
Das Gleichnis des Baums: Fest verwurzelt, offen für Wachstum. Essay über den Wunsch nach Echtheit im Islam. (iz). In einer Welt, die uns nicht selten in ein Hamsterrad aus Pflichten […]
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Das Gleichnis des Baums: Fest verwurzelt, offen für Wachstum. Essay über den Wunsch nach Echtheit im Islam. (iz). In einer Welt, die uns nicht selten in ein Hamsterrad aus Pflichten […]
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(Renovation Magazine). Lassen Sie uns einige bedeutende Beiträge in der akademischen Literatur zu seiner Konzeptualisierung untersuchen: „The Venture of Islam“ von Marshall Hodgson, eine klassische Weltgeschichte, die sich so ausführlich mit der Frage „Was ist der Islam?“ befasst. „What Is Islam? The Importance of Being Islamic“ von Shahab Ahmed, die bisher gründlichste Abhandlung zu diesem Thema. Das kürzlich erschienene „Lived Islam: Colloquial Religion in a Cosmopolitan Tradition von A. Kevin Reinhart; und der äußerst einflussreiche Artikel „The Idea of an Anthropology of Islam“ von Talal Asad.
Keines dieser Bücher beschreibt das Thema auf eine Weise, die die meisten Muslime im Laufe der Geschichte akzeptieren würden. Doch wir sollten verstehen, dass sich diese Werke in Bezug auf ihre inneren Widersprüche und Inkohärenz erheblich voneinander unterscheiden. Sie repräsentieren mehrere Ansätze, die in der modernen Islamwissenschaft weiterhin verbreitet sind.
Marshall Hodgsons Abgrenzung von „Islam“ und „Islamdom“ und die angemessenen Attribute zwischen der Religion und ihrer entsprechenden Zivilisation stellen einen der einflussreichsten Versuche dar, das Konzept „Islam“ in der Geschichte der Islamwissenschaft zu präzisieren. Der Begriff „Islamisiert“ (oft „Islamicate) im Gegensatz zu „Islamisch“ hat sich in mehreren wissenschaftlichen Bereichen, die mit dieser Welt zu tun haben, etabliert. Er spricht davon wie folgt:
„Es gab … eine Kultur, die sich auf eine schriftbasierte Tradition stützt, die historisch für die Gesellschaft des Islam charakteristisch war. Und die natürlich sowohl von Muslimen als auch von Nichtmuslimen geteilt wurde, die alle voll und ganz an der Gesellschaft des Islam teilhaben. Daher habe ich das Adjektiv ‘Islamicate’ verwendet. Ich beschränke den Begriff ‘Islam’ auf die Religion der Muslime und verwende diesen Begriff nicht für das weitaus allgemeinere Phänomen, die Gesellschaft des Islam und ihre islamischen kulturellen Traditionen.“
Hodgson behauptet, dass in Bezug auf den Islam alles möglich ist – aber auch, dass nicht alles möglich ist. Man muss die Behauptung eines „idealen“ Islam vermeiden. Aber diese Zivilisation hat auch eine unübertroffene Einheit aufgrund ihrer „unbändigen transzendenten Ideale“. Der Islam als historische Realität hat eine verschwindende Einheit – aber auch eine entscheidende Kontinuität. Diese Widersprüche sind real.
Wenn wir uns anderen Versuchen zuwenden, die Abgrenzungen rund um den Islam zu steuern, wird dieses „ideale“ oder „metaphysische“ Ding, das „Grenzen auferlegt“ – mit dem Hodgson zu kämpfen bereit ist und dessen Vorhandensein er nicht auslöschen kann – auf eine Weise theoretisiert, die es entstellt, bis es zu etwas völlig anderem wird.
Foto: mrks_v, Adobe Stock
Ein Beispiel für diese Art der Theoriebildung ist Shahab Ahmeds „What Is Islam?“. Dies ist eine umfassende Chronik des kulturellen, intellektuellen, rechtlichen und sozialen Lebens im Islam, das sich auf das Gebiet konzentriert, das er als Balkan-Bengal-Komplex bezeichnet (von Osteuropa bis Südasien, aber ohne die arabische Welt oder Afrika). Ahmed verwendet dies, um den Islam in einem Rahmen zu theoretisieren, der auf dem beruht, was er als „inhärenten Widerspruch“ bezeichnet. In einer repräsentativen Passage sagt er:
„Der Islam als muslimische Auseinandersetzung mit Offenbarung-als-vor-Text, Text und Kontext enthält bereits in seiner Struktur und Dimensionalität die Prämisse und das Versprechen mehrerer räumlich differenzierter Wahrheiten. Diese Widersprüche sind nicht nur äußerlich bedingt, sondern strukturell inhärent. Grundlegende und völlige Widersprüche von Wahrheit und Bedeutung sind daher strukturell, logisch und objektiv dem Islam innewohnend und ihm eigen. Der Widerspruch erweist sich somit nicht nur als inhärent islamisch, sondern als kohärent islamisch: Der Widerspruch ist der räumlich-strukturellen Dynamik der Offenbarung an Muhammad inhärent und mit ihr kohärent.“
Hier gibt es unüberwindbare logische Probleme, die durch keine empirischen Beispiele aus der muslimischen Geschichte überwunden werden können. Zu behaupten, dass dieser Gegensatz als solcher einer „Struktur“ von Praktiken oder Ideen innewohnt, bedeutet genau genommen, einen Freifahrtschein für alles zu erteilen, in dem es überhaupt keine Anordnung geben kann.
