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Vom Lernen, Bienen zu halten

Ausgabe 310

Foto: manupadillaphoto, Freepik.com

Zu Beginn des Jahres habe ich mich entschieden, zu mehr ja zu sagen. Als mir eine Freundin sagte, dass es einen Kurs über Bienenzucht gab, dachte ich mir: Das macht mich neugierig. Vielleicht ­haben sie noch einen Platz frei. Von Eman Yusuf

Angefangen damit, einen Hammer und Nägel in die Hand zu nehmen und den Bienenstock zu bauen, bis zum Anziehen der Bienenanzüge und dem Lernen über die Aktivität Tausender Bienen, war ich voller Ehrfurcht. Ich habe Respekt gelernt für die kleine Kreatur, die mich früher ängstigte. Die entsprechende Qur’ansure über die Biene las ich mit neuem Respekt. Entwickelt hat sich eine Faszination für das neue Hobby. Ich bin zur Erkenntnis gelangt, dass es definitiv auch eine spirituelle Beschäftigung ist.

Lernen konnte ich, dass ein Bienenvolk eine vollentwickelte Gesellschaft ist, die uns manches lehren kann. Von der Insek­tenwelt über alle Meerestiere bis zu den Steinen – alles unterliegt dem göttlichen Entwurf. Im Bienenstock ist das, was für das unaufmerksame Auge wie Chaos aussehen mag, perfekt organisiert. Jede Biene hat eine Rolle: Die Bienen, die Larven füttern, jene, die sich um die Königin kümmern und sie mit Gelee royale füttern, die Drohnen, deren Aufgabe es ist, sich mit ihr zu paaren und die Temperatur im Bienenstock zu regulieren.

Es fällt mir noch schwer, den erstaunlichen Prozess zu begreifen, mit dem Bienen Honig herstellen. Der Nektar aus einer Reihe von Blüten wird im Magen der Bienen gespeichert, wo er sich mit spezifischen Enzymen vermischt, die ihn in eine zuckerhaltige Substanz verwandeln, die in die Zellen zurückgeworfen wird. Dann wird er von den Bienenflügeln aufgefächert, und sobald die überschüssige Feuchtigkeit verdunstet ist, bleibt der ­Honig übrig. Zu wissen, wozu diese ­Insekten in der Lage sind und zu begreifen, dass Gott von jeder einzelnen Biene in den Millionen Stöcken weiß, erinnert mich an das wahre Ausmaß von Allahs Allwissenheit.

Im Gedanken daran macht der folgende Vers demütig: „Er verfügt über die Schlüssel des Verborgenen; niemand kennt sie außer Ihm. Und Er weiß, was auf dem Festland und im Meer ist. Kein Blatt fällt, ohne dass Er es weiß; und kein Korn in den Finsternissen der Erde und nichts Feuchtes und nichts Trockenes, das nicht in einem deutlichen Buch wäre.“ (Al-An’am, Sure 6, 59)

Nach dem Schmecken des Honigs aus diesen Rahmen – direkt von den Bienen mit meinem Finger –, wurde mir klar, was uns auf Erden gegeben wurde. Ich meine nicht nur unsere Nahrung, sondern auch Flüsse sowie die Sterne, die Allah den Menschen zur Orientierung gewährte.

In einem Hadith unterstrich der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, die Eigenschaften einer Biene und verglich sie mit denen eines Gläubigen: „Bei demjenigen, in Dessen Hand die Seele Muhammads ist, der Gläubige (arab. mumin) ist wie eine Biene, die das Reine und Vollwertige ist, und die das Reine und Vollwertige hervorbringt. Worauf sie landet, wird nicht zerbrochen oder zerstört.“

Sie suchen nach den besten Quellen für Nektar. Wandeln ihn in etwas um, das ihnen später in ihren Nahrungsspeichern zugutekommt. Aber im Fall der Honigbiene einen Überschuss liefert, den wir dann konsumieren können und der Heilung für uns sein kann. Wenn eine Biene auf einer Blume landet, sieht es fast so aus, als würde sie über der Blume schweben, denn trotz ihrer winzigen Größe würde ihr Gewicht, wenn sie auf der Blume ruhen würde, diese brechen. Wenn ich an die Lektionen denke, die ich von der Biene mitnehme, dann wäre es, dass ich danach streben sollte, mich gesund zu ernähren, auf die Reinheit der Dinge zu achten, die ich konsumiere, und auf die Dinge, die ich in die Welt setze, seien es meine Worte oder Taten.

Die Sorge um einen Bienenstock haben mich über ihre Welt hinaus ermutigt, genau zu beobachten und hinzuschauen, um die Schönheit in allem wahrzunehmen, woran wir täglich vorbeigehen. Um mich in der Hektik des täglichen Lebens daran zu erinnern, dass alles, was Allah erschaffen hat, in ständiger Erinnerung an Ihn ist; auf eine Art und Weise, die wir nicht verstehen können.