Polarisierend und authentisch

London (dpa/iz). Ein Bürgermeister für alle Londoner will Sadiq Khan sein. Der 45-Jährige Labour-Politiker verkörpert den Traum Zigtausender Einwanderer, die ihr Glück in der Millionenmetropole London suchen. Der Sohn pakistanischer Immigranten wuchs mit sieben Geschwistern in einer Sozialwohnung im Süden Londons auf. Der Vater arbeitete als Busfahrer, die Mutter als Näherin. Der ehrgeizige Sadiq studierte Jura und wurde Menschenrechtsanwalt. 2005 wählten ihn die Bürger in seinem Heimatviertel per Direktwahl zum Abgeordneten.
Unter Premierminister Gordon Brown diente er als Verkehrsminister. Bei der obligatorischen Vereidigung zum Geheimrat im Buckingham Palace legte Khan seinen Eid nicht auf eine Bibel, sondern auf einen Qur’an ab. Der gläubige Muslim sah sich während des Wahlkampfs mehrfach dem Vorwurf ausgesetzt, er habe Kontakte zu  “Extremisten”, die Beschuldigungen blieben unbelegt.
Sowohl sein konservativer Rivale um das Bürgermeisteramt, Zac Goldsmith, als auch Premierminister David Cameron trugen den Vorwurf gebetsmühlenhaft vor. Khan dagegen bezeichnete sich stets als «britischen Muslim» und versicherte, gegen Extremisten zu kämpfen.
Obwohl Khan linke Positionen vertritt, will er nach eigener Aussage «der wirtschaftsfreundlichste Bürgermeister von London» werden. Er versprach den Wählern, mehr in bezahlbare Wohnungen zu investieren und die Kosten für den Nahverkehr einzufrieren.
Offiziell unterstützt er den linken Parteichef Jeremy Corbyn, er hält aber auch immer ein bisschen Distanz zu ihm. Als vor allem Politiker des linken Parteiflügels kurz vor der Wahl in eine Antisemitismus-Debatte schlitterten, sparte Khan nicht mit Kritik. Rasch verurteilte er umstrittene Äußerungen des ehemaligen Londoner Bürgermeister Ken Livingstone, Hitler habe zeitweise den Zionismus unterstützt.
Der Erfolg des Familienvaters war stets überschattet von Ressentiments. Zu seiner beliebten Person gehört seine gelassene Art mit derartigen Vorwürfen umzugehen.