In einer seltsamen Umkehrung nimmt Ahmed die Lösung des analytischen Problems des Gegensätzlichen und verwandelt sie in genau die Bedingung, durch die der völlige Gegensatz entsteht. Für ihn ist die Erzeugung von „(islamischer) Wahrheit und Bedeutung in zwei räumlich getrennten Hauptverläufen, nämlich Hierarchie und Innerlichkeit/Äußerlichkeit“, das, was es Muslimen ermöglicht, „den Islam in Form einer widersprüchlichen Bedeutungsgebung zu konzipieren“.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns in „What Is Islam?“ trotz der häufigen Anerkennung, dass es dabei Ebenen und Dimensionen gibt, ein Begriff von „Widerspruch“ präsentiert wird, der rein willkürlich ist. Der Satz „Sie sehen, wir sind muslimische Weintrinker“ in seiner Einleitung wird ohne Begründung verkündet. Trinken sie Wein aus einem spezifischen Grund? Es scheint, als würden sie es einfach tun. Andere tun es einfach nicht. Und da beide Muslime sind, gibt es einen „Widerspruch“.
Foto: Shutterstock
In seinem Artikel „The Idea of an Anthropology of Islam“ (1986), der für viele, die sich mit dieser Konzeptualisierung befassen, ein Prüfstein ist, sagt Talal Asad: „Der Islam ist weder eine besondere soziale Struktur noch eine heterogene Ansammlung von Überzeugungen, Artefakten, Bräuchen und Moralvorstellungen. Er ist eine Tradition.“
Für ihn muss eine erfolgreiche Anthropologie die passenden Konzepte verwenden. Und für ihn ist das richtige den Islam betreffend die „diskursive Tradition“. Das stößt jedoch auf logische Probleme, wenn er versucht, „diskursiv“ und „Tradition“ zu definieren:
„Eine Tradition besteht im Wesentlichen aus Reden, die Praktizierende über die korrekte Form und den Zweck einer bestimmten Praxis unterweisen sollen. Die, gerade weil sie etabliert ist, eine Geschichte hat. Diese Diskurse beziehen sich konzeptionell auf eine Vergangenheit (als die Praxis eingeführt wurde und von der das Wissen über ihren Zweck und ihre ordnungsgemäße Durchführung weitergegeben wurde) und eine Zukunft (wie der Zweck dieser Praxis kurz- oder langfristig am besten gesichert werden kann oder warum sie geändert oder aufgegeben werden sollte), durch eine Gegenwart (wie sie mit anderen Praktiken, Institutionen und sozialen Bedingungen verbunden ist). Eine islamische Diskurstradition ist einfach eine Tradition des muslimischen Diskurses, die sich mit Vorstellungen von der islamischen Vergangenheit und Zukunft befasst, unter Bezugnahme auf eine bestimmte islamische Praxis in der Gegenwart.“
Wenn Islam eine diskursive Tradition ist und wenn eine solche „im Wesentlichen aus Diskursen besteht“, dann ist er eine „diskursive Reihe von Diskursen“. Der Zusatz „diskursiv“ fügt keine neuen Informationen hinzu. „Diskursive Tradition“ zu sagen, ist wie „unverheirateter Junggeselle“. Es ist redundant. Wenn er eine diskursive Tradition ist, gibt es dann nicht-diskursive? Wenn es solche gibt, dann ist seine Definition von „Tradition“ falsch oder unvollständig.
Es ist wichtig zu beachten, dass Talal Asad von „Diskursen“ im technischen Sinne spricht, wie er von Michel Foucault und seinen Epigonen etabliert wurde: „Diskurs“ bezieht sich so nicht auf alltägliche Kommunikation oder Debatten. Niemand, der die Begriffe „diskursiv“ bzw. „Diskurs“ im Umfeld von Foucault liest, sollte an die idiomatische Bedeutung dieser Wörter denken.
Dessen „Diskurs“ bezieht sich auf die Behauptung von Macht durch Sprache. Auf Kontrollmechanismen, die als rationale Praktiken getarnt sind oder in Form solcher erscheinen. Sie ist die Ursache, Vorstellungen die Wirkung. „Diskursiv“ meint nicht den Ideenaustausch, vielmehr die Art und Weise, wie Macht Ideen konstruiert – nicht nur dieses oder jenes Konzept, sondern auch das Subjekt, das als ihr Urheber angesehen wird.
Wenn Asad Muslime gegen den Vorwurf der Starrheit, Nachahmung, Wiederholung und Erstarrung verteidigt, scheint es unausweichlich, dass seine Argumentation darauf hinausläuft: „Die durch-Macht-konstruierten Ideen des Islam sind genauso dynamisch, vielfältig und ausgeklügelt wie die durch-Macht-konstruierten Ideen des Westens.“
Man könnte ihm in Bezug auf die Vergleichbarkeit der Beweglichkeit, Vielfalt und Feinheit der beiden Zivilisationen zustimmen. Aber das ist etwas anderes als die Frage, was Ideen und Argumente ausmacht. Und das ist keinerlei triviale Angelegenheit. Denn keine Version des Islam in einer seiner historischen Erscheinungsformen könnte die metaphysischen Annahmen über die menschliche Natur, das Wissen und die Moral akzeptieren, die in Foucaults Diskurs-Begriff eingebettet sind.
Foto: Jean-Léon Gérôme | gemeinfrei
Asad und Ahmed lehnen die in akademischen Islamstudien verbreitete Idee ab, dass „der Islam das ist, was Muslime tun“. Sie scheinen die Inkohärenz zu erkennen (Hodgson äußert sich sowohl dafür und als auch dagegen, obwohl das meiste, was er sonst sagt, eine solche Vorstellung nicht stützen würde).
