(iz). Der neue Innenminister De Maiziere lädt die muslimischen Vertreter ein, um über Alternativen zur DIK zu diskutieren. Immerhin scheint sich beim Innenministerium – zumindest dem Anschein nach – die Einsicht durchgesetzt zu haben, dass es so wie in der Vergangenheit mit der Islamkonferenz nicht weiter gehen kann. Es wird sich zeigen, ob seitens der muslimischen Verbände überzeugende Alternativen präsentiert werden. Unabhängig von der Frage, ob und wie auf Bundesebene – denn die wichtigen Themen sind Ländersache – der Dialog zwischen Staat und Muslimen fortgesetzt wird, müssen sich die Muslime wichtigen Grundsatzfragen stellen.
Gerade der aktuelle Streit um die „Islamische Theologie“ oder aber auch die staatliche oder halbstaatliche „Elitenförderung“ junger Muslime verdeutlichen diese Notwendigkeit. Die Muslime brauchen eine innermuslimische Debattenplattform, in der sich die unterschiedlichsten Muslime – sowohl die im KRM organisierten Verbände als auch muslimische Initiativen aller Couleur – austauschen und Grundsatzfragen jenseits des medialen Raumes diskutieren.
Gerade die Rolle des Staates in der Etablierung der Theologie wirft Fragen auf, die für Irritationen sorgen. Auch junge Muslime sollten einen Raum bekommen ihre Bedürfnisse und Erwartungen zur Sprache zu bringen. Ansonsten wird durch staatliche Angebote jenseits der muslimischen Community eine Entwicklung angestoßen, die dazu führt, dass sich gerade die klugen Köpfe immer mehr von der Gemeinschaft entfernen. Das ist auch gar nicht als Vorwurf an diese aktiven jungen Muslime gemeint.
Es ist nachvollziehbar, dass sie gewisse Angebote annehmen und im Rahmen dieser Projekte sich engagieren. Nur müssen wir uns alle als Muslime jenseits einer Verbandszugehörigkeit die unangenehme Frage stellen, wieso wir nicht in der Lage sind, die Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um unsere eigenen Angelegenheiten selber zu regeln und somit möglichen Abhängigkeiten vorzubeugen.
Das ist eine mindestens genauso wichtige und zentrale Frage, wie die Frage nach der Zukunft der DIK. Es ist an der Zeit sich nicht länger mit Events aufzuhalten, die für viel medialen Wirbel und Handshakes sorgen, aber die muslimische Zivilgesellschaft in Deutschland nicht wirklich substanziell weiterbringen. Ob wir eine lebendige muslimische Zivilgesellschaft mit all ihren Facetten etablieren können, hängt in erster Linie von uns selber ab.
Wir brauchen mehr als große Konferenzen
Ausgabe 224