Zwischen den Parteien

Ausgabe 291

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(Brookings.edu). Auf der einen Seite ist das eine Art goldenes Zeitalter für amerikanische Muslime und ihren Platz im öffentlichen Leben. Manchmal scheint es, als wären sie überall, selbst wenn es nicht der Fall ist. Sie treten in ihrer eigenen Fernsehshow auf, leiten das Korrespondenten-Dinner des Weißen Hauses, gewinnen Oscars und werden zu Snapchat-Sensationen. Manches geschieht subtiler, aber nichtsdestotrotz beeindruckend: Wer in einem halbwegs hippen, städtischen Umfeld wohnt, für den ist es nicht ungewöhnlich eine Frau mit Kopftuch gemeinsam mit anderen diversen Amerikanern in einer Werbung zu sehen.

Das macht es leicht, die andere Wirklichkeit zu vergessen, die neben der liberalen Umarmung der Muslime durch die Popkultur herrscht. Die Zunahme anti-muslimischer Vorurteile und anderer Formen der Diskriminierung von Muslimen ist ausreichend dokumentiert. Selbst, wenn man sie nicht erfährt oder sieht, weiß man, dass Islamophobie existiert. Denn sie ist präsent in sozialen Medien und der Rhetorik unseres Präsidenten. Sie ist unausweichlich.

Laut einer Umfrage von Professor Shibley Telhami von der University of Maryland haben positive Ansichten auf den Islam während des Wahlkampfes 2016 zugenommen. Aber diese Zunahme kam ausschließlich von Demokraten und Unabhängigen. Unter Republikanern bleiben Einstellungen gegenüber Muslime als Gruppe und Islam als Religion beunruhigend niedrig (bei rund 40 beziehungsweise 25 Prozent).

Das ist das Amerika, über das sich die Anwältin und Autorin Asma T. Uddin in ihrem Buch „Wenn Islam Is Not a Religion“ am meisten sorgt. Der Titel leitet sich aus einer wachsenden Bewegung ab, die behauptet, Islam sei eine politische Ideologie und keine Religion. Wenn Islam keine Religion ist, schreibt Uddin, dann könne er nicht den Schutz der US-Gesetze für religiöse Entfaltung beanspruchen. Im Wesentlichen beschreibt dies, wie viele konservative Christen die scheinbar widersprüchlichen Positionen des Eintritts für ihre eigene Glaubensfreiheit, aber nicht die der Muslime, rechtfertigen. In diesem Prozess wird die freie Religionsausübung, garantiert durch den ersten Verfassungszusatz, zu einem weiteren Opfer der parteistrategischen Polarisierung.

Dass ein solches Argument zum Islam von christlichen Konservativen stammt, ist ironisch. Der Gedanke, dass Religion privat und persönlich bleiben sollte, ist genau das Argument, das säkulare Liberale gegen Christen verwenden, wenn es um Fragen wie Abtreibung (…) geht. Die Konservativen sind zu Recht darüber ungehalten, dass ihr Glaubensbekenntnis keinen Einfluss auf ihre Politik haben sollte. Warum sollten sie dann darauf bestehen, dass amerikanische Muslime genau das werden, was sie für sich ablehnen – nämlich gute, gefügsame Säkularisten zu sein?

Uddin schreibt am besten und leidenschaftlichsten, wenn sie behandelt, wie dieser Strang des antimuslimischen Vorurteils sie als praktizierende Muslimin betrifft. Darin teilt sie einige Sorgen von konservativen Christen zur säkularen Intoleranz gegenüber ehrlichen, religiösen Ansichten. Uddin befürchtet, dass Muslime sich zu eng an die Demokraten anbinden. Und merkt beispielsweise an, dass „die tribale Opposition der Rechten gegenüber der politischen Linken, die Feindseligkeit der Rechten gegenüber den religiösen Rechten der Muslime vervielfacht“.

Viele Muslime (darunter meine Person) sind erleichtert, dass es zumindest eine der beiden großen Parteien auf sich genommen hat, Muslime in einer Phase der Unsicherheit zu verteidigen. Gleichzeitig gibt es eine Strömung des wachsenden Unbehagens unter erklärtermaßen konservativen Muslimen. Werden wertkonservative Muslime noch einen Platz bei den Demokraten finden?

Ein konservativer Muslim sagte mir einmal: „Ich sehe Verachtung in der demokratischen Partei für meinen Glauben, selbst wenn sie sich gegen Islamophobie aussprechen. Die grundlegende Sicht der Demokraten auf jede ernsthaft religiöse Person, ist im besten Fall, dass sie lächerlich und leichtgläubig ist; und schlimmstenfalls, dass sie gefährlich ist.“ Uddin zitiert das berüchtigte Beispiel der Senatorin Dianne Feinstein. Diese sagte der praktizierenden Richterkandidatin Amy Coney Barrett, dass „das Dogma hörbar in Ihnen lebt“. Schwer vorstellbar, dass sie das zu einer muslimischen Richteranwärterin sagen würde. Es bleibt aber ein Affront gegenüber der amerikanischen Tradition von Religionsfreiheit und einer, der sich zur passenden Zeit leicht gegen konservative Muslime wenden ließe.

Uddins vorsichtige, faire und oft eindrucksvolle Erzählung präsentiert Religion nicht als Quelle unserer Spaltungen, sondern als Fenster, wie wir besser mit ihr umgehen können. Wie alle Debatten über Autonomie und Wahlmöglichkeiten ist diese – und den Platz der Muslime im öffentlichen Leben der USA – eine grundlegende, vielleicht die grundlegendste Frage der Ära Trump: Wie man mit tiefen Unterschieden zusammenlebt, und nicht gegen sie.