„Die Idee (von Michael Gilsenan), die er von Anthropologen übernimmt – dass der Islam einfach das ist, was Muslime überall sagen –, reicht nicht aus. Schon allein deshalb nicht, weil es überall Muslime gibt, die sagen, dass das, was andere für Islam halten, in Wirklichkeit gar keiner ist. Dieses Paradoxon kann nicht einfach dadurch gelöst werden, dass man sagt, dass die Behauptung, was die Sache ist, vom Anthropologen nur dort akzeptiert wird, wo sie sich auf die eigenen Überzeugungen und Praktiken des Informanten bezieht. Denn es ist im Allgemeinen unmöglich, Überzeugungen und Praktiken in Bezug auf ein isoliertes Subjekt zu definieren.“
Beide retten die wesentliche Wirkung dieses Denkfehlers, indem sie Rahmenbedingungen schaffen, die ihn überhaupt nicht zu einem Irrtum machen. Ihre Konzepte bewirken eine Änderung der Spielregeln. So bleibt der Trugschluss „Islam ist, was Muslime tun“ – dass Muslime sich wissentlich in dem widersprechen, was als normativ islamisch gilt – kein Hindernis mehr, das es zu überwinden gilt.
Ahmed erreicht diese Regeländerung, indem er seinen umfassenden Sinn für „Widersprüche“ in das eigentliche Wesen des Islam einfließen lässt. Asad ändert ebenfalls die Regeln und rettet „Islam ist, was Muslime tun“. Er sieht alle Punkte von Übereinstimmung und Uneinigkeit als Funktionen von Hierarchien betrachtet. Wenn Orthodoxie als diese Machtverhältnisse definiert wird, argumentiert er, dann sind die scheinbaren Meinungsverschiedenheiten Ausdrücke und Erzählungen, die die Bedürfnisse von Macht und Widerstand erfüllen.
Foto: Anna Jahn, Unsplash
Trotz ihrer oft beeindruckenden Gelehrsamkeit und Empathie scheitern westliche Akademiker, die versuchen, den Islam zu „konzeptualisieren“, nicht in der Regel aus sachlichen Gründen (obwohl dies vorkommt). Sondern vor allem aus logischen und sogar metaphysischen Anlässen. Sie übersehen etwas Wesentliches: Der einzige analytisch haltbare Ausgangspunkt (bzw. zumindest die notwendige Voraussetzung) für die „Konzeptualisierung des Islam“ besteht darin, die Gruppe von Muslimen zu identifizieren, die man als Standard ansieht – entweder global oder lokal – und ihre Praxis und ihr Erbe zu theoretisieren.
Hierbei handelt es sich nicht um eine Frage von „innen“ und „außen“, sondern darum, das Wesen der Realitäten zu verstehen, die sprichwörtlich als Religionen, Zivilisationen, Kulturen oder Traditionen bezeichnet werden. Solche metaphysischen Institutionen können ihrer Natur nach nur dann vollständig theoretisiert werden, wenn die maßgebliche Gemeinschaft identifiziert wird. Und, wie ihre Mitglieder ein Vermächtnis durch ihre gelebte Praxis weitergeben – ähnlich wie der korrekte Gebrauch einer lebenden Sprache letztlich von ihrem normativen Sprechern und nicht von einer externen Autorität abhängt.
Die besprochenen Ansätze haben gemein, dass sie das Unvermeidbare in unterschiedlichem Maße vermeiden: die Abhängigkeit von einer Standardgemeinschaft, um den Islam zu konzeptualisieren. Diese Umgehung geht mit der Annahme einher, dass Muslime nicht in der Lage seien, sich selbst angemessen zu verstehen. Und dass dies von Außenstehenden für sie getan werden müsste.
Diese Situation ähnelt der eines englischen Muttersprachlers, der sich ein Bild von der deutschen Sprache macht und sich anmaßt, über ein richtiges und falsches zu urteilen. Nicht, indem man sich auf eine deutschsprachige Autorität stützt, sondern dadurch, dass man eine „Theorie“ aufstellt. Es ist nicht nur logisch unmöglich, etwas, das man „Islam“ nennt, zu theoretisieren, ohne sich auf das zu beziehen, was man als Standardmuslim betrachtet. Es ist höchst fragwürdig anzunehmen, dass man nach 1.400 Jahren daherkommen und es erfolgreich „konzeptualisieren“ kann, wo alle anderen – insbesondere die Muslime selbst – gescheitert seien. Englischsprachige neigen nicht dazu, über Generationen hinweg Debatten darüber zu führen, wie man Deutsch konzeptualisiert. Denn sie gehen davon aus (und warum sollten sie nicht?), dass die Deutschen ihre Sprache gut konzeptualisiert haben.
Dass man glaubt, Islam müsse überhaupt in ein Konzept gefasst werden, und zwar für die damit verbundenen Zwecke, wirft daher ernsthafte intellektuelle und moralische Fragen auf.
(iz). Kürzlich habe ich ein Seminar mit dem Thema „Die muslimische Maria“ abgeschlossen. Viele Nichtmuslime im Kurs waren überrascht, als sie erfuhren, dass Muslime eine Verbindung zu Maria haben.
Sie wussten nicht über ihre Wertschätzung im Islam und wie wichtig sie für unseren Glauben und unsere Praxis ist. Das ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Amerikaner angibt, „nicht viel“ oder „überhaupt nichts“ über den Islam zu wissen.
Als muslimisches Mädchen, das in Rheinland-Pfalz, einem überwiegend katholischen Bundesland, aufwuchs, war Maria eine ständige Präsenz in meinem Leben. Ihre Bilder und Statuen, die in der ganzen Stadt verteilt waren, lächelten mich an, während ich zur Schule ging. Zur Weihnachtszeit sang ich mit meinen Klassenkameraden Lieder wie Stille Nacht, heilige Nacht.
