Triumph mit evangelikaler Hilfe

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Obwohl Donald Trump bei den Republikanern als wenig religiös gilt, konnte er am „Super Tuesday“ in mehreren Hochburgen der Evangelikalen gewinnen. In der „Grand Old Party“ führt nun kaum noch ein Weg an ihm vorbei.
Washington (KNA). Eigentlich hätte der „Super Tuesday“ der Tag von Ted Cruz werden sollen. Der erzkonservative US-Präsidenschaftsanwärter der Republikaner ist Sohn eines aus Kuba eingewanderten Erweckungspredigers. Unter den protestantischen Rechten hat der texanische Senator viele Anhänger. Das Mitglied der „Southern Baptists“ bietet mehrere hundert Pastoren auf, die seine Ambitionen unterstützen, und verfügt über eine Armee freiwilliger Wahlhelfer aus evangelikalen Gemeinden.
Scheinbar ideale Voraussetzungen also, um in den evangelikalen Hochburgen im Süden der USA zu triumphieren, in denen am Dienstag Vorwahlen stattfanden. Doch am Ende hieß der Sieger einmal mehr: Donald Trump. Und das, obwohl laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew die Mehrheit der US-Konservativen Trump für „nicht besonders“ oder „gar nicht religiös“ hält. Grundlos ist der Argwohn freilich nicht: So erwies sich der 69-Jährige jüngst bei einem Vortrag vor religiös-konservativen Studenten als wenig bibelfest und verwechselte bei einem Kirchenbesuch während des Wahlkampfs in Iowa einen Kommunion- mit einem Spendenteller.
Zuletzt sorgte der Milliardär obendrein mit Kritik an Papst Franziskus und dessen Mexikoreise für Schlagzeilen. Überhaupt wirbt der Presbyterianer eher mit wenig christlichen Versprechen für sich – mit dem Bau einer Mauer, der Abschiebung von elf Millionen Einwanderern und der Rückkehr zur Folter im Kampf gegen den Terror. Trotzdem bleibt er beim Kampf ums Weiße Haus der wichtigste Herausforderer für die etablierte Demokratin Hillary Clinton. Vor allem sein Vorschlag, keine Muslime mehr ins Land zu lassen, kommt bei vielen gut an: 85 Prozent der Trump-Wähler sind von dieser Idee begeistert. Über die fehlende Bibelfestigkeit ihres Favoriten sehen sie offenbar geflissentlich hinweg.
Am Superwahltag erhielt der umstrittene Quereinsteiger erneut Unterstützung aus nahezu allen Bevölkerungsgruppen, von Evangelikalen ebenso wie von Geringverdienern und höher Gebildeten. Mit seinen Erfolgen in den Bundesstaaten Georgia, Alabama, Massachusetts, Virginia, Tennessee, Vermont und Arkansas dürfte Trump seinen Gegnern neues Kopfzerbrechen bereiten. Nicht zuletzt die republikanische Parteiführung, die viel lieber den als gemäßigt geltenden Senator Marco Rubio aus Florida als Sieger sähe, wird sich neu orientieren müssen.
Am politischen Rabauken Trump führt im Lager der Republikaner kaum noch ein Weg vorbei. Rubio überzeugte am Dienstag erneut nicht beim Wähler und konnte lediglich in Minnesota einen Sieg verbuchen – sein erster überhaupt in den Vorwahlen. Cruz errang immerhin den wichtigen Staat Texas sowie Oklahoma und Alaska. Nach seinem Sieg in Iowa zum Vorwahl-Auftakt hat Cruz damit vier Siege auf seinem Konto. Doch an Trump mit seinen bisher zehn gewonnenen Staaten reicht er bei weitem nicht heran.
Dass sich dieser Trend bald umkehren könnte, ist eher unwahrscheinlich. Im Gegenteil: Trump deutete während einer Pressekonferenz am Dienstag an, dass er – als Zugeständnis für das Establishment – durchaus auch staatsmännisch auftreten kann. Mit konziliantem Unterton sagte er: „Ich bin jemand, der die republikanische Partei zusammenbringen wird, auch wenn das kaum jemand glaubt.“