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„Quo vadis, Aida?“ – Drama über Genozid von Srebrenica

Foto: Viennale.at

Berlin (dpa). Es ist eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Geschichte Europas: Beim Massaker in Srebrenica wurden 1995 fast 8.000 Bosnier – vor allem Männer – von Ratko Mladics Armee ermordet. Später wurden die Massaker als Genozid eingestuft.

Wie aber konnte es damals zu den Gräueltaten kommen? Das will die in Berlin lebende Regisseurin Jasmila Zbanic nun mit ihrem erschütternden Drama „Quo Vadis, Aida?“ erzählen.

Im Mittelpunkt steht Aida. Sie ist Mutter von zwei Söhnen und arbeitet während des Bosnienkrieges als Übersetzerin für die Vereinten Nationen. So bekommt sie im Juli 1995 hautnah mit, als sich die Situation verschärft. Während immer mehr muslimische Menschen aus den umliegenden Orten zum Stützpunkt der Vereinten Nationen fliehen und vor den Toren campieren, sehen die UN-Soldaten keine Verantwortung bei sich, sondern kooperieren mit Mladic – ein fataler Fehler.

Es sind beklemmende Momente, wenn Aida ihren eigenen Mann, ihre Söhne, aber auch Nachbarn und Bekannte in das scheinbar sichere Camp retten will. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Job und ihrem Gewissen. Letztendlich aber kann sie nichts selber bewegen, sondern ist abhängig von den fremden Soldaten. Eigentlich ist Aida eine starke Frau, doch was soll sie tun, wenn die Männer um sie herum sie ignorieren?

„Quo Vadis, Aida?“ erinnert damit nicht nur an das Massaker, das sich vor gut 25 Jahren in Europa ereignete. Es erzählt auch, was passiert, wenn man – wie einige Soldaten der Vereinten Nationen – ohne menschliches Augenmaß nur stur Befehlen folgt. Auf sehr eindringliche Weise macht der Film deutlich, wie wichtig und folgenreich die Entscheidungen einiger weniger Menschen manchmal für sehr viele andere sein können.

Regisseurin Zbanic thematisierte schon mit ihrem Film „Esmas Geheimnis“ den sexuellen Missbrauch während des Bosnienkrieges und gewann dafür bei der Berlinale 2006 den Goldenen Bären. Auch mit „Quo Vadis, Aida?“, einer deutschen Ko-Produktion, schaffte sie es im vergangenen Jahr in den Wettbewerb des Filmfestivals Venedig und wurde später für einen Oscar für den besten internationalen Film nominiert.