Zu Hause und in der Moschee war ich fasziniert von Marias außergewöhnlichem Charakter, ihrem Mut und ihrer Hingabe. Sie ist eine der am meisten verehrten Frauen im Islam, und der Qur’an widmet ihr das ganze 19. Kapitel, um ihren hohen Status zu würdigen. Sie ist etwas Besonderes, nicht nur weil sie die Mutter Jesu war, sondern auch wegen ihrer vorbildlichen Spiritualität, ihrer Anbetung und ihrem Dienst an Gott.
Für mich und viele Muslime bleibt Maria ein Vorbild, wenn es darum geht, in Zeiten der Verzweiflung moralischen Charakter, Vertrauen und Hoffnung auf Gott zu entwickeln. Sie zeigt uns, dass in der Ungewissheit auch Chancen liegen. Maria hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, doch sie blieb standhaft.
Als junge Frau, die aufgrund meiner muslimischen Religionspraxis mit vielen Herausforderungen konfrontiert war, motivierte mich Maria, mich nicht von Vorurteilen und Stereotypen entmutigen zu lassen. Wie sie strebte auch ich danach, meinen Platz in der Welt zu finden.
Mit zunehmendem Alter hörte ich weiterhin muslimische Weihnachtslieder mit meinen Töchtern, von denen ich eine Maryam nannte – der arabische Name für Maria im Qur’an. Die Auswahl dieses Namens war ein Gebet: Ich hoffte dass auch meine Tochter die Frömmigkeit und die schönen Tugenden von Mitgefühl, Demut, Mut und Hoffnung verkörpern würde.
Die Präsenz Marias ist in vielen Teilen der muslimischen Welt sichtbar. Der Mihrab – die Gebetsnische in jeder Moschee, die in Richtung der Kaaba in Mekka weist, dem gemeinsamen Mittelpunkt des Gebets der Muslime – trägt den Namen des privaten Gebetsstätte von Maria, wie es im Qur’an erwähnt wird (Sure Al-i ’Imran, 3, 37).
Oft nahm ich meine Schüler mit zum Schrein der Mutter Maria (Meryem Ana Evi), einem Wallfahrtsort in der Türkei, an dem Muslime und Christen diese heilige Figur ehren. Natürlich besuchten wir auch die berühmte Hagia Sophia in Istanbul und blickten zu Maria auf, die über alle Gläubigen wacht, die zur Moschee zum Gebet eintreten.
Aus Respekt vor dem islamischen Monotheismus, der keine Bilder oder Statuen erlaubt, wird das wunderschöne Bild von Maria während der Gebetszeiten normalerweise abgedeckt.
Muslime in den Vereinigten Staaten sind stolz darauf, Moscheen nach Maria und Jesus zu benennen. Das Islamische Zentrum Maryum in Maryland, die Maryam-Moschee in Texas oder die Moschee von Jesus, dem Sohn Marias, im Bundesstaat New York – all diese Moscheen verdeutlichen die heiligen Verbindungen zwischen Islam und Christentum.
Maria ist ein Symbol der dauerhaften Beziehung zwischen den abrahamitischen Religionen. Im Qur’an (Sure Al-i ’Imran, 3, 45) wird anerkannt, dass sie im jüdischen Glauben aufgewachsen ist und dass Jesus der verheißene Messias war. Koranische Inschriften über Maria und Jesus, die im siebten Jahrhundert im Felsendom zu finden sind, bringen Verbindungen zwischen den Religionen zum Ausdruck und bewahren gleichzeitig die theologischen Unterschiede des Islam.
Im Laufe meines Lebens habe ich mehr über die christliche Maria erfahren, ohne jedoch meine eigenen muslimischen Überzeugungen aufzugeben oder die theologischen Unterschiede zu beschönigen. Für Christen bleibt Maria die Mutter Gottes (theotokos) und nimmt einen hohen Stellenwert in der Vorstellung von der Inkarnation Gottes ein.
Muslime hingegen betrachten sie als die Mutter des Propheten Jesus, die beide vollkommen menschlich sind. Marias Bedeutung im Islam ergibt sich aus ihren eigenen Eigenschaften wie Hingabe und absolutes Gottvertrauen. Ich habe gelernt, mit gesunden Meinungsverschiedenheiten zu leben und diese unauflösbaren Spannungen anzuerkennen.
Ich hoffe, dass meine Schüler bei der Auseinandersetzung mit der muslimischen Darstellung Marias meinen Unterricht mit einer reicheren und tieferen Wertschätzung für ihr spirituelles Erbe verlassen haben. Wir waren uns alle einig über ihre große Barmherzigkeit und ihre Verkörperung der Hoffnung.
Christen und Muslime zusammen machen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Ich hoffe, dass wir Maria gemeinsam ehren können, indem wir uns stärker für gegenseitiges Verständnis und für die Verbesserung unserer Menschheitsfamilie einsetzen.
Dr. Zeyneb Sayılgan ist Islamwissenschaftlerin. Ihre Forschung beschäftigt sich mit dem theologischen Gedankengut des muslimischen Gelehrten Bediüzzaman Said Nursi (1876-1960). Hierzu moderiert sie den Podcast Begegnung mit dem Islam. Ihre Arbeit ist in zahlreichen Medien wie DIALOG, Religion News Service, Covenant, U.S. Catholic, MuslimMatters, Maydan, Qantara, MIGAZIN, IslamIQ, Islamische Zeitung und Perspektif erschienen.
