmand. Anstatt Demokratie zu stärken, schuf er die perfekten Bedingungen für Mohnanbau und Machtzuwachs bei den Warlords.
„Sie schmiedeten Ränke, und Wir schmiedeten Ränke, ohne dass sie es merkten. Schau auf die Folgen ihrer Ränke.“ (An-Naml, 52-53) Das Ergebnis der meisten Anstrengungen ist das Gegenteil des Erhofften. Allah sagt, in Fortsetzung dieser Verse: „Wir zerstörten sie und ihr Volk vollkommen.“ Adam Curtis kommentierte diese Entwicklung: „Wir leben zunehmend in einer Welt, die nicht mehr sinnvoll ist. Ereignisse kommen und gehen wie die Wellen des Fiebers. Sie hinterlassen uns verwirrt und unsicher.“ Diese Verwirrung und Unsicherheit gibt es nur dank unseres Willens zur Gewalt über die Dinge.
Lassen wir los und erkennen die eigene Machtlosigkeit, erhält alles einen Sinn. Wir erfahren Frieden und Ruhe. Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Allah spendet Trost und Ruhe durch Zufriedenheit und Gewissheit.“ So erlernen wir die Wiederentdeckung von Hoffnung. Wir erkennen, dass wir keinesfalls unsere Unfähigkeit fürchten und nicht mehr den Mangel an Fähigkeiten reflektieren müssen. Wir erfahren die Befriedigung der Bedürfnisse trotz unserer Selbst und unserer Launen – nicht wegen dieser.
Man muss nur den Säugling betrachten, vollkommen hilflos und unfähig zur Fortbewegung. Sobald er schreit, beeilt sich die Welt, ihm zu dienen; zu bringen, wonach das Baby verlangt. Der Säugling glaubt nicht, er hätte die Kontrolle. Und doch kommt die Welt zu seiner Hilfe.
Der erste Schritt zum zufriedenen Leben ist die Anerkennung, dass es keine Macht und keine Stärke gibt außer Allah. Alle Ergebnisse liegen in Seinen Händen, nicht den unsrigen. Allah sagt im Qur’an: „Und dein Herr erschafft, was Er will, und wählt. Ihnen aber steht es nicht zu, zu wählen.“ (Al-Qassas, 68)
Der zweite besteht darin, die eigenen Wünsche zu dem zu machen, was Allah will. Und Allah will, dass wir Iman in Ihn haben, Seiner gedenken und Ihm gehorchen. Der Herr der Welten offenbarte hierzu: „Er ist nicht zufrieden mit Kufr [dem Bedecken der Wahrheit] in seinen Sklaven.“ (Az-Zumar, 7) Handeln wir derart, wird uns die Welt in Gänze dienen, weil wir das wollen, was Allah verlangt. Er, verherrlicht sei Er, sagte hierzu im Qur’an: „Ihr werdet nichts wollen können, es sei denn, Allah will es.“ (Al-Insan, 30) und in einem Hadith Qudsi heißt es: „Mein Sklave, ich sage zu etwas ‘Sei!’ und es ist. Gehorcht mir und ich werde es so machen, dass ihr zu etwas sagen werdet ‘Sei!’ und es ist.“
Die diesseitige Welt, so der Prophet, ist das Reittier des Gläubigen. Wenn wir unseren Vertrag des Glaubens erfüllen, trägt es uns an jeden Ort, an den wir wollen.
Wie bereits erwähnt ist alle Macht bei Allah. Nichts geschieht, es sei denn, Er will es. Das soll nicht heißen, dass wir nicht vorab planen, dass wir uns nicht um den größtmöglichen Erfolg bemühen und dass wir nicht unsere Angelegenheiten in Ordnung bringen. Im Gegenteil, Planung ist eine Notwendigkeit, denn was sollte die Absicht [arab. Nijja] sein, als ein Plan für die Zukunft. Nach der Mehrheit aller Gelehrten ist sie eine Vorbedingung, damit die Handlungen der Anbetung als gültig erachtet werden.
Der Gesandte Allahs, Heil und Segen auf ihm, sagte: „Handlungen sind nur durch Absichten.“ Mehr noch, nicht selten ist die gefasste Absicht langfristig wertvoller als die Handlung, zu der sie führt. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte auch: „Die Nijja eines Gläubigen ist besser als seine Handlung.“
Alle Pläne und Absichten müssen aber auf der richtigen Grundlage bestehen. Sobald wir unsere Launen und Meinungen den Befehlen Allahs vorziehen, wird daraus ein Komplott, das Verwirrung und Zerstörung in seinen Sog zieht.
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