(iz). Dieser Text dreht sich um einen Hadith, den viele Gelehrte als eine der vier zentralen Überlieferungen betrachten, auf denen der Islam beruht.
Imam An-Nawawi, möge Allah ihm gnädig sein, betonte seine zentrale Bedeutung und erklärte: „Dieser Hadith ist von großer Wichtigkeit; der gesamte Islam dreht sich um ihn. Einige Gelehrte haben erwähnt, dass sich der Islam um vier Hadithe dreht, aber in Wirklichkeit wird alles von diesem einen Hadith umfasst.“
Der Überlieferer jenes tiefgründigen Hadiths ist Abu Ruqayyah Tamim ibn Aws ibn Kharija Al-Lakhmi. Er war ein angesehener Prophetengefährte. Tamim stammte aus Syrien und nahm im neunten Jahr nach der Hijra zusammen mit seinem Bruder Nu’aim den Islam an. Beide wurden mit der Ehre gesegnet, Gefährten des Gesandten Allahs zu sein.
Eine der bemerkenswerten Erzählungen, die ihm zugeschrieben werden, ist die berühmte Geschichte von Jassasah über den Dajjal, die der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, auf dem Mimbar erzählte. Tamim wurde für seine tiefe Frömmigkeit berühmt und erlangte unter den Menschen in Scham den Titel des „Mönchs“ seiner Zeit.
Er war dafür bekannt, als erster eine Lampe in der Moschee anzuzünden – eine Neuerung in der Andacht. Ibn Sirin erwähnte, dass er den gesamten Qur’an in einer einzigen Rak’a rezitieren konnte. Seine Geschichte ist eine Erinnerung an die Ehre, die Allah denen zuteilwerden lässt, die seine Führung aufrichtig annehmen.
Diese prophetische Aussage, die von einem so gottesfürchtigen Gefährten überliefert wurde, hat ein enormes Gewicht und eine profunde Bedeutung. Al-Tufi, möge Allah ihm gnädig sein, bemerkte: „Trotz seiner Kürze im Wortlaut ist dieser Hadith von großem Nutzen. Die Kernlehren des Islam, einschließlich der wesentlichen Sunna, können darin zusammengefasst werden.“
Um welche Aussage handelt es sich dabei? Imam Muslim, möge Allah ihm gnädig sein, überlieferte in seinem „Sahih“ von Tamim ad-Dari, möge Allah mit ihm zufrieden sein, dass der Prophet sagte: „Der Din ist Nasiha (guter Rat)“. Wir fragten: „Wem gegenüber?“ Er antwortete: „Allah, seinem Buch, seinem Gesandten und den Führern der Muslime und der breiteren Gemeinschaft.“
Der Din ist der Islam. Und der Prophet definiert ihn mit einem Wort: an-Nasiha. Was ist das? Sprachlich meint es Ehrenhaftigkeit. Sollte etwas „Nasiha“ gennant werden, bedeutet dies, dass es lauter geworden ist.
Wenn beispielsweise Honig als solches beschrieben wird, wird er als „nasih“ bezeichnet. Auch reines Gold oder eine aufrichtige Handlung kann mit diesem Begriff beschrieben werden. Alles, das rein und frei von Unfreiheit ist, kann als „nasiha“ bezeichnet werden (siehe auch Lisan al-Arab (2/615).
Imam Abu Sulaiman al-Busti erklärte, dass sie den ehrlichen Wunsch nach dem Guten für denjenigen bedeutet, an den sie gerichtet ist. Das Wesentliche an ihr ist Aufrichtigkeit – die Reinheit der Absicht und des Handelns.
Das ist vergleichbar mit reinem Honig, frei von Wachs und Verunreinigungen. Ibn Al-Athir sagte in „An-Nihaya“: „Nasiha ist ein Wort, das ein allgemeines Konzept ausdrückt, nämlich die Absicht, demjenigen, dem man einen Rat gibt, Gutes zu tun.“
Abu Sulaiman al-Khattabi, möge Allah ihm gnädig sein, sagte: „Nasiha ist ein umfassendes Wort, das bedeutet, sich zu bemühen, demjenigen, dem man einen Rat gibt, Gutes zu tun. Es heißt auch, dass nasiha von der Handlung des Flickens von Stoff abgeleitet ist, was den Akt einer aufrichtigen Person, die versucht, den Rat an denjenigen, dem er gegeben wird, zu korrigieren, mit dem Akt des Flickens eines Risses in einem Kleidungsstück vergleicht.“
Es heißt auch, dass es sich vom Prozess der Klärung von Bienenhonig aus Wachs ableitet. Wobei der Vorgang der Reinigung der Sprache von Täuschung mit dem der Läuterung von Honig aus einer Mischung verglichen wird.
Die Bedeutung des Hadithes ist, dass die Essenz und das Fundament des Dins Nasiha ist. So wie der Prophet, Friede und Segen seien mit ihm, sagte: „Hajj ist ‘Arafah.“ Das bedeutet, dass die wichtigste Säule der Pilgerfahrt darin besteht, an diesem Ort zu stehen.
Scheich Muhammad Ya’qoobi stellt die Frage, wie wir Allah, dem Buch oder Seinem Gesandten Ratschläge erteilen können. Die Bedeutung jenes Hadith ist eindeutig nicht, Nasiha zu geben, sondern vielmehr, sie anzunehmen. Der Din ist der beste und aufrichtigste Rat, den wir uns selbst bezüglich dieser aufgeführten Punkte erteilen können.
Der Kern dieses Rates liegt in unserem Gehorsam gegenüber Seinen Geboten, unserer Liebe zu Ihm und darin, Ihn über alles andere zu stellen. Wir pflegen diese Beziehung durch aufrichtige Eman, hingebungsvolle Anbetung und unerschütterliches Vertrauen auf Ihn, indem wir voll und ganz auf Seine Versorgung vertrauen. Auf die Frage: „Wem bringen wir Nasiha dar?“, antwortete der Gesandte Allahs: „Allah.“
Diese Nasiha umfasst unsere aufrichtige Herzenseinstellung Ihm gegenüber, indem wir Seine Einzigartigkeit und Vollkommenheit auf eine Weise bekräftigen, die niemand sonst teilt. Sie verlangt von uns, dass wir unsere Dienerschaft Ihm gegenüber sowohl innerlich als auch äußerlich erfüllen, indem wir beständig zu Ihm zurückkehren, Seine Hilfe mit Hoffnung und Furcht suchen und uns in fortwährender Reue und Vergebung üben.
Welche Führung schulden wir dem Qur’an? Wir sollten uns verpflichten, seine Lehren zu praktizieren, ihn fleißig zu rezitieren und zu studieren und ihn unseren Charakter formen zu lassen. Nasiha zu Seinem Buch beinhaltet unerschütterlichen Iman darin, sich mit seinen Versen durch Reflexion auseinanderzusetzen, sich an seine Grenzen zu halten, seine Gebote zu erfüllen und seine Verbote zu vermeiden.
Imam An-Nawawi erklärt treffend, dass Nasiha dem Qur’an gegenüber bedeutet, ihn als das Wort Allahs zu betrachten, zu verherrlichen, richtig zu rezitieren und bei seiner Rezitation Demut zu zeigen.
Was meint guter Rat in Bezug auf den Gesandten Allahs? Es ist unsere Pflicht, seiner Sunna zu folgen, ihn zu lieben, zu gehorchen und häufig für ihn zu beten. Nasiha für Allahs Propheten ist von größter Bedeutung und umfasst die Bestätigung seines Prophetentums, Gehorsam gegenüber Allahs Befehlen und die Verteidigung seiner Ehre.
Gelehrte wie Abu Sulaiman und Abu Bakr betonen, dass unsere Nasiha die Unterstützung und den Schutz des Propheten zu seinen Lebzeiten und nach seinem Tod sowie die Wiederbelebung und Verkörperung seiner Lehren umfasst. Denken wir nur an die tiefgreifende Rolle seiner Gefährten, möge Allah mit ihnen zufrieden sein, nach, die unerschütterliche Hilfe, Opferbereitschaft und Loyalität bewiesen haben.
Allah beschreibt sie im Qur’an: „Unter den Gläubigen gibt es Männer, die ihrem Bund mit Allah treu geblieben sind.“ (A-Ahzab, Sure 33, 23) Nach seinem Tod verwandelt sich unsere Nasiha in tiefe Liebe, Respekt und Verehrung für ihn. Wir müssen seine Sunna lernen, verkörpern und lehren und uns von Handlungen fernhalten, die von seinen Lehren abweichen. Sie spiegelt echte Liebe wider; sie kann nicht nur aus Worten bestehen, sondern muss sich in unseren Handlungen manifestieren.
Eine ergreifende Geschichte, die von Imam Abu’l-Qasim Al-Qushayri erzählt wurde, veranschaulicht dies: „Amr ibn Al-Layth, ein König von Khurasan, träumte einmal, er sei gefragt worden: „Was hat Allah mit dir gemacht?“ Er antwortete: „Allah hat mir vergeben.“ Auf die Frage nach dem Grund erklärte er: „Eines Tages schaute ich voller Stolz auf meine riesige Armee hinunter und wünschte mir, ich hätte beim Gesandten Allahs sein können, um ihn zu unterstützen. Allah dankte mir für diesen Wunsch und vergab mir.“ Diese Geschichte lehrt uns, dass selbst die aufrichtige Absicht, den Propheten zu unterstützen, zu immensen Belohnungen und Vergebung führen kann.
Und die Mitmuslime? Unsere Nasiha drückt sich durch Hilfe, Brüderlichkeit, Solidarität und Liebe zu ihnen aus, so wie wir sie für uns selbst empfinden. Für allen Leuten bedeutet sie, sie zu dem zu führen, was ihrem Din und ihren weltlichen Angelegenheiten zugutekommt. Dazu gehört, dass man ihnen freundschaftlichen Rat erteilt, Bedürftigen hilft, ihre Fehler bedeckt, Unwissende unterrichtet, Achtlose ermutigt und eine Quelle der gegenseitigen Unterstützung ist.
(iz). „O ihr Menschen, Wir haben euch wahrlich aus Mann und Frau erschaffen“ – damit sind der Prophet Adam und unsere Meisterin Hawa (Eva) gemeint, oder die Tatsache, dass wir eins sind. Dann hat Allah uns in Mann und Frau geteilt und dass jeder von uns von einem Vater und einer Mutter geboren wurde – „und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt“. Von Schaikh Isma-eel Isaacs
Daher hat niemand einen Vorzug gegenüber dem anderen. Wir sind alle in unserer Menschlichkeit gleich. Aus diesem Grund gibt es keine Grundlage für Prahlerei bzw. Überlegenheit aufgrund des Geschlechts oder der Abstammung.
Unter den Gelehrten herrscht eine leichte Meinungsverschiedenheit über die genauen Umstände, in denen dieser Vers offenbart wurde. Einige sagen, dies habe mit einem Vorfall zu tun, in den Abu Hind verwickelt war. Dabei befahl der Prophet dem Stamm Bayadah, diesen mit einer seiner Frauen zu ehelichen, und sie antworteten: „Sollen wir unsere Töchter mit unseren befreiten Sklaven verheiraten?“ Daraufhin sandte Allah diesen Vers herab.
Einige Gelehrte sagen, dass er offenbar wurde, als ein Mann, dem kein Platz eingeräumt worden war, beim Namen seines Vaters gerufen wurde. Der Prophet fragte, wer das sei, und Thabit antwortete: „Ich bin es, o Gesandter Allahs.“ Der Prophet bat ihn dann als Lehre für alle, in die Gesichter der Menschen zu schauen, und Thabit sah Menschen unterschiedlicher Hautfarbe. Der Gesandte Allahs sagte dann: „Du übertriffst sie nur durch Frömmigkeit.“
Allein die Tatsache, dass wir alle eine Herkunft teilen, die sich zweifelsohne bis auf Adam und Hawa zurückverfolgen lässt, ist der größte Beweis gegen die Vormachtstellung aufgrund der Abstammung.
Wie überliefert und allgemein bekannt ist: „Kein Araber hat Überlegenheit gegenüber einem Nicht-Araber, noch hat ein Nicht-Araber Überlegenheit gegenüber einem Araber; ebenso wenig hat eine weiße Person Überlegenheit gegenüber einer schwarzen Person, noch hat eine schwarze Person Überlegenheit gegenüber einer weißen Person, außer durch Taqwa.“
Außerdem sagte der Prophet: „Es gibt drei Dinge, die Überbleibsel aus der vorislamischen Zeit sind: Prahlerei mit den eigenen Vorfahren, Beleidigung der Abstammung anderer und das Beschwören der Rufe der vorislamischen Ära.“
Allah schuf die Menschen in Schu’ub (das sind große Gruppen, die aus kleineren Untergruppen, den Qaba’il, bestehen), um die gegenseitige Anerkennung und Verbindungen untereinander zu erleichtern, gemäß der Weisheit, die Allah verfügt hat. Das bedeutet, dass man die Abstammungslinien und Vorfahren der anderen anerkennt, damit man ohne Zweifel weiß, dass alle aus einer einzigen Quelle abstammen. Wie der Prophet sagte: „O ihr Menschen, euer Herr ist Einer, und euer Vater ist Einer. Ihr alle seid von Adam, und Adam wurde aus Staub erschaffen.“
Er sagte: „In der Tat ist der Edelste von euch in den Augen Allahs der Rechtschaffenste von euch“ (Al-Hujurat, Sure, 49, 18) – was bedeutet, dass nicht derjenige mit der angesehensten Abstammung gemeint ist. Die Grundlage für die Vervollkommnung der Seelen und die Unterscheidung zwischen den Individuen ist Taqwa.
Wer die höchsten Ränge erreichen will, muss sie anstreben. Der Prophet sagte: „Wer unter den Menschen der Edelste sein will, der soll tun, was Allah ihm befohlen hat, und sich von dem fernhalten, wovon Allah ihm befohlen hat, sich fernzuhalten.“
Der Prophet sagte: „In der Tat schaut Allah nicht auf eure äußere Erscheinung oder euren Reichtum, sondern Er schaut auf eure Herzen und eure Taten. Ihr seid alle Nachkommen Adams; der Edelste von euch ist in den Augen Allahs der Rechtschaffenste von euch. Dennoch sagt ihr: ‘So-und-so ist der Sohn von so-und-so.’“
In diesem Zusammenhang rechtfertigt kein Kontext eines Volkes, einer Nation oder einer Ethnie deren Überlegenheit gegenüber einer anderen. Es heißt, dass Sayyiduna Ali zu sagen pflegte: „Worauf muss der Sohn Adams stolz sein? Sein Anfang ist ein verachtenswerter Tropfen Flüssigkeit, und sein Ende ist ein schmutziger Leichnam, und dazwischen trägt er Abfall.“
Das Einzige, was Sinn ergibt, ist: „In der Tat ist der Edelste von euch in den Augen Allahs der Rechtschaffenste von euch.“ (Al-Hujurat, Sure, 49, 18)
Ibn Ajiba kommentiert diesen Vers wie folgt: „Wisse, dass der Anteil jedes Dieners von Allah entsprechend seiner Taqwa ist, und seine Taqwa entsprechend seiner Hingabe an Allah, und seine Hingabe entsprechend seiner Freiheit von Ablenkungen, und seine Freiheit entsprechend seiner Selbstlosigkeit, und seine Selbstlosigkeit entsprechend seiner Liebe, und seine Liebe entsprechend seines Wissens über Allah (…).“
Umgekehrt schrieb er auch: „Der Fall eines Dieners in den Augen Allahs ist auf den Mangel an Taqwa zurückzuführen, und der Mangel an Taqwa ist auf die Schwäche seiner Hingabe oder Konzentration zurückzuführen, und die Schwäche der Hingabe entspricht der Komplexität seiner Sorgen und die Komplexität der Sorgen hängt von seinem Eifer und Verlangen nach der Welt ab, und das Verlangen nach der Welt hängt von der Schwäche seiner Liebe zu Allah ab, und die Schwäche der Liebe hängt von seiner Unwissenheit über Ihn ab. Und Allah weiß es am besten.“
Die Spaltungen, die wir für uns selbst schaffen, um einige fälschlicherweise über andere zu erheben, haben in den Augen Allahs keine Bedeutung. Wer von Allah, dem Allmächtigen, geehrt wird, hat die Mittel zum Glücklichsein erlangt und die Schlüssel zur Erlösung gesichert. Niemand wird von Allah mehr geehrt als derjenige, der Seine Grenzen in der Öffentlichkeit und im Verborgenen einhält.
(iz). Dass Islam und seine Angehörigen wesensfremd in Europa bzw. dem „Abendland“ und seiner Geschichte sowie Kultur seien, gehört zu den Standardbehauptungen einer oft unsachlich geführten Debatte. Wer Muslim ist, so die Vorstellung, kann kein Europäer sein.
In den vergangenen Jahrzehnten ist sowohl von wissenschaftlicher Seite als auch von muslimischen Denkern wie dem Mazedonier Prof. Dr. Ferid Muhic u.a. Einiges unternommen worden, um dieses oft gewollte Missverständnis zu beheben. Letzterer entwarf das Bild eines „islamischen Halbmonds“, der sich in Raum und Zeit der europäischen Geschichte entwickelt habe. In einem Bogen von Polen und dem Baltikum, über die Ukraine, Südosteuropa, dem Mittelmeer einschließlich seiner Inseln, Italien bis zur iberischen Halbinsel und Frankreich waren Muslime Akteure unserer Vergangenheit.
In den verschiedenen Kulturwissenschaften setzt sich die Erkenntnis immer weiter durch, dass das Gerede von einer „jüdisch-christlichen“ Kultur nicht haltbar sei bzw. eine ideologische Verzerrung der Entwicklung darstellt. Längst geht man davon aus, dass Zivilisation und Geistesgeschichte des heutigen Europas von mindestens vier Faktoren geprägt wurden: der Antike inkl. den vorchristlichen Anteilen, Judentum, Christentum und auch Islam.
Es ist ein banaler Gemeinplatz, dass sich das in Wort und Gewohnheiten bis heute erhalten hat. Unzählige Begriffe in vielen europäischen Sprachen – von Alkohol bis Zucker – prägen die Alltagssprachen weiterhin. Dass Orient und der Okzident nicht mehr zu trennen sind, meinte übrigens schon unser Nationaldichter Goethe.
Foto: IGGÖ
Obwohl wir heute in zwei unterschiedlichen Staaten leben, war die deutsche und die österreichische Geschichte über mehr als ein Jahrtausend miteinander verzahnt wenn nicht deckungsgleich. Der österreichischen Geschichte und ihrem „islamischen Erbe“ widmete die dortige Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) nun einen Band.
Der handliche Band stammt aus der fleißigen Feder von Gernot Galib Stanfel. Er ist u.a. Musiker, Musiktherapeut und -pädagoge sowie Hochschullehrer. Stanfel wurde 1968 in Klosterneuburg geboren und wuchs in Wien sowie Pressbaum auf. Der umtriebige Künstler hat sich in verschiedenen Bereichen engagiert, darunter der interreligiösen und interkulturellen Beratung. Er ist darüber hinaus Obmann des Forum Islam und Kunst des Islamischen Instituts für Erwachsenenbildung in Wien. Bereits 2012 kuratierte er die Ausstellung „Ostarrichislam“, anhand derer die vielfältigen historischen Begegnungen aufgezeigt wurden.
Muslime in Deutschland kennen Österreich als einen Staat, in dem die Institutionalisierung der religiösen Strukturen im Gegensatz zum hiesigen Land gelungen ist. Als Produkt der eigenen Geschichte auf dem Balkan kennt unser südlicher Nachbar die Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft seit Jahrzehnten. Und das trotz einer sich radikalisierenden politischen Landschaft. Im jüngsten FRA-Bericht zur Lage der Grundrechte muslimischer MitbürgerInnen liegt Österreich bei antimuslimischen Diskriminierungen auf einem unrühmlichen ersten Platz – dicht gefolgt von der Bundesrepublik.
„Das islamische Erbe Österreichs“ hat zum Ziel, den islamisch geprägten Anteil der dortigen Identität aufzuzeigen. „Und den einen oder anderen, vielleicht weniger bekannten Teil derselben bewusst zu machen oder neu hervorzuholen.“ In unermüdlicher Detailarbeit zeichnet Stanfel alles Mögliche nach. Das reicht von baulichen Anleihen des Mittelalters aus dem Orient, über die unzähligen Spuren der „Türkenkriege“ in Ortsnamen, Gebräuchen und Dokumenten über die Orientmoden der frühen Neuzeit bis zum Beginn einer muslimischen Präsenz im Habsburgerreich ab dem 19. Jahrhundert. Darunter finden jene Vorläufer Erwähnung, die damals noch als „Exoten“ zum Islam gefunden haben.
Das Buch will mit der Vorstellung aufräumen, die österreichisch-islamischen Beziehungen seien vorrangig von Konfrontation geprägt worden. Es ist ein Pionier in der Behandlung des Themas. Daher musste der Autor stellenweise Neuland betreten, weil es zuweilen nicht in einer „rein wissenschaftlich aufgearbeiteten Form“ vorliegt.
Dabei ist der Umgang mit diesen vielfältigen Beziehungen methodisch nicht immer leicht. Obwohl ihm „die Trennung von Religion und Kultur“ ein wichtiges Anliegen sei, könne dies im Kontext des Textes nicht immer erfolgen. Ein prägnantes Beispiel führt er dabei an, das für einen Teil der österreichischen Geschichte wichtig ist: der Begriff des „Türken“. Darunter lassen sich in einer historischen Betrachtung drei Aspekte verstehen: eine Ethnie, Einwohner des Osmanischen Reiches sowie „MuslimInnen im Allgemeinen“.
Trotz möglicher Fallstricke und Hürden ist Gernot Galib Stanfel ein wichtiges und lesenswertes Buch gelungen, das hilft, die Vorstellung vom Muslim als dem „Anderen“ zu den Akten zu legen.
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